Tai versperre mir den Weg. Er stand direkt vor der Tür des Büros entspannt an das Treppengeländer gelehnt, hatte seine Arme verschränkt und starrte mich wachsam an, als ich den Raum verließ. An ihm war kein vorbeikommen.
Es wäre ja viel zu einfach gewesen, den Raum unbemerkt zu verlassen und durch das Tor in die Freiheit zu verschwinden. Bones musste ja unbedingt meinen Einfallsreichtum testen, in dem er mich bewachen ließ. Genervt über diese Verzögerung verzog ich leicht den Mund.
„Wo ist das Klo?" Fragte ich, als ich zu Plan B meiner Flucht überging.
Tai legte seinen Kopf schräg und musterte mich einmal kurz von oben bis unten. Ich tat schnell so, als wäre meine Blase zum Zerplatzen voll, und trat von einem Bein aufs andere. Schließlich gab er mir mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass ich ihn folgen sollte. Bingo!
Er führte mich durch die menschenleere Werkhalle hindurch zu einem kleinen Anbau am hinteren Teil des Lagerhauses. Der erste Raum, den wir durch eine unscheinbare Tür betraten, war eine Umkleide. Mehrere hohe Metallschränke zur Aufbewahrung von Kleidung säumen rechts und links die Wände. In der Mitte des Gangs stand eine lange, abgewetzte Bank. Tai ging weiter, durchquerte den Raum und hielt mir eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite auf. Rasch kam ich seinem stummen Befehl nach. Ich gelangte in einen schmalen Flur. Drei Türen gingen hiervon ab. Gerade zu die war als Fluchttür gekennzeichnet. Mein Blick blieb einen Moment an dem grünen Zeichen kleben, ehe ich den beiden anderen Türen Beachtung schenkte. Zwei kleine Männchen waren darauf angebracht: eines weiblich, das andere männlich. Mit einer Hand in meinem Kreuz führte mich Tai zur Damen Toilette.
Ich zwang mir ein dankbares Lächeln ab, als ich schnell durch die Tür schlüpfte und hinter mir abschloss. Seufzend lehnte ich mich von innen gegen dagegen und sah mich in dem weiß gefliesten Raum um.
Er war nicht groß. Es passten gerade so ein Klo, ein Waschbecken mit Spiegel und eine kleine Dusche hinein. Abgesehen von Lampe und Spiegel waren Wände und Decke kahl. Alles in diesem Raum war rein funktional.
Mein Blick viel aufs schmale Fenster, das sich kurz unterhalb der Decke neben dem Klo befand. Würde ich mich auf den Toilettendeckel stellen, dürfte ich ohne weiteres an es herankommen. Ich lächelte siegesbewusst. Perfekt.
Tatsächlich hatte ich es mir leichter vorgestellt, durch das Fenster zu klettern, als es letztendlich war. Erstmal mich auf den schmalen Sims davor hochzustemmen, um danach durch das Fenster zu rutschen und auf der anderen Seite herunter springen zu können, war der reinste Kraftakt gewesen, weshalb auf meine imaginäre To-Do-Liste neben Selbstverteidigung noch Kraftsport gesetzt wurde.
Als meine Füße endlich den gepflasterten Boden hinter der Lagerhalle berührten, keuchte ich wie eine Dampflock und Schweiß durchnässt meine ehemals weiße, jetzt graugefleckte Bluse. Davon ließ ich mich jedoch nicht lange ablenken. In gedruckter Haltung schlich ich vor an die Ecke des kleinen Anbaus und spähte vorsichtig herum.
Die Hintertür war verschlossen und niemand weit und breit zu sehen. Erleichtert stieß ich einen kleinen Seufzer aus, denn zwischen den umliegenden Plattenbauten und meinem Versteck, wäre ich schutzlos und gut für jeder Mann sichtbar gewesen, wenn ich den freien Platz dazwischen überqueren wollte. Doch das Schicksal schien mir gewogen. Noch ein weiteres Mal sah ich mich genau um, bevor ich mit flinken Füßen über den Platz rannte und dann zwischen zwei Plattenbauten untertauche. Tatsächlich hatte mich keine Menschenseele bemerkt.
Triumphierend grinste ich und streckte die Zunge in Richtung der Lagerhalle und Bones raus. Um keinen Preis der Welt würde ich kampflos aufgeben. Ich war keine leichte Beute. Ich hatte auf meine Weise Zähne und Krallen, die ich auch einzusetzen gedachte. Wollte er mich, sollte er sich schon anstrengen müssen, um mich kämpfen müssen, mir zeigen, dass ich nicht nur eine verdammte Kuriosität war. Ich hoffte, dass war ihm jetzt klar geworden.
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Er will sie
Любовные романыEr will sie? Als Pfand?! Liana ist entsetzt! Aber egal was sie tut, Bones lässt nicht locker. Er dringt in ihr Leben ein, stellt alles auf den Kopf und macht keine Anstalten, je wieder zu verschwinden. Stück für Stück kommt er Liana näher, überwind...