Sterbende Hoffnung

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Tim trat aus dem Aufzug und ging zu seinem Platz, sein Blick fiel sofort auf Tony,
der konzentriert an seinem Computer arbeitete. “Morgen”, sagte McGee zaghaft.
Tony schaute auf und als er ihn entdeckte, öffnete er kurz den Mund, als ob er etwas sagen wollte, wendete dann aber sofort den Blick ab.
McGee sah ihn traurig an. Tony hatte ihm immer noch nicht verziehen.
Niedergeschlagen setzte er sich auf seinen Stuhl und fing an zu arbeiten, dabei musste er an das Wochenende mit Luke denken.

“Nein es geht nicht!”
McGee fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
“Es tut mir Leid. Ich kann das einfach nicht!”
Er hob seine Hose auf und zog sie sich wieder an.
Dann ließ er sich auf das Bett zurück sinken und blickte beschämt auf seine Hände.
“Es ist doch okay, ich hätte dich zu nichts zwingen wollen“, sagte Luke mit sanfter Stimme.
“Du liebst diesen Tony wohl wirklich sehr, hm?”
Tim sah zu ihm auf.
Er sah Luke an, dass er verstand, warum er nicht mit ihm schlafen konnte.
“Das tue ich.” Er spürte die aufsteigenden Tränen. “Verdammt, das tue ich so sehr!”
Luke zog ihn in seine Arme.
“Du bist wirklich süß.” Er küsste Tim auf die Stirn und lächelte leicht.
“Tony kann sich glücklich schätzen, dass ihn jemand so sehr liebt.”
Lukes Nähe tat Tim unglaublich gut.
Er strahlte eine Ruhe aus, die ihn faszinierte.
Das erste Mal seit langen, fühlte er sich wieder entspannt.

Luke zu küssen war nicht das Selbe gewesen. Es hatte sich anders angefühlt.
Bei Tony hatte sein Herz gerast und er hatte sich wieder wie damals Gefühl als er in der fünften Klasse seinen ersten Kuss von Mary Montgomery bekommen hatte.
Es war aufregend, ihn zu küssen - aber niemals so schön wie der Kuss mit Tony.
Er und Luke hatten beschlossen in Kontakt zu bleiben.
Luke hatte ihm zugehört, ihn getröstet und ihm Hoffnung gegeben.
Sein Blick glitt wieder zu DiNozzo.
Tony starrte angestrengt auf seinen Bildschirm und schien in seine Arbeit vertieft.
Tim wollte ihn wieder lachen sehen, ihn wieder küssen und ihn wieder in seiner Nähe haben.
Er selbst sah zurück auf seinen eigenen Bildschirm.
Irgendwie musste er die Sache wieder hin bekommen. Er tippte Gedankenverloren an dem Bericht weiter, den er am Freitag nicht beendet hatte,als Ziva ins Büro kam.
“Morgen, schreibst du gerade die aktuellen Informationen über Borten zusammen?”
Tim nickte und Ziva trat zu ihm um zu lesen, was er schon hatte.
“Ähm McGee? Ich kann mich nicht erinnern, dass Mister Borten einen schwarzen Mercedes hatte, und ich bin mir sicher, dass er in der Substreet wohnte und nicht in der Baker Street. Wenn ich ehrlich bin, stimmt das alles nicht.”
Tim las rasch das Geschriebene.
Ziva hatte Recht: Das alles stimmte hinten und vorne nicht.
Er sog tief die Luft ein. Er konnte sich einfach nicht richtig konzentrieren.
“Tut mir Leid, ich schreibe es noch mal.”
Ziva blickte ihn besorgt an. “McGee ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst in letzter Zeit sehr bedrückt und unaufmerksam.”
Fing das schon wieder an. Konnten sie sich nicht alle um ihren eigenen Kram kümmern?
Tim stand auf.
“Ich komm gleich wieder”, murmelte er im Vorbeigehen und verschwand in der Herrentoilette.
Drinnen lehnte er sich gegen die Wand.
Die Fragerei ging ihm auf die Nerven.
Als könnten sie es verstehen, oder ihm sogar Helfen.
Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Aus dem hintersten Klo erklang eine allzu bekannte Stimme und jedes Wort das er hörte, war für Tim wie ein Schlag ins Gesicht.
“Ich bin’s … doch ich bin am Arbeiten… ich wollte nur deine Stimme hören. Wollen wir uns heute treffen? … Das Wochenende mit dir war wundervoll… Gut dann sehen wir uns heute Abend … ja diesmal bei dir. Ich freue mich auch … Wollen wir zuvor noch Abendessen gehen? Ich kenne da ein kleines Restaurant… Ich zahle auch …Klasse! Bis dann”.
Als sich die Türe öffnete trat ein leicht grinsender Tony heraus.
Doch sein Lächeln gefror als er Tim sah, der  entsetzt Tony anstarrte.
Sein Herz setzte für einen Moment aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zu rasen.
Er hatte gar nicht bemerkt, dass Tony nicht mehr an seine Platz gesessen hatte.
McGee stürzte aus der Toilette, an Ziva vorbei, die im hinterher rief, in den glücklicherweise leeren Aufzug.
Als sich die Türen schlossen drückte er fast panisch den Knopf für das Erdgeschoss.
Unten angelangt, eilte er aus dem Gebäude zu seinem Wagen.
Er stieg ein und versuchte den Schlüssel in das Zündloch zu stecken, aber seine Hände zitterten zu stark. Immer wieder rutschte er ab.
Tränen traten ihm in die Augen.
“Komm schon verfluchte Scheiße!”.
Er pfefferte den Schlüssel auf den Beifahrersitz und vergrub sein Gesicht in den Händen.
Tränen rannen ihm aus den Augen.
Tony hatte einen Anderen!
Sein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Augenblick zerspringen.
Tony hatte jemand anderes gefunden.
Es war. als würde Tims Welt in zwei brechen.
Er war so ein Idiot gewesen, er hätte sich entschuldigen müssen, hätte mit Tony reden sollen!…
Hätte ihn zu einen Gespräch zwingen müssen.
Nun war es zu spät dafür. Es verletzte ihn sehr, dass Tony so schnell jemand anderen gefunden hatte. Irgendwie hatte Tim sich gewünscht, dass er für Tony auch so wichtig war, wie er für ihn.
So unersetzlich.
Zwar war die letzte Zeit schrecklich gewesen, aber da war immer diese Hoffnung gewesen, jeden Morgen wenn er aufstand und ins Büro fuhr. Die Hoffnung, dass sie sich heute vertragen würden.
Dass Tony ihm seine Worte vergeben würde.
Aber diese Hoffnung wurde ihm nun genommen.
So saß er in seinem Auto und weinte, weil es sich für ihn anfühlte, als hätte er das Wertvollste in seinem ganzen Leben für immer verloren.

Complicated (McNozzo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt