Sushi

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Kenma PoV

"Und was sagst du?", hörte ich Kuroos Stimme. "Hmmm", kommentierte ich seine Frisur ohne von meinem Handy aufzuschauen. "Man Kenma, du könntest wenigstens so tun, als ob es dich interessieren würde, wie ich aussehe", schmollte er und drehte sich wieder dem Spiegel zu. Ich seufzte resigniert, stand auf und steckte mein Handy in die Tasche. "Wozu? Du siehst eh immer gut aus", murrte ich, stellte mich demonstrativ vor ihn und nahm ein Haargummi in die Hand. Meine Haare waren mittlerweile ziemlich lang geworden und ich fing an, sie mehr und mehr in einem lockeren Dutt zu tragen.

Erst als ich Kuroos Gesicht im Spiegel sah, wurde mir bewusst, was ich da gesagt hatte und lief rot an, bevor Kuroo mich von hinten umarmte und kindisch rief: "Aaaaaaw Kenma, das ist aber lieb von dir!" Ich verdrehte die Augen und stieß ihn unsanft von mir weg. "Schrei mir nicht so ins Ohr und zieh dir schonmal deine Schuhe an. Wenn wir noch weiter trödeln verpassen wir den Bus", sagte ich und band mir einen Teil meiner Haare zusammen. Kuroo grinste verschmitzt und drehte sich um um in den Flur zu gehen.

Eine halbe Stunde später standen wir vor dem Restaurant und warteten auf die anderen. Ich war zugegeben etwas nervös, weshalb ich mich ununterbrochen auf mein Spiel fixierte, bis Kuroo plötzlich sagte: "Da kommen sie." Ich atmete noch einmal tief durch, speicherte meinen Spielstand und schaute nach oben. Yaku und Yamamoto kamen winkend auf uns zu. Wir begrüßten uns und keine Sekunde später hörte ich ein lautes "HEY HEY HEY!" von hinten. Mein Gott, Bokuto konnte sich wirklich nicht zurück halten.

Ich drehte mich um und wollte gerade etwas genervtes erwidern, doch was ich da sah verschlug mir kurz die Sprache. Da war Bokuto, der aufgeregt mit der einen Hand wedelte. Durchtrainiert wie eh und je, wahrscheinlich in den letzten Monaten noch ein paar Millimeter gewachsen. Und neben ihm, Hand in Hand, den Blick etwas peinlich berührt auf die Umgebung gelenkt, Akaashi.

Ich hörte Yaku hinter mir murmeln: "Na endlich! Das wurde ja auch mal Zeit!" Ich wusste, dass er mit diesem Kommentar nicht die Uhrzeit meinte. Und auch Yamamoto lachte: "Ich glaube, alle anderen wussten es vor ihnen. Hey ihr zwei Turteltauben! Genug Scheinwerferlicht für euch beide! Ich hab Kohldampf!" Ein paar Passanten drehten sich zu uns um und ich wollte am liebsten vor Scham im Boden versinken.

Als Bokuto und Akaashi zu uns traten begrüßte Kuroo seinen besten Freund stürmisch und gratulierte ihm und Akaashi. "Wieso zur Hölle hast du nichts erzählt?", rief er wütend und nahm ihn in den Schwitzkasten. "Auaaa! Man, Kuroo! Wir haben eben etwas Zeit gebraucht... ausgerechnet du hältst mir jetzt einen Vortrag? Du solltest dir lieber mal an die eigene Nase fassen", erwiderte Bokuto ebenso aufgebracht und plötzlich breitete sich eine unangenehme Stille aus. Dann schien er zu merken, was er gerade gesagt hat, biss sich auf die Zunge und schaute unsicher zwischen mir und Kuroo hin und her. Verdammt, Bokuto. Das lief grad in keine gute Richtung. Ich hatte die Hoffnung, dass die anderen nicht begriffen was vor sich ging, jedoch weit gefehlt. "Wie jetzt?", fragte Yaku, während Yamamoto und Akaashi etwas verdutzt wirkten, als ihre Blicke ebenfalls erst zu Kuroo und letztendlich zu mir wanderten. Dann schien bei ihnen der Groschen zu fallen.

Mir rutschte das Herz in die Hose und mein Puls beschleunigte sich rasant. Ich atmete tief durch. Ganz ruhig, das hier sind deine Freunde. Ich spürte eine große Hand an meinem Rücken und schaute nach rechts. Kuroo lächelte mir aufmunternd zu, was mich automatisch etwas entspannen ließ. Dann plötzlich schrie Yamamoto los: "Ihr beide etwa auch??? Was ist denn hier los? Bekommt man denn heutzutage gar nichts mehr mit?" Er umarmte mich stürmisch und ich war vollkommen überrumpelt, sodass ich einfach nur schwach grinsen konnte, während er mir durch die Haare wuschelte.

"Herzlichen Glückwunsch ihr zwei! Das freut mich wirklich sehr", grinste Akaashi. "Danke, Akaashi... und... gleichfalls!", murmelte ich peinlich berührt und merkte, wie sich meine Wangen rosa färbten. Nun nahm Bokuto mich ins Visier und sagte reumütig: "Tut mir leid, Kenma. Das wollte ich wirklich nicht. Ich wusste ja nicht mal, dass es wirklich ernst geworden ist zwischen euch. Kuroo hat mich lang genug im Dunkeln tappen lassen." Er blickte böse zu Kuroo, der abwehrend die Hände hob: "Es hat sich einfach noch nicht ergeben, Mann. Heute Abend wollten wir es euch offiziell sagen."

Yamamoto riss uns aus der Diskussion, als er rief: "Schön und gut, dass bei euch allen die Hochzeitsglocken läuten, können wir trotzdem jetzt endlich rein gehen? Es ist arschkalt und ich habe Hunger!" Das brachte alle zum Lachen und Yamamoto nutzte die Gelegenheit um die Tür zu Restaurant zu öffnen. Nacheinander gingen er, Yaku, Bokuto und Akaashi hinein und ich wollte ihnen gerade folgen, als sich Kuroos Hand um mein Handgelenk schloss.

„Hey! Alles klar?", fragte er mich leise und ich atmete tief durch. Dann nickte ich und schaute ihm tief in die Augen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du es vor Bokuto geheim gehalten hast. Ich bin beeindruckt", erwiderte ich schmunzelnd. Er grinste verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Naja, ganz für mich behalten konnte ich es nicht wenn ich ehrlich bin. Ich hab mit ihm gesprochen, nachdem wir das erste Mal... naja... aber danach wusste ich ja, dass du es nicht an die große Glocke hängen wolltest", schloss er stolz sein Gestammel ab. Ich schüttelte leicht grinsend den Kopf und wir folgten beiden den anderen in die wohlige Wärme.

***

Das Sushi war köstlich, die Stimmung war gut, irgendwann fingen wir an auch den einen oder anderen Sake zu genießen. Ich hatte schon lang nicht mehr so viel Spaß gehabt, auch wenn ich eher ein stiller Beobachter in der Ecke war. Meine Freunde um mich zu haben tat mir sehr gut. Ihnen stumm bei ihren Blödeleien zuzuschauen brachte mich ein ums andere Mal zum Schmunzeln, während ich mir ein weiteres Stück Sushi genehmigte.

Gerade erzählte Yamamoto ganz aufgeregt, wie er gleich am ersten Trainingstag seines neuen Vereins einen Typen dumm angemacht hat... jedoch ohne zu wissen, dass es der Kapitän ist. "Der hat mich erst einmal Rennen lassen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass er der Kapitän ist?", regte er sich auf und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Wieder lachten alle.

"Was ist mit dir Yaku? Studierst du? Oder spielst du auch weiter Volleyball?", fragte Akaashi, als wir uns alle wieder beruhigt hatten. Ich schaute zu Yaku, der mir schräg gegenüber saß und merkte, wie sein Gesicht plötzlich rot wurde und er ganz fahrig wurde. "Ach... ich... muss noch schauen was ich mal machen will... ich hatte...", stotterte er und ich sah, wie er heftig schluckte, bevor er störrig fortfuhr. "Ach scheiß drauf... ich gehe ins Ausland!", sagte er dann laut und am Tisch wurde es ganz still. Dann ergriff Yamamoto das Wort: "Wie jetzt... ernsthaft?" Er hatte ganz große Augen und Yaku nickte unsicher. Bokuto, der neben ihm saß, klopfte ihm auf die Schulter. "Ein bisschen Erfahrung sammeln was? Klingt doch super! Wo soll es denn hin gehen?", fragte er und beförderte sich ein weiteres Stück Sushi in den Mund.

Ich beobachtete, wie unser alter Libero noch eine Spur röter wurde, bis er, fast gar nicht verständlich murmelte: "Russland." Wieder war es ganz still am Tisch. Bis Kuroo, der mir gegenüber saß, sein diabolisches Grinsen aufsetzte. Auch Bokuto und Yamamoto schauten sich wissend an und beugten sich allesamt zu ihm. "Soso. Russland also", sagte Yamamoto mit verschränkten Armen. "Das ist ja ziemlich ungewöhnlich", setzte Bokuto hinterher und Kuroo sagte: "Das hat doch nicht etwa etwas mit Lev zu tun?" Mittlerweile leuchteten Yakus Ohren feuerrot und er schüttelte den Kopf. "Blödsinn. Ihr interpretiert da zu viel rein. Seht ihr? Genau deshalb wollte ich euch nichts sagen!", beleidigt stopfte er sich ein Stück Fisch in den Mund um der Konversation einfach zu entgehen. Bokuto wollte gerade etwas erwidern, als Akaashi ihm die Hand auf den Arm legte und leicht den Kopf schüttelte. "Lasst ihn doch, Jungs. Wenn er nicht drüber reden will ist das sein gutes Recht!", sagte er und Yaku schaute ihm dankbar entgegen.

"Also ich fand schon immer, dass ihr gut zusammengepasst ha-AUA! Man Kenma!", den letzten Teil rief er mir wütend entgegen und rieb sich sein Schienbein, welches ich gerade unter dem Tisch getreten hatte. "Lass gut sein, Kuroo", sagte ich nur und er streckte mir doch tatsächlich die Zunge raus. "Dann würde ich sagen, wir trinken auf Russland!", hob Yamamoto an und zwinkerte Yaku zu. "Und auf Volleyball", rief Bokuto und alle stimmten lachend zu.

Your way into my Heart || Kenma x KurooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt