Oktober 2013
Luchy| Früh betrat ich den Stall, in dem noch ein dämmriges Licht durch die Fenster fiel. Mustang wieherte mir zu und streckte seinen Kopf über die Boxentür. Ich holte das Futter für ihn und Rondo und gab es den beiden Hengsten in ihre Tröge. Gierig begann der Tigerschecke den Hafer in sich hineinzuschlingen. Auch den Stuten brachte ich ihr Frühstück, bevor ich ihnen den Zugang zu den Koppeln öffnete. Als ich zu den Hengsten zurückkehrte, hatten diese bereits aufgefressen. Den Schimmelhengst brachte ich auf die Koppel, bevor ich Mustang aus seiner Box holte und davor anband. Genießerisch ließ er sich von mir putzen, bevor ich ihn sattelte und wir zu einem kleinen Ausritt aufbrachen. Ich genoss es jeden Tag aufs neue meinen Mustang zu haben. Er hatte mir mein Herz gestohlen und ohne den Hengst wollte ich mir meine Welt gar nicht mehr vorstellen.
Entspannt trotte er unter mir durch den stillen Wald, der uns umgab. Außer seinem Hufschlag und ein paar Vögeln war nicht viel zu hören. Die Sonne malte unregelmäßige Lichtspiele auf den dunklen Waldboden.
„Na mein Großer, schön hier draußen, oder?", sprach ich zu meinem Pferd und strich ihm über die rote Mähne. Der Dunkelfuchs schnaubte und schlug mit dem Schweif um eine Fliege zu vertreiben. Er war einfach ein wunderbares Pferd, zuverlässig und verlässlich.
Nach einem lockeren Galopp am Bach entlang waren wir schon wieder am Hof angekommen. Vor dem Stall stieg ich ab, sattelte den Hengst ab und führte ihn direkt zur Koppel. Rondo hob nur kurz den Kopf, bevor er sich wieder dem Gras zu wand.
Ich nahm auch noch die Trense vom Kopf des Hengstes, hinter den Ohren hatte sie dunkle Schweißflecken auf dem dunklen Fell hinterlassen. Der Mustang holte sich noch ein Leckerli bei mir ab und suchte sich dann kauend einen geeigneten Platz, um sich zu wälzen.
Einen Moment lang beobachtete ich den Hengst noch, bevor ich mich abwand und auf den Weg zu den Stuten machte.
Amelina, Cloud und Scalina standen unter dem Apfelbaum und grasten, während Santa versuchte an einem niedrig hängenden Ast an einen Apfel heranzukommen. Die beiden größeren Warmblutstuten Bleaze und Beauty standen direkt am Zaun. Die Palominostute kam direkt angetrottet, um sich eine Streicheleinheit abzuholen. Nachdem Bleaze genug hatte, halfterte ich Elvish Beauty und führte sie in den Stall. Die Schimmelstute hatte die faszinierende Eigenschaft erstaunlich sauber zu bleiben, sodass sie schnell geputzt war. Ich flocht ihre Mähne zu einem französischen Zopf. Gestern war ein Showset angekommen, welches ich heute an der Stute testen wollte. Ich hatte es gekauft, dass sie relativ talentiert war und wir zukünftig auf Messen und Turnieren, das Showprogramm füllen wollten. Um gleich ein paar hübsche Bilder zu machen, sattelte ich Beauty also mit dem neuen Set und ritt mit ihr zum See, da dort aktuell besonders schön die Kirschbäume blühten.
Nach dem Ausritt entließ ich die Schimmelstute wieder auf die Weide und widmete mich meiner Mittagspause. Danach würde noch ein Haufen Büroarbeit auf mich warten, so ein Hof führte sich immerhin nicht von allein.
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Canadian Diary - Band 1
Short StoryKurzgeschichten aus dem Leben der Bewohner vom Whithorse Creek Stud.