Kapitel 4 - Die Party I

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Emery

Uni ist eine Bitch. Da! Ich habe das böse B-Wort gesagt. Ich habe gerade die erste Woche hinter mir und ich bin jetzt schon vollkommen überfordert. Wie soll das nur weitergehen? So viele Bücher, die ich lesen soll, und so viele Hausarbeiten, die ich schreiben muss. Zwei Dinge, von denen ich nicht gerade der größte Freund bin: Lesen und Schreiben.

Mit einem tiefen Seufzer lasse ich mich auf mein Bett fallen. Poppy sitzt an ihrem Schreibtisch, dreht sich zu mir um und kichert.

„Ach, Em. So schlimm ist es doch nicht. Das schaffst du schon. Wir können immer zusammen lernen." Nur sie nennt mich Em, aber ich finde es vollkommen in Ordnung. Poppy darf nahezu alles bei mir, weil sie so nett ist.

Aber da ist direkt die dritte Sache, die ich nicht mag: Lernen.

Ich stöhne laut auf und Poppy lacht, ehe sie aufsteht und sich neben mich in die Matratze sinken lässt. Vorsichtig nimmt sie meine linke Hand in ihre zierlichen Hände und zieht mit dem Daumen sanfte Kreise auf meinem Handrücken.

„Wir schaffen das. Zusammen!" Ich setze mich auf, schaue sie kurz an und ziehe sie dann zu einer Umarmung zu mir. Poppy ist einfach großartig. Ich hätte keine Zimmerpartnerin bekommen können. Sie ist die Sonnenstrahlen zu meinen Regenwolken und ich weiß jetzt schon, dass uns eine lange Freundschaft verbinden wird.

„Du bist wundervoll, Poppy. Danke. Das habe ich jetzt gebraucht."

Sie strahlt über das ganze Gesicht, als hätte man ihr gerade den Friedensnobelpreis überreicht, und steht dann auf, ehe sie zu ihrem Kleiderschrank geht.

„So, Party heute Abend. Was ziehen wir zu unserer ersten Uni-Party an?"

Die Party! Die habe ich vor lauter Stress und Sorgen schon vergessen. Was zieht man zu so einer Party an? Kleid? Coole Jeans und Top?

Ich sehe Poppy mit großen Augen an und renne dann zu meinem Kleiderschrank. Kurz darauf taucht meine Freundin hinter mir auf und greift beherzt in meinen Schrank. Heraus zieht sie ein schwarzes Spaghettiträger-Kleid mit schwarzen Pailleten – ein Kleid, das ich Ally geklaut habe, nachdem sie nach der Schwangerschaft nicht mehr reingepasst hat und es verbittert wegwerfen wollte. Mittlerweile würde sie vermutlich wieder rein passen, aber ich hoffe, dass sie das Kleid einfach vergessen hat. Ich hatte bisher noch nie Gelegenheit es anzuziehen.

„Bist du dir sicher?", frage ich Poppy nervös. Vielleicht ist das doch etwas zu viel für eine einfache Party.

„Absolut. Alle werden dir zu Füßen liegen." Ich liebe es, dass sie nicht ‚die Männer' sagt, da sie weiß, dass ich beide Geschlechter mag und sie auch keinerlei Probleme damit hat.

Ich nicke unsicher, immer noch nicht ganz überzeugt, werde dem Kleid aber eine Chance geben. Achtlos werfe ich es erstmal auf mein Bett und gehe dann zu Poppys Kleiderschrank, wo mir auch sofort etwas ins Auge springt.

Kurz darauf laufen wir auf das große Frat-Haus zu. Poppy tragt das tiefrote Kleid mit weitem Rock, das ihr bis kurz über die Knie geht. Dazu trägt sie Ballerinas in der gleichen Farbe. Sie sieht unglaublich aus und ich beneide sie um ihren tollen Hautton und ihre große, schlanke Figur mit Kurven an den richtigen Stellen.

Sie hat sich bei mir eingehakt und gemeinsam betreten wir das Haus, aus dem schon laute Musik dröhnt. Einige Gäste sind noch draußen im Vorgarten, reden oder trinken. Es kommt mir wirklich vor wie im Film.

Kaum drinnen angekommen, läuft ein großer sportlicher Typ direkt auf uns zu und grinst Poppy an, die stocksteif neben mir geworden ist.

„Hey, Poppy! Da bist du ja endlich. Ich hatte schon Angst, du kommst nicht." Er zwinkert ihr zu und Poppy räuspert sich kurz.

„Hi Markus." Ist Poppy etwa nervös? Interessant! Markus grinst breit und dreht sich dann zu mir um.

„Ich wäre dann Markus", sagte er und schüttelt meine Hand. „Ich spiele mit Pops Bruder Football."

„Emery", sage ich uns erwidere seinen festen Handedruck.

„Freut mich." Er lässt meine Hand gehen und dreht sich wieder zu Poppy.

„Dein Bruder ist übrigens im Wohnzimmer. Ich gehe mal in den Garten. Wir sehen uns später." Er winkt mir kurz zu, gibt Poppy einen Kuss auf die Wange und verschwindet dann joggend, scheinbar Richtung Garten.

Ich schaue rüber zu meiner Freundin und ziehe lächelnd eine Augenbraue nach oben.

„Kein Wort", sagt sie und ich lache. Das kann sie vergessen.

„Du magst ihn", singe ich und lache noch lauter, als Poppy den Kopf einzieht.

„Du hast ein Wort gesagt", antwortet sie, nimmt mich an der Hand und läuft los.

„Okay, okay", sage ich und ziehe sie zu mir zurück. „Ich frage nicht – vorerst –, aber wir werden noch darüber reden."
Sie nickt widerwillig und zieht mich dann wieder hinten sich her.

Das Wohnzimmer ist voll gepackt mit Leuten.
Man erkennt kaum die Möbel, die darin stehen. Kurz stehen wir in der Tür, bis Poppy ruft: „Da ist mein Bruder." Bevor ich in die richtige Richtung schauen kann, läuft sie schon wieder los.

Ich stoße mit der Schulter gegen ein im Weg stehendes Mädel und entschuldige mich mit Blick zu Poppy, die mich weiterhin hinter sich her zieht.

„Jackson! Das ist Emery."

„DIE Emery?" Das Blut in meinen Adern gefriert. Das kann nicht sein! Als ich mich umdrehe, bestätigt sich mein Verdacht. Aber Poppy sagte ihr Bruder heißt Jackson. Aber vor mir steht der verdammte Dwight, mit einem Lächeln, dass dem seiner Schwester in nichts nachsteht.

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