Zwei einsame Seelen

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Es war wieder mal Pause und ich sah einen Jungen der ganz alleine da stand. Er schaute mich an. Unsere Blicke trafen aufeinander. Dann kam er auf mich zu aber sagte noch nichts. 'Wahrscheinlich schüchtern', dachte ich. Na klar war er das. Schließlich ist er auch einer von den neuen Fünftklässler.

Wir haben noch kein Wort gesprochen und trotzdem sah es so aus als würden wir uns allein schon mit den Blicken verstehen. Plötzlich fragte er mich: "Kennst du das Gefühl wenn du ausgenutzt wirst?"
Ich war kurz verwirrt weil es so plötzlich kam.
Nach kurzen Flashback nickte ich ihm zu und erzählte ihm das sowas sehr oft vorkommt.
Er schaute verzweifelt runter.
Er tat mir schon Leid das er es genauso früh wie ich, es erleben musste.
Ich hab versucht ihn etwas aufzumuntern indem ich ihn ablenke. Fragte nach seinem Namen.. Erwin hieß er.
Ich weiss nicht mehr wie wir angefangen haben Gemeinsamkeiten zu finden aber ich weiss ganz genau das wir über Horror gesprochen haben. Sogar gescherzt. Er lachte immer dabei. Wie normale Kinder...
Ich war froh das ich ihn aufmuntern konnte.
Nun war die Pause vorbei und wir mussten rein. Danach passierte an dem Tag gar nichts. Außer das ich öfters an Erwin dachte.

Ich wollte Erwin wieder sehen und mit ihm Zeit verbringen. Aber gleich am nächsten Tag, sah ich ihn schon mit anderen Kindern spielen.. glücklich...
Gleich danach hab ich mich wieder in meine tägliche Routine zurückgezogen.

'Und wieder mal ganz alleine'

Ich würde ja das alles leicht verkraften können wenn mein warmes Zuhause nicht zerstört wäre... Denn ab da begann der richtige Horror für mich.

Ich war schon mittlerweile 12 Jahre alt und ging in die achte Klasse.
Ich weiss noch ganz genau wann es passierte.. 21 September 2017.
Da trennten sich meine Eltern.. bzw. meine Mutter ist einfach von uns weggelaufen, ohne uns was zu sagen.

Ich realisierte nicht mal das sie es so ernst mit uns meinte. Ich dachte sie würde zurück kommen. Ich hatte zwei Wochen lang Hoffnung. Aber es wurde offiziell. Und ich hab mir die Schuld gegeben. 'Vielleicht liegt es an meinen Noten, vielleicht war ich zu unartig,...?'

Ich stellte mir immer mehr solche Fragen. Mein Selbstbewusstsein sank immer tiefer und mein Vater wusste natürlich alles worüber ich mir Gedanken machte.
Da ich meinen Vater nicht traurig machen wollte, hab ich angefangen mich um den Haushalt zu kümmern. Ich putzte jeden Tag nach der Schule und kochte für mich wenn ich Hunger bekam. Und am Wochenende haben mein Vater und ich zusammen gekocht.

Bis jetzt klingt alles noch entspannt.
Aber das blieb so nicht lange.

Dear Dairy... (Erwin x Levi x Eren) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt