Langsam drehte ich das leere Glas in meiner Hand hin und her und sah dabei nachdenklich aus dem großen Panoramafenster. Mir schwirrte der Kopf von so vielen Dingen, über die ich nachdenken musste.
Die Stadt lag hell erleuchtet in der Dunkelheit unter mir. Es war fantastisch. Ich liebte diesen Anblick. Obwohl ich den ganzen Tag über jede mögliche Gelegenheit genutzt hatte, um ihn zu genießen, war er immer noch überwältigend.
Zugegeben, von diesen Augenblicken gab es heute nur wenige. Nachdem hitzigen Sex in der Dusche, der unweigerlich nach den leidenschaftlichen Küssen am Waschbecken folgte, hatte ich kaum eine Chance gehabt, den Anblick auf die Stadt länger als zwei Minuten in mich aufzunehmen. Bis spät in den Nachmittag hinein verlangte Bones immer wieder meine volle Aufmerksamkeit und die freie Zeit zwischen durch verbrachten wir im erholsamen Reich der Träume.
„Hier," ein gefülltes Glas mit Caipirinha tauchte vor meiner Nase auf und riss mich damit aus dem herrlichen Anblick, „ich hab dir einen neuen gemacht."
Dankbar tauschte ich die Gläser und schenkte Helen ein kleines Lächeln. Es war erstaunlich, dass nichts an dieser vor Leben sprühenden Frau auf die dunklen Erinnerungen ihrer Vergangenheit vermuten ließ. Ich bewunderte sie dafür.
„Ist alles in Ordnung mit dir?" Fragte sie, als sie sich mit einer Bierflasche neben mich auf die Couch im Eingangsbereich fallen ließ und sich eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht strich. „Du bist den ganzen Abend so ruhig gewesen. Selbst den abgöttischen Nachtisch hast du kaum angerührt. Und dabei macht Olga die beste Quakspeise, die du jemals in deinem Leben essen wirst. Es war echt ein Glückstreffer, dass ich gerade sie als Kindermädchen ausgewählt habe. Jemand besseres hätte ich niemals für Cara finden können. Oder was meinst du?"
Bestätigend nickte ich. Olga war eine fröhliche, Mitte sechzigjährige Lateinamerikanerin, die ein Engel auf Erden gleichkam. Das genaue Gegenteil von Magda, Bones Haushälterin, und mir allein deswegen schon um einiges sympathischer. Sie hatte heute das Abendessen für uns alle gekocht. Die Nudeln waren ihr echt gut gelungen und die Quakspeise ein echter Traum gewesen. Doch ich hatte kaum Hunger gehabt. Viel zu sehr war ich vom Fehlen einer einzigen Person abgelenkt: Bones.
Kurz vor dem Essen hatte er einen wichtigen Anruf bekommen, den er nicht einfach ignorieren konnte, und war daraufhin sofort verschwunden. Beim Abschied war sein Gesicht eine Maske der Ausdruckslosigkeit und Kälte gewesen und der Kuss kurz und leidenschaftslos. Doch hinter seinen Augen brannte ein feuriger Zorn, der mir Angst bereitete. Was war passiert?
Er hatte keine Zeit gehabt, mir darauf eine Antwort zu geben und die Sorge um ihn fing an, mich verrückt zu machen. Begab er sich in Gefahr? Würde er wieder verletzt werden? Vielleicht schlimmer als beim letzten Mal? Wo war er? Was machte er? Ging es ihm gut?... Fragen über Fragen hatten mir den Appetit genommen und lenken mich auch weiterhin ab.
„Hey, ihm wird nichts geschehen!" Beruhigend legte Helen eine Hand auf meinen Arm. Ihre blaugrünen Augen, die Bones seinen so ähnelten, schauten mich ruhig an. „Er wird das alles ganz schnell klären und dann zu dir zurückkommen. Glaub mir, keine zehn Pferde können ihn heute Nacht von dir fernhalten."
Vielleicht keine zehn Pferde, „aber eine Kugel." Flüsterte ich und starrte auf mein immer noch volles Glas, dass ich fest umklammerte hielt. Die Knöchel in meiner Hand stachen weiß hervor.
Mit einmal bohrten sich Helens Fingernägel schmerzhaft in meinen Arm und ihre Stimme hatte einen harschen Klang angenommen. „Wenn du so denkst, solltest du sofort deine Sachen packen und von hier verschwinden!"
Entsetzt riss mich aus ihrem Griff los. „Was? Wieso?"
„Ach Süße." Seufzte Helen. So schnell, wie die Anspannung von ihrem Körper besitz ergriffen hatte, so schnell verschwand sie auch wieder. „Wenn du dich auf Dante einlässt, wirst du immer in Sorge leben. Entweder, du lernst damit umzugehen - und das verdammt zügig - oder du wirst daran zu Grunde gehen. Sieh das heute als kleinen Vorgeschmack zu dem, was noch kommen wird."
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Er will sie
RomanceEr will sie? Als Pfand?! Liana ist entsetzt! Aber egal was sie tut, Bones lässt nicht locker. Er dringt in ihr Leben ein, stellt alles auf den Kopf und macht keine Anstalten, je wieder zu verschwinden. Stück für Stück kommt er Liana näher, überwind...