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[tw] erwähnung von sexueller belästigung.

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen:
0800 116 016

🎧 praying / kesha
you brought the flames and you put me through hell


ೃ⁀➷


Etwa einen Kilometer entfernt saß Leon in seiner Wohnung und war dabei Suits zu rewatchen. Eigentlich hatte er vorgehabt sich mit alten Kumpels in der Innenstadt zu treffen, jedoch wurde das Treffen kurzerhand abgesagt. Also hatte Leon ein Date mit sich, seiner Couch, Netflix und einer Packung Linsenchips vereinbart. Eine durchaus ansprechende Alternative.

Als sein Handy also aus dem Nichts klingelte, schreckte er aus seiner Tiefenentspannung auf. Der Name „Katy" erschien auf seinem Display — der Linsenchip blieb ihm fast im Hals stecken. Er runzelte die Stirn, dann nahm er den Anruf an. „Hallo?", fragte er und räusperte sich leise, als er merkte wie rau seine Stimme klang. Er war vorher schon fast in einen Halbschlaf verfallen.

„Hey", kam vom Ende der anderen Leitung zurück. Ihre Stimme klang zittrig und aufgelöst. Leons Herz machte eine panischen Satz. „Ähm, das ist total komisch und ich weiß wir kennen uns gerade mal ein paar Tage", ihre Stimme bebte, „abgesehen davon bist du vermutlich total beschäftigt und es ist auch okay wenn du nein sagst, aber könntest du mich vielleicht von der Wohnung eines Freundes abholen?"

Unter normalen Umständen hätte Leon zehn mal nachgefragt, wieso und weshalb. Er holte nicht einfach so jemanden von irgendwo ab ohne die Gründe zu kennen, schon gar keine quasi Fremde. Doch sie klang so verdammt aufgelöst und er bildete sich ein, ein leises Schluchzen am Leitungsende zu vernehmen.

Noch während er antwortete stand er auf. „Ja, klar. Kannst du mir deinen Standort schicken?" Der Satz rutschte ihm einfach von selbst raus. Er vernahm ihr erleichtertes Aufatmen. „Ja. Mache ich sofort. Danke, Leon." Sie schniefte. „Danke", wiederholte Katy sich noch einmal. Irgendwas war offensichtlich ganz und gar nicht okay.

„Soll ich das Handy anlassen während ich fahre?", fragte er. „Nein, ist schon okay." Er war sich sicher, das war es nicht. Sie hatte ihm den Standort schon geschickt und er sah nur kurz auf die Karte. „Okay, ich bin in ein paar Minuten da. Ist leider ein Stückchen weg, aber um diese Uhrzeit sollte der Verkehr ja relativ ruhig sein...", erklärte er während er sich bereits die Schuhe zuband und einen Mantel über sein zerknittertes T-Shirt und die dunkle Jogginghose warf. „Danke", flüsterte sie. Was auch immer los war, er hoffte er konnte ihr irgendwie helfen.

˚₊· ͟͟͞͞➳❥


Katy hatte sich einige Meter von Marks Wohnung entfernt. Ihr Blick huschte immer wieder zwischen Handy und Tür hin und her. Ihr ganzer Körper zitterte — ob vor Kälte oder Angst, das wusste sie nicht so genau. Vielleicht beides.

Tränen liefen lautlos ihre Wangen hinunter und schienen nicht stoppen zu wollen. Katy wollte am liebsten wegrennen, fort von hier — doch bei völliger Dunkelheit, in einer Wohngegend, die sie kaum kannte, war das vermutlich eine dumme Idee. Ein paar Minuten. Sie betete, dass es wirklich nicht so lange dauerte und Leon nicht von tausend Ampeln aufgehalten wurde oder die Entfernung doch noch weiter war. Er wohnte doch bestimmt in Grünwald...

Gerade als sie sich überlegte ob sie ihn doch nochmal anrufen sollte, bog ein Auto um die Ecke. Bitte lass es Leon sein. Sie hätte sein Angebot den Anruf laufen zu lassen einfach annehmen sollen. Aber die Angst davor, ihn zu nerven, war ohnehin schon viel zu groß.

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