Ein Klient kommt am nächsten Vormittag vorbei und unterbricht Sherlocks erstes Experiment seitdem er wieder da war. Sherlock braucht dreieinhalb Minuten um festzustellen, dass der Mann tatsächlich kein Klient, sondern ein ‚Undercover'-Journalist ist. Er hätte es schneller bemerkt, hätte der Mann nicht seinen Gedankenstrang entgleisen lassen, indem er John nur 20 Sekunden nach seinem Eintreten erwähnt hatte.Mürrisch weist Sherlock dem Mann die Tür und zündet sich dann eine Zigarette an. James, der wieder einmal mit einem seiner Bücher dasitzt, blickt auf, bevor er sich wieder mit einem komplett leeren Ausdruck seinem Buch widmet. Sherlock schielt zu ihm, still und doch starrend, wartend auf die Bemerkung, die sicher kommen wird.
Nach ein paar Minuten treffen sich ihre Blicke. „Mich stört der Rauch nicht", sagt James mit einer flachen Stimme. „Ich bin daran gewöhnt."
Bevor Sherlock antworten kann, macht James die ersten drei Köpfe seines Hemds auf und zieht den Bund des T-Shirts darunter nach unten, sein Schlüsselbein entblößend. Sherlock zählt fünf absolut runde Narben, vielleicht eine sechste unter dem Rand des T-Shirts hervorlugend. Zwei heben sich knallrot von seiner blassen Haut ab; nicht mehr als ein paar Tage alt. Die anderen befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Heilung.
„Sebastian hat auch geraucht", ist alles was James hinzufügt, bevor er seine Knöpfe wieder zumacht.
Sherlock schaut auf das leuchtende Ende seiner Zigarette und zerreibt danach das, was davon übrig ist in der Untertasse, die er als Aschenbecher verwendet. Er wirft den Rest der Schachtel in den Mülleimer. Jetzt braucht er auf jeden Fall Nikotinpflaster.
„Hol deinen Mantel", murmelt er, während er bereits seinen Schal um seinen Hals wickelt.
Halbwegs zurück vom Laden bekommt er eine SMS. Er lässt das Handy fast fallen in seiner Hast, zu kontrollieren, wer sie geschickt hat. So sehr er sich auch nach einem Fall sehnt, ist er enttäuscht zu sehen, dass es Lestrade war.
„Die Pläne haben sich geändert", teilt er James mit, der ihn neugierig ansieht. „Bist du bereit für deinen ersten Tatort?"
James' Grinsen stellt die blasse Sonne in den Schatten, die nicht mal angefangen hat, die Luft zu erwärmen. Sherlock dreht sich um, um ein Taxi zu rufen – keineswegs um sein Lächeln zu verbergen.
Technisch gesehen ist es kein Tatort. Die verkohlten Überreste des Vans wurden dem forensischen Labor übergeben und Lestrade wartet draußen auf Sherlock. Er verzieht das Gesicht, als er James erblickt, sagt jedoch nichts. Er lässt sie durch eine Hintertür herein und schafft es auf wundersame Weise, dass jeder Idiot, der in der Einrichtung angestellt ist, aus dem Weg ist, bevor er, Sherlock und James sich dem Van nähern.
„Wo haben Sie ihn gefunden?", fragt James ungeduldig, Sherlock die Frage aus dem Mund nehmend.
Lestrade sieht James an, dann Sherlock. Als Sherlock eine Augenbraue hebt, seufzt Lestrade und gibt nach.
Wie es Fälle nun mal häufig sind, ist dieser langweilig. Sherlock hätte sich nicht die Mühe gemacht, aufzutauchen, ohne seine Begierde, zu sehen was James aus all dem macht. Ihm zuzuhören, wie er Lestrade mit perfekt zeitlich abgepassten Pausen und kleinen Augenverdrehern erklärt, warum der Van wichtig ist, was er beweist und warum er es weiß, ist sonderbar befriedigend. Sherlock wäre stolz, hätte er irgendwas zu tun gehabt mit dem Verbessern von James' Fähigkeiten.
„Bitte sag mir, du hast ihm beigebracht, was er sagen soll", sagt er zu Sherlock, als James fertig ist.
„Wir haben den Fall nicht einmal diskutiert", erwidert Sherlock, sich ein kleines Lächeln erlaubend. „Fürchten Sie um Ihren Job, Detective Inspector?"
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Sherlock~Crazy For Love
FanfictionSherlock lebt. Moriartys Verbrechernetzwerk ist zerschlagen. Das Endergebnis?! Überraschend. Moriarty hat einen Sohn. Was wird aus ihn, wird er seines Vaters Erbe wieder aufbauen?