"Ich bin nicht Schwul!"

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“McGee wach auf … McGee! TIM!” McGee schrak aus dem Schlaf auf und sah sich verwirrt um. Sein Kopf tat schrecklich weh und er wusste nicht genau wo er hier überhaupt war und was er hier machte. War er etwa im Büro?!
“Was? Was ist los?” Vor ihm stand Gibbs und sah ihn ausdruckslos an
“Oh Boss es … es tut mir leid ich muss bei der Arbeit gestern eingeschlafen sein.”, nuschelte McGee noch schlaftrunken. “Lüg mich nicht an Tim!”
In Gibbs Stimme schwang trotz des scharfen Tons Besorgnis. “Ich war gestern der Letzte der gegangen ist und das ziemlich spät, also was machst du hier?”
Timothy schluckte. Er hatte unglaublichen Durst.
“Es äh… Ich habe meine Schlüssel verloren und konnte sonst nirgendwo hin.”
Gibbs musterte ihn kurz schien aber mit der Antwort zufrieden zu sein.
“Wenn Tony da ist könnt ihr mir ja erzählen wie ihr es geschafft habt Borten gestern entkommen
zulassen.” Seine Stimme hatte wieder den üblichen strengen Ton angenommen. “Und putz dir die
Zähne, du riechst nach Alkohol!” Mit diesen Worten rauschte er aus dem Büro,
wahrscheinlich um sich einen Kaffee zu hohlen.

Tony … da war irgendetwas, doch um richtig Nachzudenken tat im sein Kopf zu sehr weh. McGee wurde sich auf einmal seinem sicherlich schrecklichen Anblicks klar. Er stand ächzend auf und verschwand in der Herrentoilette. Tim musterte sich im Spiegel: seine Augen waren vom Weinen immer noch rot und geschwollen und es lagen dunkle Ringe darunter, seine Haare waren ungekämmt und auf seinem Hemd konnte man die verschiedensten Flecken erkennen. Und war das dort an seinem Hals etwa ein Knutschfleck.
Da fiel McGee alles wieder ein.
Er, wie er sich Tonys Oberkörper entlang küsste, die Spannung zwischen ihnen beiden, Tonys Hände auf seinem Körper und DiNozzos hungrigen Lippen auf den seinigen. Er schloss die Augen und stöhnte auf. Mein Gott was hatte er nur angerichtet. Er atmete tief durch, ordnete seine Kleider und Haare so gut es ging und hoffte das Abby vielleicht ein Pfefferminz oder irgendetwas gegen seinen Mundgeruch hatte. Doch als er aus der Toilette trat, stieß er mit jemandem zusammen.
Er wollte sich gerade entschuldigen als er bemerkte, dass es Tony war.
Sein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Die beiden starrten sich an und McGee biss sich auf die Lippe. Tony öffnete den Mund als wollte er etwas sagen aber Tim drehte sich schnell um und hastete Richtung Aufzüge.
Im Aufzug lehnte er den Kopf gegen die Wand. Das war mehr als unangenehm gewesen.
Wie sollte er bitte jetzt noch mit Tony zusammenarbeiten können. Er raufte sich die Haare und fluchte leise vor sich hin.
Als der Aufzug unten angekommen war, konnte er Abbys Musik hören und musste unwillkürlich Lächeln bei dem Gedanken, wie Abby reagieren würde wenn sie wüsste, dass er und Tony herum geknutscht hatten. Er schüttelte den Kopf, setzte ein freundliches Lächeln auf und betrat das Labor.
“Guten Morgen Abby.”, rief Tim über die Musik hinweg als er den Raum betrat.
Abby entdeckte ihn und drehte die Musik leiser. “Wie siehst du denn aus?”, fragte sie besorgt “Ist alles In Ordnung?”
McGee nickte. “Natürlich. Ich wollte dich nur fragen, ob du etwas gegen Mundgeruch dahast.”
Er wusste, wie blöd das klang und musste Lachen. „Ich habe gestern ein wenig … nun ja, sagen wir übertrieben.“
Abby grinste und warf ihm eine Kaugummischachtel zu.
“Wie ist es mit Borten gelaufen?”, fragte sie neugierig.
McGee fischte einen Kaugummi aus der Packung und steckte ihn sich in den Mund.
“Schlecht, er ist uns entwischt“, murrte er bei dem Gedanken daran.
“Ich bin im feuchten Gras ausgerutscht und Tony…”
“Und mir haben sich ein paar Mülltonnen in den Weg gestellt.” Tim wirbelte herum: da stand Tony.
Seine linke Hand war geschient worden und er lächelte sein breites Tony-Lächeln.
Tim betrachtete Tony verstohlen von der Seite, während dieser mit Abby sprach. Er sah, bis auf die Schiene, aus wie immer. Man sah ihm nicht an, dass er getrunken hatte und auch nicht, dass irgendetwas Komisches in dieser Nacht vorgefallen war. Tims Wut kehrte zurück.
Nun fand er wieder, dass Tony Schuld an diesem gestrigen Abend war.
“Ich bin oben!”, sagte er knapp und ging mit großen Schritten aus dem Labor, doch ehe er den Aufzug erreichen konnte war Tony bei ihm.
“Bambino”, sagte er mit seinem leicht spöttischen Unterton den Tim schon gewohnt war. “Ren nicht dauernd vor mir weg … Bleib doch mal stehen!”
McGee dachte gar nicht daran und ging weiter bis zu den Aufzügen, tat einfach so als ob er Tony nicht gehört hatte. Tim hatte beschlossen sich damit abzufinden das es etwas Einmaliges gewesen war … oder doch nicht.
Er drückte auf den Knopf als Tony ihn eingeholt hatte.
“McGee wegen Borten”, setzte er an und Tim holte zischend Luft.
“Ist das dein Ernst? Wir reden jetzt miteinander als wäre nicht passiert?”, presste er zwischen seinen Zähnen hervor.
Er musste sich zurück halten um Tony nicht eine zu verpassen. Dieser sah Tim überrascht an und dann ohne Vorwarnung beugte er sich vor und küsste McGee. Tim war einen kurzen Moment versucht sich hinzugeben, es war wie Gestern Nacht ein unglaublich tolles Gefühl Tony zu küssen. Doch dann stieß er seinen Kollegen von sich weg.
“Du hast sie doch nicht mehr alle oder?! Ich denke ich hab mich gestern klar und deutlich ausgedrückt!”
Tims Stimme zitterte leicht “ICH BIN NICHT SCHWUL!”
Er trat ihn den Aufzug und flüsterte mit gesenkten Kopf
“Das war gestern der Alkohol, für dich empfinde ich nichts anderes außer Verachtung”.
Tim brauchte einen Moment bis ihm klar wurde, was er da gerade gesagt hatte. Er hob erschrocken seinen Kopf und sah gerade noch wie sich die Aufzugtüren vor einem, wie gelähmt dastehenden, Tony schlossen. Er streckte die Hand aus und wollte die Tür wieder öffnen, wollte Tony sagen das er es nicht ernst gemeint hatte, doch da fuhr der Fahrstuhl schon nach oben.

Tim schlich beschämt und niedergeschlagen zu seinem Platz. Er ließ sich auf seinen Sitz fallen und massierte sich die Schläfe. Wieso hatte er so etwas Schreckliches gesagt? Es war eine glatte Lüge gewesen aber woher sollte Tony das wissen?
“Hey McGee alles in Ordnung?” Er schaute auf. Ziva stand vor ihm und musterte ihn. Tim nickte.
“Bin nur müde.”
Da stieg Tony aus dem Aufzug und Tim senkte beschämt denn Kopf, als dieser an seinem Platz vorbei ging.
“Na Tony?“, kam es hämisch von Ziva,die sich von Tim abwandte.
“Wie ich höre habt ihr den Auftrag ganz schön versaut gestern.”
Als Antwort bekam sie nur ein Brummen. Ziva wollte gerade weiter sticheln als … “So und nun möchte ich hören was zum Teufel gestern mit euch los war!“
… Gibbs stand zwischen ihnen. Tims Kopf fuhr nach oben, wusste er etwa von Tony und ihm?
“Ich.. Ähm..Wir”, fing er an zu stotterten. Gibbs starrte wütend in die Runde.
“Wie konntet ihr ihn fliehen lassen? Zum Teufel noch eins!?”
Tim seufzte erleichtert - es ging um den Fall. Tim erzählte ihm knapp was passiert war und sie bekamen eine Standpauke von ihrem Boss, die sich gewaschen hatte. Er verdonnerte Tony und ihn dazu heute ihm Büro sitzen zu müssen und nahm Ziva mit um einige Untersuchungen durchzuführen. McGee hätte lieber die Toiletten geschrubbt, als sich mit Tony in einem Raum aufzuhalten.
Die beiden arbeiteten still an ihren Computern und keiner sah  oder sprach den anderen an. Man konnte die Unbehaglichkeit die die beiden empfanden förmlich spüren. Tim tat das was er gesagt hatte unendlich leid. Aber so war es besser! Tony dachte er würde ihn nicht leiden können und sie würden sich auch nicht mehr näher kommen. Sie waren nun nicht mehr als einfache Kollegen.
Er sah hinüber zu Tony, dieser hatte seinen Blick zwar auf den Bildschirm gerichtet aber schon seit einer langen Zeit nichts mehr geschrieben. Er starrte traurig vor sich hin. McGee bekam ein schlechtes Gewissen. Auf einmal trafen sich ihre Blicke. Tim sah schnell weg und tat als würde er schreiben. Obwohl er gar nicht mehr wusste an was er da eigentlich genau arbeitete.
Er hörte Tonys Stuhl knarren und dann lagen auf einmal seine Sachen, die er gestern bei Tony gelassen hatte, auf seinem Schreibtisch. Er sah zu DiNozzo auf. Sein Gesicht war ausdruckslos. Aber seine Augen sahen traurig aus. Dieser Blick versetzte McGee einen Stich. Er räusperte sich. “Tony.” Seine Stimme klang ungewöhnlich hoch, also räusperte sich einmal.
“Tony”, sagte er etwas fester. “Es tut mir leid ich …”
Tony ließ ihn mit seinem Blick verstummen.
“Du hast genug gesagt. Wirklich. Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen.”
Er packte sich seine Jacke. “Dein Auto steht draußen!“ mit diesen Worten ging Tony Richtung Aufzüge und verschwand.

Complicated (McNozzo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt