Yoongi pov
Kurze Zeit später kommt Jimin mit einem grossen Tablett zurück und setzt sich wieder auf das Bett.
"Jin-Hyung hat mir einfach von allem etwas mitgegeben. Du kannst ja selbst entscheiden, was du essen willst.", teilt er mir mit und deutet auf das Frühstück.
Eigentlich ist mir ja gerade garnicht nach Frühstück zumute, aber Jimin hat sich solche Mühe gegeben, darum möchte ich jetzt wirklich nicht nein sagen.
Ich möchte mich nach vorne beugen, um mir einen Toast zu schnappen, aber sofort zische ich auf und fasse mir an die pochende Stirn. Mein Kater ist anscheinend noch immer präsent. Jimin hat mich tatsächlich bloss davon abgelenkt vorhin.
"Warte, das geht so nicht. Setz' dich wieder zurück.", sagt er und zeigt auf das Nutella. "Du magst Nutella, oder?"
Ich nicke und beobachte ihn dabei, wie er mir den Toast beschmiert. Danach reicht er ihn mir.
Ich nehme den Toast dankend an und betrachte diesen. Ich möchte wirklich nichts essen, aber ich zwinge mich zum ersten Bissen.
Jimin räuspert sich, als er bemerkt, dass er eigentlich bloss dasitzt und mich beim Essen beobachtet.
"A-also ich gehe dann mal wieder. Du brauchst jetzt bestimmt etwas Ruhe.", stammelt Jimin und möchte wieder gehen.
Ich kann neben seinen Schritten auch ein Grummeln hören und schliesse direkt daraus, dass das Geräusch wohl von seinem Magen kommt. Er hat wieder zu wenig gegessen, eindeutig.
"Jimin, stopp.", halte ich ihn mit einem strengen Unterton in der Stimme zurück.
Jimin seufzt. "Was ist?", fragt er und dreht sich unsicher wieder zu mir um. Er weiss genau, dass ich ihn durchschaut habe.
"Du musst auch etwas essen. Und nein, sag jetzt nicht, dass du schon etwas gegessen hast heute."
Er möchte mir widersprechen, aber lässt es. So langsam weiss er einfach, dass er bei mir nicht so einfach durchkommt.
Geschlagen lässt er sich auf meinem Bett wieder nieder.
"Du hast ja recht...", beginnt er zu sprechen.
Ich sehe ihn abwartend an, da er noch immer nicht zum Essen greift.
Er fährt sich wieder seufzend durch die Haare und sieht mich dann leicht verzweifelt an. Er fährt fort: "Aber irgendwie ist heute mal wieder einer dieser Tage, an denen mir das Essen richtig schwer fällt. Die ganze Woche ging es total gut... aber heute..."
Jimin sieht von mir weg und blickt an die Wand.
Ich nicke. "Nicht alle Tage sind einfach. Das ist ganz normal."
"Ja schon...", erwidert er und es wird wieder still im Raum.
"Hast du viel nachgedacht heute Morgen?", frage ich. Jimin nickt.
Ich verstehe ihn. Wenn mich Gedanken plagen, habe ich auch mehr Mühe mit meinen psychischen Problemen.
Ich knabbere an meinem Brot und überlege. Wie kann ich ihm bloss helfen?
Ich rutsche etwas auf die Seite und klopfe zweimal auf den Platz neben mir.
Jimin sieht mich verwirrt an und scheint nicht zu begreifen. Ich verdrehe die Augen: "Na, setz dich neben mich. MIT dem Frühstückstablett."
Er zögert kurz, aber setzt sich dann vorsichtig neben mich, ganz darauf bedacht, mir nicht all zu nahe zu kommen. Das geht mit der Nähe schon in Ordnung irgendwie. Wichtiger ist jetzt, dass ich ihm helfen kann.
Ich lege mein Brot auf die Seite und nehme ihm das Essen ab.
"Auch Brot?"
Er scheint nervös zu werden und hat eindeutig Stress beim Gedanken, gleich etwas zu essen. Aber dann nickt er zögerlich. "J-ja, das sollte schon gehen..."
Ich nehme eine Brotscheibe und beschmiere sie mit Honig. Honig wird etwas einfacher für ihn sein als Nutella. Das wird er eher essen.
Er beobachtet mich dabei unruhig.
"Es ist okay Jimin. Das ist Nahrung und du brauchst sie, wie jeder andere Mensch auch. Das ist ganz normal.", versuche ich ihn etwas zu beruhigen, was wohl nicht ganz so gut gelingt.
Als ich fertig bin, zupfe ich ein Stück vom Brot ab und strecke es ihm vorsichtig vor den Mund.
Ich sehe ihn abwartend an.
Er blickt mich mit grossen Augen an und presst die Lippen aufeinander.
"Bitte.", füge ich leise hinzu und blicke ihm besorgt in die Augen. Er soll sich nicht so quälen. Das tut mir schon beinahe weh, wenn ich das sehen muss.
Er nickt kaum merklich und öffnet dann tatsächlich den Mund.
Jimin nimmt das Stück in den Mund, kaut es langsam und schluckt es dann vorsichtig runter. Er sieht dabei wirklich traurig aus.
"Na, geht doch.", sage ich und nehme das nächste Stück.
Seine Augen sind wässrig, doch er schlägt sich auch bei den nächsten paar Brotstücken tapfer. Ich habe nicht wirklich erwartet, dass dies funktionieren würde, aber anscheinend tut es das.
Ich habe vermutet, dass es für ihn wahrscheinlich einfacher ist, wenn ihm jemand anderes das Essen gibt, anstatt dass er es sich selbst zuführen muss. Damit lag ich wohl richtig.
Ich führe das nächste Stück in seinen Mund. Er sieht mir verletzlich in die Augen und ich kann es kaum ertragen, ihn so zu sehen.
Beim letzten Stück fliesst sogar eine Träne langsam seine Wange hinab.
Ich habe keine Ahnung, was gerade in mich gefahren ist, doch ich strecke ohne zu zögern meine Hand nach vorne und streiche ihm sanft die Träne weg. Seine Haut fühlt sich weich und warm an und meine Hand beginnt eigenartig zu kribbeln.
Jimin ist noch zu sehr in seinen Gedanken versunken, sodass er meine plötzliche Berührung nicht hinterfragt.
"Alles ist gut Jimin. Du machst das so gut.", rede ich ruhig auf ihn ein, während ich in seine feuchten Augen blicke. Er lächelt leicht und scheint sich etwas zu beruhigen. Gott sei Dank.
Kurz später bemerke ich, dass meine Hand noch immer auf seiner Wange liegt.
Peinlich.
Ich möchte sie schnell wieder wegnehmen, doch Jimin greift sofort nach dieser und legt sie sich wieder an die gleiche Stelle, wo sie schon vorhin war.
Ich sehe ihn etwas verwirrt und überfordert an.
"Nur kurz noch, bitte.", murmelt er und schliesst seine Augen.
Ich beobachte ihn. Betrachte seine helle Haut, seine sanften Gesichtszüge und die vollen Lippen, die so zart sind, wie die einer Puppe.
Sein Atem wird immer ruhiger.
Ihn scheinen Berührungen anderer wohl zu beruhigen, während es auf mich genau die umgekehrte Wirkung hat. Die Berührung von Jimin wühlt mich direkt auf, jedoch im Guten Sinne. Es ist keine Panik.
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Der zweite Teil des Kapitels wurde doch kürzer, als ich zuerst erwartet habe. Aber ich lasse ihn jetzt mal so. Viel Spass :)
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Together we're strong
FanfictionSie alle verfolgen das gleiche Ziel: Endlich ein uneingeschränktes und glückliches Leben führen, wie sie es einst einmal konnten. Ein Leben ohne psychische oder physische Probleme. Einfach frei sein. Dinge wieder schätzen und geniessen. Für ein Proj...