Kapitel 5

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~Eine Woche später~

Ein kleines Klickgeräusch und ich hatte es tatsächlich geschafft. Fassungslos und überglücklich starrte ich auf das Bild. Ich hatte ein Bild von dem Typ.

Er hatte mir den Rücken zugedreht und stand drei Meter neben mir. Er tat so, als würde er genauso wie ich auf den Bus warten. Aber ich kannte die Wahrheit. Er verfolgte und beobachtete mich. Er hatte Kameras in den Schmuck meines Vaters eingebaut nur um noch mehr die Kontrolle über mich zu haben. Aber die hatte er nicht und würde sie niemals bekommen.

Ich steckte meine Kamera weg und stieg in den Bus ein. Er setzte sich zwei Reihen hinter mich. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken.

Wie ich es mir dachte stieg er an der selben Haltestelle aus wie ich.

Mich wunderte es, dass niemand etwas zu seinem Erscheinen sagte. Er war komplett vermummt, so als würde er gleicht irgendwo einbrechen. Es war den Menschen einfach egal. Zudem war helllichter Tag.

Mit schnellen Schritten ging ich auf mein Haus zu. Ich hörte wie er mir folgte. Panisch rannte ich die paar Stufen hoch und schloss mit zitternden Händen die Türe auf, nur um sie kurz danach wieder hinter mir zu zu werfen.

„Mäuschen was ist denn los?", rief meine Mutter schockiert.

„Ach nichts, ich hatte nur irgendwie das Gefühl verfolgt zu werden", log ich.

Warum log ich meine Mutter immer an, wenn es um diese Sache ging? Sonst sprach ich über alles mit ihr.

Noch immer leicht verwirrt ging ich hoch in mein Zimmer. In meiner Tasche spürte ich die Kamera. Sobald ich oben ankam verband ich die Kamera mit meinem PC und druckte das Bild aus. Ich musste es Melanie zeigen.

Abwesend spielte ich mit dem Foto als mich ein lautes Geräusch aus der Trance riss.

Auf einmal stand er da. Er stand einfach bei mir im Zimmer!

Panisch rückte ich mit dem Stuhl in eine Ecke und presste mich gegen die Wand.

„Was willst du?", fragte ich panisch, aber gedämpft.

„Das Bild", sagte er knapp.

„Warum?", wollte ich wissen.

„Du darfst es nicht haben", meinte er.

„Doch darf ich", meinte ich trotzig.

Er schnaube genervt auf und löschte erst mal gemütlich das Bild auf dem Computer und auf der Kamera. In der Zeit steckte ich das Foto in meinen Hosenbund.

„Jetzt gib das Bild her", sagte er bestimmt, aber doch noch ein bisschen freundlich.

„Nein! Ich weiß nicht wer du bist! Du verfolgst mich und hast sämtliche Informationen über mich! WER BIST DU?", fragte ich ihn.

„Das geht dich nichts an", meinte er.

„Das geht mich sehr wohl etwas an! Solange du nicht sagst wer du bist, bekommst du auch nicht das Bild!", rief ich.

Keine Ahnung warum, aber ich wollte wenigstens einen Namen. Ihn immer 'der Typ' zu nenne wurde inzwischen nervig.

„Ok, ich heiße Thaddeus", meinte er genervt.

„Ja genau und ich heiße Adelmarie die Fünfte", meinte ich genervt.

Inzwischen hatte ich keine Angst mehr vor ihm.

„Ich heiße wirklich so!", beschwichtigte er.

„Beweise es!", forderte ich ihn auf.

Keiner heißt heutzutage noch Thaddeus. Wer würde sein Kind so hassen und ihn wie eine Figur in Spongebob bennen?

Er zog irgendwas aus seinem Geldbeutel und hielt mir letztendlich einen Ausweis hin und verdeckte mit den Finger das Bild.
„Thaddeus Tjarks", las ich laut vor.

„Glaubst du mir jetzt?", fragte er genervt.

„Nein! Sowas kann man einfach fälschen, außerdem kann es ja der Ausweis von jeden x-beliebigen Typen sein. Du zeigst ja nicht mal das Bild", warf ich ihm vor.

„Das Bild ist auch nicht relevant", meinte er.

„Trotzdem bekommst du das Bild nicht!", sagte ich trotzig und schritt zu meinem Bett.

Taddl hob mich fest und drehte mich ganz schnell. Ich glaub einmal war ich sogar über Kopf. Ein Schrei entwich meiner Kehle. Panisch presste ich meine Hände auf meinen Mund, wusste aber, dass meine Mutter in diesem Moment bereits die Treppen zu meinem Zimmer hoch sprintete.

Taddl hatte das Bild und kletterte aus dem Fenster.

Meine Mutter riss die Türe auf.

„Schätzchen was ist passiert?", rief sie außer Atem.

„Da...da...da war eine Spinne", stotterte ich panisch.

„Wo ist sie jetzt?", fragte meine Mutter.


„Ich bin drauf getreten", meinte ich.

„Nun gut, hatte schon Angst, dir wäre etwas passiert", grinste sie und ging wieder aus dem Zimmer.

Ich stürzte zum Fenster und sah wie Taddl die paar Meter in den Garten sprang. Ich hatte panische Angst, dass er sich weh tat, aber warum? Er bedeutete mir schließlich nichts oder?

Er hatte das Bild in den Händen und blickte hoch zu mir. Seine Sturmmaske vermummte wieder sein Gesicht. Zu gerne würde ich wissen wie er aussieht. Kannte ich ihn vielleicht sogar? Nein, ich kannte niemand der Taddl hieß.

Ein Feuerzeug blitzte in Taddl's rechter Hand auf und ich wusste genau was gleich passieren würde. Das Bild begann zu brennen. Die Asche rieselte auf das Gras und das Bild war vernichtet. Keine Chance es wieder zu bekommen.

Wer bist du?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt