Wutanfälle

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Tun wir mal einfach so, als hätte ich das hier sehr viel früher hochgeladen ^^ Es hat sich rausgestellt, dass dieses Kapitel fast doppelt so lang ist, wie das letzte, das hat mich ein paar Stunden gedauert. Ich würde mich, wie gesagt, über Reviews freuen, ich habe bis jetzt nur von einer Person (Danke LyraBlueshade <3) Feedback bekommen, was auf Dauer echt frustrierend sein kann. Dauert auch nur 2 Minuten!
Viel Spaß :)

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Wutanfälle

Sherlock ist kein Fremder, was Schmerz betrifft. Über die Jahre wurde er angeschossen, niedergestochen, geschlagen, getreten, mit unzähligen Objekten verprügelt, von einem Auto angefahren, aus einem fahrenden Fahrzeug geworfen und ja, hin und wieder auch geohrfeigt.

Es ist nicht so sehr der sich ausbreitende Schmerz, der seine Wange erwärmt, der ihn verstummen und sein Hirn im Schnellgang rasen lässt. Stattdessen ist es das, was die Frau gesagt hat; sie weiß, wer er ist, sie weiß, dass er John angelogen hat – und vermutlich weiß sie auch, dass John seinen Tod keineswegs gut aufgenommen hat.

Er ringt nach Worten, seine einstudierten Skripte verheddern sich zu einem nichtssagenden Wirrwarr. Dann geschehen zwei Dinge gleichzeitig.

Er spürt ein leichtes Ziehen an seinem Arm und Sherlock späht hinunter, um zu erkennen, dass James sich an ihm festhält. Der Junge nahm nicht seine Hand; er umklammert den Saum seines Ärmels. Er starrt die Frau an, doch Sherlock hätte Schwierigkeiten, die Emotion zu benennen, die seine Gesichtszüge verhärten lässt.

Im selben Augenblick, in dem Sherlock hinunterblickt, erhebt sich eine Stimme hinter der Frau.

„Liebling? Hast du was gesagt?“

Sherlocks Kopf zuckt nach oben und da steht John am Ende des Flurs, halb versteckt hinter der Frau. Ihre Blicke treffen sich über ihrer Schulter und Sherlock versucht zu lächeln. Sein Gesicht jedoch, immer noch brennend von der Ohrfeige, weigert sich zu gehorchen. Sein Mund bewegt sich nicht, nicht für ein Lächeln, nicht für ein einziges Wort. Eine beunruhigende Aufregung verknotet sein Innenleben und in diesem Moment hasst er seinen Körper, hasst, dass er ihn ausgerechnet jetzt im Stich lässt, hasst, dass er nichts weiter tun kann, als zu beobachten wie John mehrere Male blinzelt und sein Mund aufklappt.

„Nein“, sagt John, kaum lauter als ein Flüstern.

Die Frau dreht sich halb zu ihm um und macht den Weg zwischen ihnen frei. John schüttelt den Kopf. Seine Gesichtszüge spannen sich an und Sherlock erinnert sich nur zu gut an diesen Ausdruck.

„Nein“, wiederholt er, lauter, mit einer Wut, die in dem kleinen Wort explodiert als wäre es eine Granate. Und wieder. „Nein. Einfach… nein.“

Er dreht sich um, mit einer scheinbar militärischen Präzision und verschwindet um die Ecke.

Hunderte, tausende Szenarien; Sherlock hätte sich niemals vorgestellt, nicht einmal ein Wort heraus bekommen zu können. Und er hätte nicht gedacht, dass John einfach weggehen würde, nicht ohne zumindest eine Erklärung zu fordern. Die Aufregung verwandelt sich langsam in Übelkeit.

Ein leichtes Ziehen an seinem Ärmel und James fragt leise: „Gehen wir jetzt?“

Sherlock fehlen noch immer die Worte. Die Frau übernimmt es, für ihn zu antworten.

„Zur Hölle geht ihr“, schnaubt sie. Die Arme verschränkt neigt sie ihren Kopf Richtung Flur. „Sie kommen augenblicklich hier rein, Mr. Holmes. Sie sind lange genug weggerannt, denken Sie nicht?“

 Sherlock~Crazy For LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt