38. Kapitel

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Eine Waffe kann
der Menschheit niemals
Frieden geben!

~ Iceberg


Direkt nach Einbruch der Dunkelheit, befanden sich die Krieger am großen Tor zum Schlossgarten. Allesamt hatten sie schwarze Roben an, in der Hoffnung, so weniger aufzufallen, als in dem himmelblauen Stoff ihrer eigentlichen Mäntel.
"Wir teilen uns auf! Jeon und Neno, ihr übernehmt die südliche Seite! Io und Lu, ihr die östliche und westliche! Blace und ich, durchsuchen den nördlichen Teil des Gartens! Heute Nacht finden wir diese Scryp!", entschlossen reckte Gwyn sein Kinn nach oben und zog seine Kapuze enger in sein Gesicht, während ihm seine Kameraden zunickten.
"Heute Nacht, setzen wir den Anfang zum Sieg!", sprach Neno weiter und versteckte ihre langen Haare unter dem Umhang.
Jeon, welcher direkt neben dem Mädchen stand nickte und atmete dann tief durch: "Die Wachen sind weg. Ich rieche sie nicht mehr!"
"Gut...dann los!", wie ein Startschuss teilte sich die Gruppe nach diesen Worten langsam auf.
Wie zuvor besprochen begannen die Krieger ihren zugewiesenen Bereich zu durchsuchen. Sollten sie etwas finden, würden die jeweiligen Magier der Gruppe ein telepathisches Signal von sich geben und da Luniper als Zaubereigelehrter immer seine Box mit Energie dabei hatte, war es auch für ihn kein Problem ein solches Signal zu übermitteln.

Blace schritt direkt neben Gwyn entlang und blickte auf den schneebedeckten Boden und dann rauf in den Himmel: "Hoffentlich reichen die Mondstrahlen aus..."
"Werden sie!", mit schnellem Gang lief der General vorwärts und hielt an der nächsten Gabelung, welche zum einen zur Mauer des Schlosses führte und zum anderen in die Mitte des Gartens.
"Zuerst nach rechts, wir gehen die Mauer ab und dann im Kreis zurück zur Mitte, so können wir einen größeren Radius abdecken!", erklärte Gwyn und ging nach dem Nicken des Jüngeren zur Mauer.
Das Suchen begann.
Blätter wurden angehoben, Blüten betrachtet und Schnee zur Seite geschoben. Aber es schien erfolglos. Nirgends fanden die Krieger die kleine blaue Blume. Sie suchten überall, gingen den gesamten Garten ab und schauten mehrmals an einer Stelle, aber keiner von ihnen fand eine Spur, kein Blütenblatt, oder wenigstens den Hauch einer bläulichen Pflanze. Nur Schnee und verdorrte Rosensträucher, sowie eine Vielzahl an exotischer Pflanzen, welche nur durch Magie überleben konnten.
"Und jetzt?", unsicher trat Luniper von einem Fuß auf den anderen und hob dann den Kopf, um in den Wolkenbehangenen Himmel zu blicken.
"Ich weiß es nicht...das war unsere einzige Chance. Es würde auffallen, wenn in kurzer Zeit erneut die Wachen ausfallen würden, das können wir nicht riskieren!", Gwyn atmete tief durch und scharrte dann mit seiner Fußspitze auf dem Boden herum, ehe er in die Runde blickte, "Es...es tut mir leid..."
"Es ist nicht deine Schuld!", versuchte Neno den niedergeschlagenen Krieger aufzubauen, "Wir können es noch immer schaffen!"
"Aber leider nicht heute...", gab Melionda zu bedenken und starrte in den Himmel, von welchem kleine weiße Flocken fielen.
"Und auch nicht morgen...", Luniper biss sich auf die Lippe und beobachtete die Wolken, welche den Schnee mit sich trugen und durch den aufkommenden Wind den Mond freigaben.
"Aber wir werden es!", sprach Jeon mit entschlossener Stimme, "Wir sind ein Team und gemeinsam..."
Jeder blickte den Wandler irritiert an, als er mitten im Satz abbrach, aber sie konnten ja nicht sehen, was er sah. Allesamt standen sie mit dem Rücken dazu. Mit dem Rücken zu der kleinen blauen Blume, welche genau in jenem Moment im Schein des Mondes erblühte und ihre Knospe öffnete. Ein sanftes blaues Licht umgab sie, während ihre Mitte golden schimmerte.
Unscheinbar wunderschön und doch so trügerisch Dunkel!
Fasziniert starrte der Wandler auf die Blume, hatte noch immer den Mund geöffnet, seinen Satz aber weiterhin nicht beendet, während die restlichen der Gruppe ihn verwirrt musterten.
"Jeon was ist?", versuchte es Gwyn, aber auch Worte holten den jungen Kunstmagier nicht zurück in die Realität, viel zu sehr war er gefangen in der Schönheit der kleinen Blume.
Blace schritt irritiert auf ihn zu, legte seine Hand auf den Arm des Braunhaarigen und ließ ihn damit zusammenzucken.
"Die Scryp!", war alles was er rausbrachte, ehe er seine Hand hob und hinter die Krieger deutete, "Wir haben sie gefunden!"
Nacheinander drehten sich die Köpfe der Anwesenden nach hinten, an die Stelle, wo ihre gesuchte Blume stand, an die Stelle, an welcher sich ihre Lösung befand.
B

lau schien das Licht des Mondes vom Himmel herab, tauchte ihre Umgebung in eine andächtige Atmosphäre, während sich die Stille zwischen ihnen ausbreitete und der Schnee aus den weißen Wolken rieselte.
Neno, war die erste im Bunde, welche sich aus ihrer Trance löste, denn wie auch die anderen der Gruppe, konnte sie es ebenso wenig glauben, endlich ihren Anfang für das Ende gefunden zu haben.
Dort stand sie, keine zwei Fußlängen von ihnen entfernt befand sich die wohl schönste und doch auch eine der gefährlichsten Blumen.
Langsam schritt die Blondhaarige voran, ging in die Hocke und konnte sich ein trauriges Lächeln nicht verkneifen. Ihr Bruder war zwar tot, aber noch in jenem Tod, hatte er ihnen geholfen, denn ohne ihn hätten sie niemals im Schlossgarten so zerbissen gesucht.
"Unser fehlendes Puzzleteil ist gefunden!", Gwyn lächelte, doch auch das seine wirkte traurig, besonders, als er den Kopf gen Himmel hob, "Ich danke dir mein bester Freund!"
Vorsichtig strich Neno über die Pflanze und ihre zarten Blätter: "Uns reicht ein Blütenblatt, dann kann ich morgen damit beginnen unseren Verräter ausfindig zu machen!"
"Warum erst morgen?", hakte der General nach und trat hinter sie, während die restliche Gruppe noch immer an Ort und Stelle stand.
"Ich muss zum Händler in die Stadt, mir fehlen noch zwei Zutaten, andernfalls würde die Eliomonie nicht funktionieren!"
"Das wäre fatal...also müssen wir uns Gedulden...", seufzte der zweite Blondhaarige im Bunde und fuhr sich durch eben jene hellen Haare.
Blace nickte nur und Luniper, sowie auch Gwyn bissen sich auf die Lippe.
"Das Problem ist...es darf nicht auffallen. Wir dürfen morgen nicht alle plötzlich fehlen, nicht den gesamten morgigen Tag!", nachdenklich legte der Silberäugige seinen Zeigefinger ans Kinn.
"Natürlich nicht...der Laden, wo ich hin muss, macht sowieso erst um Mittagszeit auf, also können wir davor unserem gewohnten Ablauf nachgehen!"
"Das heißt trainieren...", schlussfolgerte Blace auf Nenos Worte hin und nickte dann kurz darauf.
"Trainieren und nicht auffallen, etwas, was wir definitiv hinbekommen sollten!", Jeon ging in die Hocke und sah von unten hoch zu Gwyn.
"Ja, das bekommen wir hin.", nickend seufzte der General und ging neben Neno in die Hocke, "Nimm ein Blütenblatt mit und verstecke es gut. Danach sollten wir von hier verschwinden!"

Mit dem Herzen eines Engels (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt