Kapitel 11

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Der ganze Schmerz prasselte auf einmal auf mich ein. Meine Finger kribbelten und manche Muskeln zuckten, dann verlor ich mein Bewusstsein.

Ein sanftes Rütteln weckte mich.

„Amira, bist du wach?", es war die Stimme von Taddl.

Benommen blickte ich auf. Alles war leicht verschwommen und mein Kopf dröhnte wahnsinnig.

„Gut, du bist wach. Ich weiß nicht wie lange ich noch bleiben kann", offensichtlich sah ich ihn geschockt an, da er die Hand auf meinen Unterarm legte und sagte „Keine Sorge, deine Mum ist noch weg, solange bleibe ich noch und sobald sie wieder gegangen ist, komme ich wieder".

Beruhigt legte ich mich etwas entspannter in mein Kissen zurück. Alles fühlte sich leicht und einfach an. Das waren definitiv starke Schmerzmittel.

„Ich wollte dir auf jeden Fall sagen, dass du die Physiotherapie machen sollst...", sagte Taddl. Er hörte sich auf einmal weit entfernt an.

„mmmhm?", machte ich und blickte ihn wie ein Teletubbi an.

„Die Physiotherapie...sie wird schwer sein, aber bitte halte durch. Es wird sich lohnen", wiederholte er.

Es dauerte kurz bis ich die Bedeutung der Worte richtig zuordnen konnte.

„na gut", nuschelte ich.

Taddl blieb noch eine Weile und dann wurde ich wieder in ein Zimmer geschoben. Taddl folgte mir und setzte sich neben mir auf das Bett bis irgendwann meine Mutter kam und Taddl den Raum verließ.

„Oh, du bist also aufgewacht", sagte meine Mutter emotionslos.

„Das ist also alles? Du bist also aufgewacht???", motzte ich sie an.

„Was soll ich denn sagen", murmelte sie.

„Ich weiß nicht....vielleicht etwas liebevolles oder erleichtertes!", rief ich.

Sie starrte einfach nur auf ihre Füße.

„Wenn ich nicht aufgewacht wäre würdest du mich jetzt abschalten lassen nicht war?", rief ich.

„Amira, was soll ich denn sagen?", fragte meine Mutter.

„Die Wahrheit", sagte ich.

„Ja", nuschelte sie.

„Warum würdest du mich so schnell aufgeben?", fragte ich verletzt.

„Dann hätten Sven und ich das Haus für uns", murmelte sie.

„Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt oder????", fragte ich sie außer mir.

„Es wird halt mit der Zeit umständlich", meinte sie.

„Habe ich dir je was bedeutet?", fragte ich sie so verachtend wie ich nur konnte.
„Ja, Amira. Du bedeutest mir sogar sehr viel, aber ich liebe Sven nun mal", versuchte sie sich raus zureden.

„Ok nein schon gut. Ist ja nicht so, dass ich deine Tochter bin. Ich bin das Letzte was von Dad noch übrig ist....Hast du das etwa vergessen? Hast du Dad überhaupt geliebt? Hast uns je geliebt?", rief ich verzweifelt.

„Natürlich habe ich euch geliebt, aber das Leben geht weiter", meinte sie.

„Ok, das Leben geht weiter. Schon gut...dann lebe es ohne mich", sagte ich entschlossen.

„Nein, das möchte ich nicht. Du bist meine Tochter und somit ein Teil meines Lebens", sagte sie.

„Ach ja? Gerade wolltest du mich noch abschalten!!!", rief ich.

„Ich konnte dich nicht so sehen. Und wenn du noch länger in Koma liegen würdest, hättest du Schäden davon getragen", meinte sei.

„Ach ja, auf einmal interessiert dich sowas. Klar dann hättest du dich ja um mich kümmern müssen und hättest ja nicht mit Sven ficken können", rief ich.

„Amira, denk bitte nicht so von mir", versuchte meine Mutter die Situation zu retten.

„Nein, du bist für mich gestorben. Jetzt bin ich Waisenkind. Bitte verlass mein Zimmer oder ich rufe die Schwester", sagte ich gleichgültig.

„Amira, bitte", sagte mein Mutter nochmal.

„Verschwinde", rief ich verachtenden und starrte aus dem Fenster.

Meine Mutter verließ schluchzend das Zimmer.

Eine Sekunde nachdem die Türe zufiel, rollten Tränen über meiner Wangen.

Nun hatte ich niemand mehr. Taddl würde niemals 24 Stunden lang bei mir bleiben. Zwar ist er für mich da, aber er ist nicht da. Zudem habe ich ihn versprochen die Physiotherapie zu machen. Aber wozu? Er sagte es würde sich lohnen? Wofür lohnte es sich momentan zu leben?

Wer bist du?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt