Kapitel 6 - Nein. Oder?

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Emery

Ausgehen? Ich soll mit ihm ausgehen? Eben lacht er mich noch aus und er lässt keine Gelegenheit aus, mein Blut zum Kochen zu bringen und jetzt soll ich mit ihm ausgehen?

„Nein!", antworte ich entschlossen und feiere insgeheim, wie klar und deutlich ich dieses Nein zum Ausdruck gebracht habe. Nimm das, Dwight!

Er schaut mich kurz an, grinst und zuckt dann mit den Schultern.

„Okay." Ohne ein weiteres Wort dreht er sich zu einem Typen um, der hinter ihm an der Küchenzeile steht und beginnt mit ihm, über Football zu reden.

Moment mal! Passiert das gerade wirklich? Hat er einfach okay gesagt und sich weggedreht? Einfach so? Hat er die Frage nicht ernst gemeint? Wer macht so etwas?

Dwight natürlich. Und wieder fängt mein Blut an zu kochen. Was bildet der sich eigentlich ein?

Ich tippe ihm auf die Schulter und als er nicht reagiert, ziehe ich am Arm zu mir herum. Er schaut mich kurz mit großen Augen an, fängt sich aber ganz schnell wieder und grins süffisant. Auch Poppy hat mittlerweile mitbekommen, dass irgendetwas nicht stimmt, denn ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sie mich fragend anschaut.

„Was war das gerade?", frage ich und gefühlt sind meine Augenbrauen in den Himmel geschossen, so hoch wie ich sie gezogen habe.

„Ich habe dich gefragt, ob du mit mir ausgehen willst, und du hast nein gesagt. Ich bin ein Gentleman und akzeptiere dein nein." Nun zieht er herausfordernd eine Augenbraue hoch. Herausforderung angenommen! Wenn er denkt, dass ich eine dieser Frauen bin, die alles still hinnimmt und immer ja und Amen sagt, hat er sich aber gewaltig geschnitten.

„Hast du es überhaupt ernst gemeint?"

„Habe ich."

„Ach ja? Machst du das häufiger? Hast du noch genug andere Frauen in der Warteschlange, zu denen du gehen kannst, wenn wieder eine nein sagt?"

Sein Blick verdunkelt sich und sein Gesichtsausdruck wird wütend. Oh oh. Saurer Dwight sieht nicht danach aus, als sei mit ihm gut Kirschen essen.

„Was willst du, Emery? Ich habe dich gefragt, du hast nein gesagt. Glaubst du, ich renne dir hinterher wie ein verlorener Welpe, hechelnd nach deiner Aufmerksamkeit? Ich spiele keine Spielchen und ich renne nicht von einer Frau zur nächsten. Für gewöhnlich kommen die Frauen auf mich zu." Jetzt lächelt er wieder arrogant und ich will ihm am liebsten sein schiefes Lächeln samt Grübchen in den Wangen aus dem Gesicht boxen.

„Du arroganter Arsch!", rufe ich und will mich gerade umdrehen und mir eine eigene Ecke suchen, um ja weit genug weg von Dwight zu sein, als dieser mich am Arm festhält und nahe zu sich zieht.

„Warum? Weil ich die Wahrheit sage? Weil ich deine Gefühle verletzt habe? Was willst du, Emery?"
Sein Gesicht ist ganz nah vor meinem und ich spüre seinen Atem an meiner Wange. Was ich will? Das ist eine gute Frage. Für den Anfang hätte ich gerne einen klaren Gedanken, was nahezu unmöglich ist, wenn seine hellen Augen mich so durchbohrend anblicken.

„Ich wiederhole mich: Was willst du, Emery?" Ich starre ihn weiterhin an und bekomme kein Wort heraus. Verdammt! Wo ist meine schnelle Zunge und mein loses Mundwerk, wenn ich sie brauche? Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nicht geantwortet habe, zieht mich Dwight sanft an meinem Arm hinter sich her.

„Dwight", höre ich Poppy noch rufen, doch er knurrt nur ein „jetzt nicht" zurück. Wir schlängeln uns durch volle Räume, tanzende Menschen und landen schließlich in einem langen Flur, der nach hinten hin immer menschenleerer wird. Ganz am Ende des Ganges ist eine Art Nische mit großer Fensterfront, in der er mich hineinschiebt, ehe er mir folgt, mich mit dem Rücken an die Wand drückt und sich mit all seiner Größe (und seinen Muskeln!) vor mir aufbaut. Seine Hände hat er rechts und links neben meinem
Kopf platziert - ein Käfig aus Dwight. Na klasse! Wieder sind sich unsere Gesichter so nah und nun, außerhalb der Party und der lauten Musik, nehme ich viel mehr wahr, wie sein schweres Atmen und mein rasendes Herz. Was mache ich hier bloß?

„Du treibst mich in den Wahnsinn. Weißt du das?" Ich schaue ihm tief in die Augen und hebe herausfordernd das Kinn, bereit ihm meine verbale Breitseite zu verpassen, als er weiterspricht und mir den Wind aus den Segeln nimmt.

„Du bist wunderschön, klug und furchtbar dumm zugleich und mir fällt es schwer, in deiner Nähe gelassen zu bleiben - etwas, womit ich selten ein Problem habe. Ich bin aber kein Arsch und lasse mich auch nicht als solcher hinstellen. Wenn ich etwas von einer Frau will, egal was es ist, dann bin ich ehrlich. Ich will mit dir ausgehen und ich will dich küssen - jetzt. Einwände?"

Ich sehe ihn an wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines herantastenden Autos. Hat er das gerade wirklich alles gesagt? Hat er mich dumm genannt? Und klug? Heute rasen mir definitiv zu viele Fragen durch den Kopf. Was soll ich ihm antworten? Sein Gesicht verzieht sich wissend, als kenne er die Antwort, bevor ich sie kenne. Er kommt, wenn überhaupt möglich, noch ein Stück näher zu mir und seine rechts Hand wandert an meine Hüfte, wo er bestimmt zudrückt, ohne mir dabei weh zu tun. Er macht keine Anstalten mich zu küssen, wartet scheinbar auf meine Erlaubnis. Die Luft um uns herum knistert, alles in mir ist zum Zerreißen gespannt. Ich lehne mich ihm wie von Fäden gezogen entgegen und sein rechter Mundwinkel zieht sich nach oben, während er mir mit der linken Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Ich schließe die Augen, bereit seine Lippen auf meinen zu spüren...

„Dwight! Man, da bist du ja. Alle suchen dich. Wo bleibst du? Kelly fragt schon die ganze Zeit nach dir."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 26, 2022 ⏰

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