Kapitel 7

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„Ich weiß, aber dein Vater hat gewusst, dass er Krebs hat. Er lehnte die Chemo ab, da der Krebs zu weit fortgeschritten war. Somit hat er gesagt ich solle auf dich aufpassen sobald er tot ist. Vorab hat er Geld auf mein Konto überwiesen und mir mein Versteck eingerichtet. Dazu hat er der Chips, Sensoren und Kameras installiert“, erklärte er. 

„Aber warum sollte er nichts davon sagen?“, fragte ich verwirrt.

„Er wusste, dass ihr ihn nicht gehen lassen wollt. Er versuchte das Beste daraus zu machen. Seine Sorge um dich hat ihn zu diesem Schritt geführt“, sagte Taddl.

„Aber wie hat er die Chips in meinem Körper angebracht?“, fragte ich verwirrt.

„Ich weiß es nicht. Er sagte er würde sich um alles kümmern, ich soll nur darauf aufpassen, dass du sicher lebst. Wie gesagt, eigentlich dürftest du gar nicht von mir wissen. Es darf niemand von mir wissen verstanden? Für Melanie werde ich dein Hirngespenst sein verstanden? Jedem dem du von mir erzählst ist eine Behinderung für meinen Beruf“, schärfte er mir ein.

„Wie viel hat er dir gezahlt?“, fragte ich nach.

„Über Geld spricht man nicht“, meinte er.

Bevor ich eine weiter Frage stellen konnte war er wieder durch das Fenster geflüchtet. Meine Türe ging auf und meine Mutter rief mich zum Essen.

~Eine Woche später~

Ardy ist seit dem letzten Treffen nicht mehr in die Schule gekommen. Er antwortete weder auf meine Nachrichten noch auf meine Anrufe.

Laut der anderen ist er umgezogen. Ich konnte nicht glauben, dass es Zufall war. Ich wusste genau, dass Taddl etwas damit zu tun hatte.

Er zerstörte einfach mein Leben und betitelte es als 'beschützen'.

Noch immer glaubte ich, dass er ein verrückter Stalker war.

Aber woher sollte er wissen, dass mein Vater an Krebs gestorben war?

Mich machte alles so kaputt. Meine Mutter schien das Interesse an mir zu verlieren. Sie hatte einen neuen Freund und somit war ich ihr egal.

Ardy war ja auch wie vom Erdboden verschluckt. Taddl lässt sich auch nicht mehr blicken und Melanie denkt ich sei ein Psycho. Ich hatte das Gefühl alleine zu sein. Das Gefühl, dass niemand mich vermissen würde.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Ich riss die Sachen von meinem Schreibtisch und stellte mich darauf. Vor mir war die Fenstersims und ein Schritt trennte mich von einem vier Meter tiefen Fall. Wenn ich mit dem Kopf landen würde, schlüge mein Kopf auf einem kleinem Steinweg auf.

Ich setzte den rechten Fuß auf die Fenstersims. Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich betet, dass meine Mutter die Türe aufreißen würde und mich ins Zimmer riss. Nichts der Gleichen passierte.

Mein linker Fuß ruhte nun auch auf der Fenstersims.

Vorsichtig setzte ich mich wieder nieder und blickte in den Abgrund. Es war Nacht und ich konnte nur wage die Umrisse des Steinweges ausmachen.

Ich hob meinen Körper mit den Armen an und schob meinen Körper an die Kante.

Meine Hände krallte sich an die Kante und schoben meinen Körper immer weiter vor. Mein Körper fiel und ein grausamer Schmerz durchfuhr meine Schulter.

Ich hörte auf zu fallen. Eine Hand umgriff mein Handgelenk. Ich blickte nach oben und sah in das vermummte Gesicht von Taddl.

Schnell zog er mich hoch und schloss das Fenster. Er legte mich vorsichtig in mein Bett und deckte mich zu. Seine Augen musterten mich während er sich neben mich setzte.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fragte er vorwurfsvoll.

Es war das erste Mal wo ich seine Stimme klar hörte. Sonst hatte er immer gemeckert, gezischt oder seine Stimme anders verstellt.

Seine Stimme war tief, weich und beruhigend. Fast einschläfernd.

„Ich bin doch eh allen egal“, murmelte ich und blickte mit Tränen in den Augen an die Wand.

„Amira, rede keinen Unsinn. Ich war immer ein Außenseiter, aber du hast deine Individualität und das ist wunderschön!“, sprach er mir zu.

Ich verstand nicht recht.

„Ist doch egal ob ich individuell bin oder nicht? Ich bin allein....da bemerkt es doch niemand wie 'wundervoll' ich bin“, nuschelte ich.

„Denkst du dein Vater würde mich einfach so arrangieren? Du hast ihm wahnsinnig viel bedeutet! Vergiss das nicht“, sagte er beruhigend.

„Bleibst du bist ich eingeschlafen bin?“, fragte ich müde.

„Eigentlich verstößt es gegen die Regeln, aber da du kurz davor warst dich umzubringen bleibe ich“, sagte er ruhig.

„Darf ich dein Gesicht sehen?“, fragte ich vorsichtig.

„Nein, du weißt schon zu viel über mich“, meinte er.

„Aber du bist die einzige Person in meinem Leben....“, wimmerte ich den Tränen nahe.

„Psssht...nicht weinen. Du hast nach wie vor noch all deine Freunde, klar ist die Zeit jetzt schwer, aber es wird besser“, sprach er mir zu.

„Aber alle sind weg. Melanie, meine Mutter und auch Ardy....Ardy...hast du was mit seinem Verschwinden zu tun?“, fragte ich leicht verängstigt.

„Ich sagte doch, er ist nicht gut für dich“, sagte er ruhig.

„Aber es tut weh, dass er weg ist. Ich vermisse ihn und gerade jetzt könnte ich jemanden gebrauchen“, murmelte ich.

„Ich bin hier, das ist mehr als ich damals hatte“, nuschelte Taddl.

„Erzählst du etwas von dir?“, fragte ich leise.

„Du weißt zu viel...“, sagte Taddl.

„Sag das nicht immer....du weißt alles über mich! Alles und ich weiß nichts über dich“, jammerte ich.

„Vielleicht irgendwann, nicht jetzt“, sagte Taddl.

„Warum lässt du mich so allein?“, wimmerte ich.

„Weil du dein leben alleine Leben musst. Ich kann es dir leider nicht abnehmen, aber ich kann dich davor beschützen große Fehler zu machen. Das war der letzte Wunsch deines Vaters“, sagte Taddl.

„Warum darf ich meine Fehler nicht alleine machen? Das gehört doch zum Leben dazu. Fehler machen und daraus lernen“, meinte ich

„Du nennst es Fehler und daraus lernen wenn du von KO Tropfen umkippst und dann vergewaltigt wirst?“, fragte Taddl. 

„ok, nein“, gab ich nach.

„Legst du dich zu mir?“, fragte ich.

„Wozu?“, fragte Taddl verwirrt.

„Ich will jemanden knuddeln...sonst umarme ich immer mein Kissen, aber jetzt bist ja du da und ich dachte halt...ach egal“, murmelte ich.

„ok, ehm doch ich leg mich zu dir“, sagte Taddl.

Mein Herz schlug höher.

Er hob die Decke und legte sich neben mich. Vorsichtig legte er einen Arm um mich. Ich legte meinen Kopf auf seinen Oberarm und kuschelte mich an ihn. Dumpf spürte ich seinen Puls an meinem Ohr. Seine Hand fuhr durch meine Haare und ich konnte ihn teilweise schlucken hören.

Ich fühlte mich wohl, geborgen und sicher. Schon fing ich an zu gähnen. Meine Augen tränten und schon war ich eingeschlafen.

Wer bist du?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt