"Tony, Ich bin es!"

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Tim saß an der Bar im Downhill. Vor ihm stand ein halb leeres Glas - nicht das erste an diesem Abend.
Er saß hier sicher schon seit mehr als zwei Stunden, mehrere Typen hatten ihn angesprochen, aber er hatte sie alle ignoriert.
Er wollte mit niemanden reden - außer Tony.
Tatsächlich war das Einzige, woran er zur Zeit denken konnte, DiNozzo.
Der ganze Streit mit ihm, wirkte sich schlecht auf seine Arbeit aus. Gibbs hatte sogar gedroht, ihn ersetzen zu müssen. Er musste die Sache endlich klären. Schließlich liebte er seine Arbeit und wollte sie auch behalten. Zudem konnte es so wie jetzt, einfach nicht mehr weiter gehen und selbst wenn das mit ihnen nichts werden sollte, so wollte er wenigstens wieder normal mit Tony zusammen arbeiten. Auch wenn es ihm selbst das Herz brach: er musste Tony wohl aufgeben.
Ehe er genau wusste, was er tat, leerte er sein Glas, deutete dem Barkeeper an, dass er gleich wieder kommen würde, verließ den Club und wählte Tonys Nummer.
Dieser nahm nach dem dritten Tuten ab
“Tony DiNozzo.” Tony klang verschlafen.
Tim hatte auf einmal einem Kloß im Hals. Wieso hatte er ihn angerufen?!
“I … i… ich …” Er brach ab. Was sollte er eigentlich sagen?
“McGee bist du das?” Tims Herz machte einen Sprung; Tony hatte nicht sofort aufgelegt als er ihn erkannt hatte.
Auf einmal überwarf er seine eigentlichen Gründe, warum er ihn angerufen hatte. Zum Teufel er wollte Tony nicht aufgeben.
“Ja, Tony ich bin’s. Ich denke wir sollten wirklich reden!“
Tim biss sich auf die Unterlippe und wartete auf eine Antwort.
Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis Tony endlich zu sprechen begann. “Tim ist das dein Ernst? Du rufst mich wirklich mitten in der Nacht an, um mir zu sagen, dass du reden willst?“
Tonys Stimme klang kalt. ”Nach dem was du zu mir gesagt hast, habe ich wirklich keine Lust mehr mit dir zu reden. Das Ganze ist für mich gelaufen! Ich denke es ist besser, wenn wir es so belassen.”
“Tony bitte lass uns darüber reden!" Tims Stimme klang panisch. "Ich hatte Angst, ich war verunsichert. Tony, bitte ... Ich liebe dich!“, setzte er an, aber da hatte Tony schon längst aufgelegt.
McGee stand da, das Telefon noch immer an sein Ohr gedrückt.
Alles um ihn schien wie eingefroren.
Es war vorbei.
Er betrat das Downhill, wie betäubt setzte sich an seinen Platz und bestellte einen neuen Drink.

***

“Scheiße!” Tim fuhr sich genervt und müde über das Gesicht. Der beschissene Borten-Fall ging ihm auf die Nerven. Der Hinweis auf den Verbleib von Borten hatte sich als Sackgasse herausgestellt und das frustrierte Tim.
Ziva sah zu ihm, hielt aber ausnahmsweise ihren Mund - Was McGee gerade recht war, denn das Letzte was er wollte, war, sich nun mit ihr zu unterhalten.
Das Telefonat vor dem Downhill, war nun schon eine Woche her und seit dieser Woche hatte sich viel geändert.
Tony redete wieder normal mit Tim, auch wenn er sich mit Scherzen noch immer zurück hielt.
Seinerseits versuchte auch Tim, sich so normal wie möglich DiNozzo gegenüber zu verhalten. - Was aber nicht immer gelang.
So sehr er sich auch gewünscht hatte, dass Tony und er wieder gemeinsam reden konnten, schaffte er es nicht, sich darüber zu freuen. Es schien ihm einfach der Schlussstrich zu sein. So als wäre das das Ende all seiner Hoffnungen.
Um nicht darüber Nachzudenken konzentrierte Tim sich voll und ganz auf dem Fall. Es konnte ja wohl nicht sein, dass sie seit einem Monat nicht weiter kamen.
Zu Hause hatte er seine Wände mit allem, was er über Borten bis jetzt herausgefunden hatte, tapeziert und saß meist spät Nachts noch vor seinen Aufzeichnungen. So wie heute.
Es war schon weit über Mitternacht und er saß noch immer über seine Notizen gebeugt.
Seine Augen brannten und er spürte ein immer heftiger werdendes Pochen im Hinterkopf.
Müde fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. Er sollte es für heute belassen. Langsam stand er auf und knipste das Licht der Schreibtischlampe aus. Er ließ seinen Blick noch einmal über seine Aufzeichnungen wandern und wollte sich gerade weg drehen, als er inne hielt.
Seine Augen weiteten sich. Verdammt warum war er nicht früher darauf gekommen?!
Hastig schnappte er sich den Zettel mit einem Namen darauf, dann packte er sich im vorbeigehen seinen Schlüssel und stürzte aus der Wohnung.
Mit zitternden Händen wählte er Gibbs Nummer. Er fluchte laut auf, als die Mailbox sich meldete. Ausgerechnet jetzt. Als nächstes wählte er Zivas Nummer. Vergeblich. Schlussendlich rief er Tony an; Der glücklicherweise abnahm. “Tony, ich bin es!”.
“Tim, ich dachte wir hätten das geklärt..”, setzte dieser an, aber Tim gab ihm keine Zeit auszureden.
“Ich glaub ich weiß wo Borten ist!” Stille in der anderen Leitung.
“Ich kann Gibbs nicht erreichen, also habe ich dich angerufen. Weißt du noch die erste Frau von Borten?! Ziva und ich waren vor drei Tagen noch einmal bei ihr. Sie hatte Flugtickets auf ihrem Küchentisch liegen. Zwei Stück. Ich habe nicht weiter darauf geachtet. Aber gerade ist mir etwas aufgefallen: Sie wohnt seit der Trennung von Borten alleine. Kinder oder einen Freund hat sie auch nicht. Also warum hat sie zwei Tickets?!”
“Du meinst, er taucht vielleicht mit ihr irgendwo unter?” Jegliche Müdigkeit war aus Tony´s Stimme verschwunden. “Ja das denke ich. Deshalb fahre ich zu ihr. Das Flugzeug geht noch heute.”
Er hörte ein Rumpeln an der anderen Leitung. “Wir müssen Gibbs Bescheid sagen.”.
“Dafür ist keine Zeit, hast du nicht zugehört? Sie fliegen heute!” Wieder hörte er ein Rumpeln.
“Gut, aber du fährst nicht alleine. Hast du verstanden! Du holst mich gefälligst ab!”
Tim konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Anscheinen war Tony aufgesprungen und hatte sich so schnell wie möglich etwas angezogen.
“Ich bin in zehn Minuten bei dir!” Er legte auf und stieg in seinen Wagen.
Er probierte es noch einmal bei Gibbs und hinterließ ihm eine Nachricht, auf der er alles erklärte. Dann fuhr er los um Tony abzuholen.

***

Im Auto herrschte ein angespanntes Schweigen. Das einzige Geräusch kam vom Radio, das gerade irgendein Lied von den den Beatles spielte. Beide waren sich sicher, dass sie nicht ohne Gibbs und Ziva hätten fahren sollen, aber die Zeit drängte.
McGee´s Herz schlug mit jeder Minute die sie fuhren schneller. Die Musik kam ihm unerträglich Laut vor. Auf einmal erstarben die Stimmen. Tony hatte das Radio ausgemacht. Tim spürte, dass er ihn musterte. “Alles in Ordnung, Bambino?”
Tim lächelte ihn kurz an. “Man sollte meinen, dass ich mich irgendwann an die Einsätze gewöhnen, aber ich bin jedes Mal furchtbar aufgeregt.” Tony sah ihn nachdenklich an, während McGee die Hausnummern abzählte.
“Tim?” Tony´s Stimme klang sanft und ein wenig traurig.
“Es tut mir Leid, wie das alles gekommen ist.”
McGee wusste genau um was es ging. Er wollte gerade Antworten, als er es entdeckte.
Haus Nummer Zwölf. Er hielt zwei Häuser entfernt an.
Beide entsicherten ihre Waffen. “Pass auf dich auf!” Tony nickte ihm zu, dann stiegen beide aus dem Wagen und schlichen Richtung Haus.

Complicated (McNozzo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt