Namjoon p.o.v
Seit dem Vorfall von meinem und Jins Geständnis ist bereits schon wieder viel Zeit vergangen.
Wir waren sogar letztens miteinander im Cafe und hatten so eine Art Date. Es war wunderschön...
Ich fahre mir durch die Haare, während ich auf die Flammen des Lagerfeuers blicke. Das Fleisch für unser Abendessen wird wohl bald fertig gegrillt sein.
Meine Gedanken kontrollieren mich schon wieder.
Mir wird immer mehr klar, dass ich etwas aufgeben muss. Entweder mein altes Leben oder Jin.
Um es anders zu formulieren: Sollte ich die Beziehung mit Jin eingehen, werden sich nicht nur alle meine alten Freunde, sondern vielleicht sogar auch meine Familie von mir wenden.
Auch wenn ich noch nie etwas von ihrer homophoben Einstellung gehalten habe und anderer Meinung war, so ist es doch belastend, einfach mit ihnen abzuschließen. Meine Freunde mögen wohl merkwürdige Einstellungen haben, aber sie sind trotz allem noch meine Freunde...
Naja, wenn ich etwas Glück habe, wird wenigstens meine Familie nichts dagegen sagen... Ausserdem bin ich schon längst erwachsen und muss nicht auf sie hören.
Sie deswegen zu verlieren wäre wirklich schlimm für mich.
Andererseits... Wenn ich mit meinem alten Leben abschliesse, so gewinne ich gleichzeitig auch ein neues.
Neben Jin habe ich auch die anderen Jungs hier wirklich ins Herz geschlossen. Sie sind meine neuen Freunde. Eventuell sogar meine neue Familie... Vielleicht wäre es sogar besser so.Ich blicke neben mich und betrachte Jin unauffällig.
Niemals hätte ich auch nur geahnt, dass ich Gefühle für ihn entwickeln würde. Wenn ich so zurückblicke, war ich allerdings schon vom ersten Moment, als ich ihn aus dem Auto getragen habe, fasziniert von ihm.
Der Abend verläuft sehr friedlich. Wir haben uns an der Feuerstelle versammelt und essen zusammen, reden über belanglose Dinge und lachen die ganze Zeit. Die Gruppendynamik ist momentan wirklich super.
Jungkook p.o.v.
Ich bin froh, dass es bei uns in letzter Zeit so harmonisch ist auf der Insel. Es lenkt mich von meinen eher mühsamen Nächten ab.
Gerne würde ich ja mein Trauma einfach verdrängen. Am besten so wie bis anhin, damit ich mich überhaupt nicht mehr daran erinnern kann... Aber damit ist jetzt wohl endgültig Schluss. Die Therapeuten und Therapeutinnen geben ihr Bestes, mein Trauma zu thematisieren.
Irgendwann wird es bestimmt besser werden. Darauf vertraue ich.
Sie haben sowieso recht... Wenn ich möchte, dass es mir besser geht, muss ich das Trauma verarbeiten.
Ich schrecke auf, als Taehyung sich wieder neben mich setzt. Er hat Marshmallows für uns zwei auf dem Feuer geschmolzen und streckt mir einen davon vors Gesicht.
"Die sind sooo gut", gibt er schmatzend von sich. Ich lächle ihn an und nehme den Marshmallow entgegen.
"Danke", sage ich und esse das klebrige Zeug. Es schmeckt echt super.
Ich blicke zu Tae und mein Herz hüpft direkt aufgeregt in meiner Brust.
Ich bin so glücklich darüber, dass Taehyung seit dieser Party auf dem Boot wieder mehr Zeit mit mir verbringt. Die Stimmung zwischen uns ist überhaupt nicht mehr angespannt. Meine Sorgen, dass ich etwas falsch gemacht habe, sind nicht mehr so stark.
Mittlerweile würde ich Taehyung schon als meinen besten Freund betiteln. Ich verstehe mich mit allen hier gut, aber Tae ist einfach unglaublich.
Lange ist es still in der Runde und jeder lauscht dem angenehmen Knistern des Feuers.
Irgendwann durchbricht Hoseok die Stille: "Jungkook, du wirkst echt glücklich."
Er strahlt mich an und ich lächle zurück.
"Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich habe mir echt Sorgen gemacht nach... na ja du weißt schon. Aber du scheinst auf einem guten Weg zu sein, das ist schön.", merkt Jimin nun ebenfalls an.
Alle sehen zu mir.
"Ja... es ist nicht leicht aber... mit euch schaffe ich das bestimmt.", antworte ich schüchtern und sehe lächelnd vor mich auf den Boden.
Taehyung legt einen Arm um mich. Sofort sehe ich zu ihm und blicke in seine Augen, die sogar in der Dunkelheit funkeln, während er mich ansieht.
Mein Magen krampft sich zusammen. Das habe ich in letzter Zeit öfters. Ich frage mich, was mit meinem Körper nicht stimmt. Ich kenne das Gefühl nicht.
Noch verwirrter macht mich jedoch, dass es sich gut anfühlt. Richtig gut.
Er lächelt mich kurz an und blickt dann in die Runde. "So langsam habe ich wirklich das Gefühl, dass dieses Projekt ein Erfolg wird."
Namjoon nickt. "Das denke ich auch. Wir haben schon viele Fortschritte gemacht. Alleine schon unsere Kommunikation miteinander ist viel besser. Am Anfang hätten wir noch gar nicht so offen darüber geredet wie jetzt gerade."
Ich blicke wieder in die Runde. Alle scheinen zuzustimmen. Jedoch habe ich das Gefühl, dass viele von uns etwas bedrückt dabei wirken.
Jimin zögert und ich kann mir auch vorstellen, weshalb. Seine Angst vor dem Essen hat sich erst minimal verbessert. Der Fortschritt ist ihm zu wenig, das weiß ich.
Jin lächelt traurig. Er weiß, dass seine Schlafkrankheit leider nicht weggehen wird, egal was er dagegen auch tut.
Hoseok strahlt breit, doch auch bei ihm gibt es noch viel mehr Schmerz zu verarbeiten, als wir ahnen.
Mein Blick bleibt bei Yoongi stehen. Er hat seinen Kopf gesenkt und spielt mit seinen Fingern. Obwohl seine Miene sonst immer so kalt und undurchschaubar ist, kann ich nun Traurigkeit erkennen.
In meinem Herz spüre ich bei diesem Anblick einen Stich. Ich wünschte, dass ich ihm irgendwie helfen könnte.
Wenn ich nur da schon gewusst hätte, was uns bereits am nächsten Tag erwartet...
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Together we're strong
FanfictionSie alle verfolgen das gleiche Ziel: Endlich ein uneingeschränktes und glückliches Leben führen, wie sie es einst einmal konnten. Ein Leben ohne psychische oder physische Probleme. Einfach frei sein. Dinge wieder schätzen und geniessen. Für ein Proj...