Downhill

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Zwei Wochen waren seit dem Vorfall vergangen. Tony und Tim redeten nur das Nötigste miteinander und vermieden es, allgemein alleine in einem Raum zu sein. Wenn sich ihre Blicke trafen, schauten beide demonstrativ weg.
Tim wusste, dass er DiNozzo mit seine Worten sehr verletzt hatte. Er hatte sich wie ein verdammter Feigling verhalten, nur weil er es nicht schaffte seine Gefühle zu ordnen; Und Tony musst unter seiner Verwirrung leiden.
 Er vermisste den alten Tony sehr, sein Lachen, seine Scherze und Filmzitate. Selbst dass er sich über McGee lustig machte. Das alles war vorbei seit diesem Vorfall. Doch so oft Tim sich auch vorgenommen hatte, Entschuldigung zu sagen, jedes Mal wenn er Tony sah, verpufften seine Vorsätze.
Auch die anderen hatten gemerkt das etwas nicht stimmte, aber egal wie oft sie auch fragten, eine richtige Antwort bekamen sie von keinem der Beiden. Nicht nur die Stimmung im Team war am Tiefpunkt angelangt, auch im Fall kamen sie nicht weiter.
Borten war wie vom Erdboden verschluckt.
Oft dachte Tim Abends über die Situation nach. So wie auch an diesem Freitag. Über das Wochenende hatte er frei bekommen, das erste freie Wochenende seit Monaten, aber er hatte keine Ahnung was er tun sollte. Ständig dachte Tim über das Passierte nach. Sonst lenkte ihn seine Arbeit halbwegs ab, aber hier allein auf seiner Couch, musste er andauernd darüber nachdenken.
Er wünschte sich nichts mehr, als dass Tony nun bei ihm sein könnte und sie das vermaledeite Problem endlich aus der Welt schaffen konnten. Doch dieser Zug war abgefahren.
Er selbst hatte entschieden, dass das mit ihm und Tony so am besten war. Er wollte Tony nicht weiter verletzen, das hatte er einfach nicht verdient.
Er musste daran denken als er und Tony das erste Mal zusammen gearbeitet hatten. Er war damals noch in Norfolk stationiert gewesen und hatte dem Team bei einem Mordfall geholfen. Es ging um ein Navy-Mitglied, das man in einem Säurefass gefunden hatte. Er selbst war neu gewesen und er wusste noch ganz genau wie schlecht ihm geworden war, beim Anblick der verätzten Leiche. Er musste immer wieder würgen. Er hatte natürlich schon Leichen gesehen, aber das war damals zu viel für ihn gewesen. Tony hatte ihn daraufhin, auf Gibbs Befehl, mitgenommen um für die Skizzen Messungen zumachen. Zuerst bewunderte er DiNozzo für sein selbstbewusstes Auftreten, bis er merkte dass er nicht selbstsicher. sondern schlichtweg arrogant war. “Ein arrogantes Arschloch!” Genau das war sein Gedanke gewesen. Als hätte er nicht gewusst, dass eigentlich Tony den Tatort hätte bewachen sollen und natürlich war ihm die Geringschätzung aufgefallen, wenn Tony mit ihm gesprochen hatte und auch das Lachen hatte er gesehen als Gibbs ihn anschnauzte. Er hätte diesem hochnäsigen Idioten am liebsten eine verpasst, aber er war neu und hatte sich jeder noch so bescheuerten Aufgabe ohne Murren gestellt und egal wie sie ihn angeredet hatten, er es über sich ergehen lassen.
Ja damals war Tony der Arsch gewesen aber heute war er es. Timothy McGee der größte Arsch der Welt.
Er musste unbedingt hier raus und sich ablenken. Er wollte diese Probleme für eine Weile vergessen. Er wollte Tony für eine Weile vergessen.
Er schnappte sich seine Sachen und Verlies die Wohnung. Als er aus der Tür trat, wehte eine kühle Brise und er schloss die Augen. Es war ziemlich kalt für den Sommer, was daran lag dass es die letzte Woche viel geregnet hatte. Tim lachte bitter auf und öffnete die Augen, Wie perfekt dieses Wetter doch seine Stimmung gespiegelt hatte. Wie in einer dieser schnulzigen Filme.
Er setzte sich in Bewegung und ließ sich von seine Füßen gedankenlos irgendwo hintragen. Irgendwann, nachdem er eine ganze Weile gelaufen war, blieb er stehen und sah sich verwundert um.
Er war in einem Viertel gelandet, von dem er bis dahin nur gehört hatte.
Das Schwulenviertel.

Die Straße war gesäumt mit Clubs, vor denen sich viele Leute drängten. Irgendwie schien hier alles anders. Er sah sich mit großen Augen um und fühlte ich wie ein kleines Kind das zum ersten Mal auf eine Jahrmarkt ging. Er spürte ein Prickeln auf der Haut, grelle Lichter, dumpfe Musik aus den Clubs, unzählige Menschen..
Tims Blick wurde von einem Club angezogen, der sich “Downhill” nannte. Ohne recht zu wissen was er da eigentlich tat überquerte er die Straße und betrat den Club.
Er war überwältigt. Überall waren Lichter in allen Farben, die Luft schien zu vibrieren und die Musik dröhnte über alles hinweg. Trotz allem kam sich Tim auf einmal ziemlich fehl am Platz vor. Was tat er eigentlich hier in dieser fremden Welt?
Ausgerechnet er. Hastig drehte er sich um und wollte wieder gehen, als er mit jemanden zusammen stieß. “Tut mir Leid, das wollte ich nicht” sagte McGee hektisch. Vor ihm stand ein großer, gut aussehender Mann. Er hatte dunkelbraune Locken, ein markantes Gesicht und soweit McGee es sehen konnte grüne Augen. Er lächelte Tim breit an.
“Ist ja nichts passiert, du bist neu hier oder?” Der Mann hatte eine tiefe melodische Stimme.
McGee nickte. “Woran erkennt man das?”
Der Mann lachte “Du siehst recht verloren aus, zudem kenne ich wirklich niemanden, der sich entschuldigt, wenn er jemanden in einem Club anrempelt.”
Er musterte McGee kurz “Komm ich geb dir Einen aus.”- und ohne auf eine Antwort zu warten steuerte er den Weg Richtung Bar an. Tim folgte ihm nach kurzem Zögern und setzte sich neben ihn.
“Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Luke Smith.” Er hielt Tim die Hand hin. “Timothy McGee.”, erwiderte er den Händedruck. und lächelte nun ebenfalls.
Er wusste nicht warum aber er konnte Luke, obwohl sie bis jetzt kaum geredet hatten, jetzt schon gut leiden. “Nun Timothy McGee, was treibt dich hier her?” Er lächelte ihn wieder an. McGee entdeckte die leichten Grübchen, die sich bildeten und musste Schmunzeln. “Ich musste raus und mich ablenken.”
“Ablenkung also! Mhm. Es tut mir leid dass ich so schrecklich Neugierig bin, aber von was den ablenken?” Bei den meisten Leuten hätte McGee diese Frage als ziemlich unhöflich erachtet, es ging ja wohl niemanden Fremden an was für Probleme er hatte, aber bei Luke war es anders. Er hatte etwas an sich. Etwas Vertrauenswürdiges.
McGee überlegte zwar noch kurz, ob er es wirklich erzählen sollte, aber nach kurzer Zeit  schob er seine  Bedenken beiseite und fing an zu erzählen. Luke hörte ihm zu. Er unterbrach ihn nur selten, höchstens für Verständnisfragen und wirkte die ganze Zeit über sehr interessiert.
Tim tat es unheimlich gut, endlich mit jemanden darüber reden zu können. Er erzählte ihm alles. Von dem Abend als er Tony im Proof abgeholt hatte, bis hin zu dem Moment als er hier den Club betrat. Nach dem er geendet hatte fühlte er sich unendlich erleichtert. Luke nahm nachdenklich einen Schluck aus seinem Glas. “Also wenn ich es richtig verstanden habe, stehst du auf diesen Tony und er auf dich. Und nachdem ihr euch näher gekommen seit, hast du Panik bekommen und ein paar echt miese Sachen gesagtt und seit dem bekommt ihr es nicht auf die Reihe das ihr euch vertragt?!“. Tim nickte stumm und leerte seinen Drink “Nun ich sehe zwei Probleme” Luke runzelte leicht die Stirn “Zum Einen hast du Tony mit deiner unüberlegten Aussage ziemlich verletzt und zweitens bist du dir nicht mal wirklich sicher ob du auf Männer stehst. Sag wenn ich mich irre!”
Tim senkte den Blick. “So ist es wohl.”

Auf einmal packte Luke seine Hand, zog ihn mit sich aus dem Club und in Richtung Straße. Er hielt ein Taxi an und ließ sich mit Tim auf den Rücksitz sinken. Hastig sagte er dem Taxifahrer eine Adresse die McGee nicht verstand.
“Was machen wir? Wohin fahren wir? Was…”, noch bevor Tim den Satz vollenden konnte, hatte Luke sich vorgebeugt und seine Lippen auf Tims gedrückt.
Mit einer Hand packte er McGees Arme, so, dass er sie nicht bewegen konnte und mit der Anderen hielt er seinen Hinterkopf.
Erst wollte Timothy sich wehren, doch dann, langsam, entspannte er sich.
Der Kuss wurde sanfter.
Es war als hätten die beiden plötzlich Angst, dass ihre Lippen aus Glas wären und bei einer zu heftigen Berührung in tausend Teile zerspringen würden.
Als das Taxi hielt, lösten sie sich langsam voneinander und stiegen dem Wagen aus. Luke bezahlte den Taxifahrer, nahm Tims Hand und führte im zu einem kleinen zweistöckigem Haus. Sie betraten ein schmales Treppenhaus und Luce zog ihn eilig mit sich hinauf.
Er schloss die Tür der obersten Wohnung auf und als sie sie betreten hatten, drehte er sich zu McGee und küsste ihn wieder ganz sacht, bevor er ihn in ein Schlafzimmer führte.
Tim konnte gerade noch erkennen, dass es eine kleines in schwarz-weiß gehaltenes Zimmer war, bevor Luke ihn auf das Bett drückte.
Er legte sich zu ihm und küsste Tim, diesmal Leidenschaftlicher.
“Schauen wir doch mal ob du Schwul bist oder nicht.” murmelte er gegen McGees Lippen.
Tim keuchte kurz auf. Lukes Hand glitt unter das T-shirt und an Tims Oberkörper entlang, während seine andere sich an seiner Hose zu schaffen machte…

Complicated (McNozzo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt