Kapitel 4

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Panisch und paranoid blickte ich mich die ganze Zeit um.

„Was ist denn los? Du wolltest dich doch extra mit mir treffen um mir etwas zu sagen, also sag schon", drängte Melanie.

„Warte noch kurz", flüsterte ich und zog sie in ein Café. Wir saßen uns gegenüber und ich blickte mich um. Da war er! Er stand einfach so da. Inmitten von Menschen. Er fiel kaum auf, aber ich erkannte seine rote Jacke. Diesmal hatte er sein Bandana in die hintere rechte Tasche seiner Hose gesteckt. Seine Hände waren in seinen Jackentaschen, aber man sah, dass er Handschuhe trug. Ich wusste nicht wie er diesmal sein Gesicht verdeckt hat, da er mit dem Rücke zu mir stand.

„Siehst du den Kerl da?", fragte ich.

„Welchen? Da stehen viele", lachte Melanie.

Ich beschrieb ihr kurz den Typ den ich meinte.

„Alter! Da steht niemand mit einer roten Jacke", meinte sie.

„Doch, er stand da gerade noch an der Wand!", beharrte ich.

„Da ist niemand", sagte Melanie erneut.

Ich drehte mich wieder um. Tatsächlich er war weg. Wo war er? Panisch blickte ich mich wieder um, bis ich ihn wieder entdeckte. Er war draußen vor dem Café auf der anderen Straßenseite.

„Da!", zischte ich.

„Wo?", rief sie schnell.

„Auf der anderen Straßenseite", zischte ich.

Sie suchte alles mit ihren Blicken ab. Aber wie könnte es anders sein, als dass ein Bus vorfährt. Wütend schlug ich neben mir auf den Tisch.

„Hast du ihn gesehen?", fragte ich schnell.

„nein. Ich hab ihn nicht gefunden", sagte Melanie enttäuscht.

„Na gut, egal. Auf jeden Fall. Dieser Typ. Er verfolgt mich!", zischte ich panisch.

„Das bildest du dir bestimmt ein!", meinte Melanie.

„Nein! Jedes Mal wenn ich mich umgucke sehe ich ihn irgendwo stehen.", beschwichtigte ich sie.

„Vielleicht ist er in dich oder so?", schlug Melanie vor.

„Und da kommt er nicht auf die Idee einfach mal mit mir zu reden?", meinte ich ironisch.

„Vielleicht ist er ja schüchtern", sagte Melanie.

„Nein, auf keinen Fall", rief ich aus.

„Wie kannst du dir da sicher sein?", fragte sie nach.

„Erinnerst du dich noch wie ich von der Party letztens nach Hause gekommen bin?", fragte ich sie.

„Nein, du wolltest auf die Toilette und warst dann verschwunden", meinte sie.

„Nun ja, als ich vor der Toilette stand wurde ich in dein Seitenflur gezogen, du weißt ja welchen ich meine. Auf jeden Fall hat er mich an seinen Körper gepresst und meinen Mund zugehalten. Auf jeden Fall hat er es so gemacht, dass ich ihn nicht sehen konnte. Er hat irgendwas gefaselt von wegen mir hätte jemand was in meine Cola getan und ich solle sofort verschwinden. Ich dachte, er hätte irgendwelche Drogen genommen und wäre auf einem abartigen Trip. Bevor ich zu euch gelangen konnte hat das Zeug schon gewirkt und ich kann mich echt nicht erinnern was danach passiert ist", erzählte ich.

Melanie sah mich geschockt an.

„Wir dachten, dass du heim bist. Oder du jemanden kennengelernt hast, der dich dann nach Hause gebracht hat, aber das. Es tut mir so leid für dich", jammerte Melanie den Tränen nahe.

„Was meinst du damit, wenn du sagst, dass es dir leid tut?", fragte ich nach.

„Nun ja, man bekommt ja KO Tropfen nur wenn derjenige einen....du weist schon", schluchzte sie.

„Nein, es ist alles gut. Glaub ich. Auf jeden Fall bin ich dann am nächsten Morgen aufgewacht. Aspirin und Saft waren auf einem Nachtisch neben mir. Ich nahm die Tabletten und die Kopfschmerzen sind dann verschwunden. Da ich ja nicht wusste wo ich war sah ich mich ein wenig um. Es war abgefuckt. Erst mal hatte ich noch meine Klamotten an, weswegen ich davon ausgehe, dass ich NICHT vergewaltigt wurde. Dann wurde es gruselig. Ein paar Bildschirme an der Wand, zeigten Informationen über mich an. Sprich wo ich bin, wie meine Körpertemperatur ist usw....dann etwas das mich richtig enttäuscht hat. Die Ketten, Armbänder und Ohrringe, die ich von Dad bekommen hab....in allen stecken kleine Kamaras", schluchzte ich.

„Warte mal. Moment. Das ist zu viel auf einmal. Du wirst also permanent überwacht? (Nicken) Und in dir sind Chips und Sensoren eingebaut? (Nicken) Ebenso in jedem Schmuckstück das du von deinem Dad bekommen hast? (Nicken) warum trägst du seinen Schmuck dann noch?", fragte sie besorgt.

„Es ist das Einzige was ich noch von ihm hab, nachdem er meine Mutter und mich verlassen hat", weinte ich.

Melanie zog mich in eine feste Umarmung und brachte mich anschließend nach Hause. Sie wusste, dass ich Ruhe und Zeit für mich brauchte. Die Sache mit meinem Dad ließ mich einfach nicht los.

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