Chapter 35

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Maya drehte sich, noch zu 99 Prozent schlafend, auf die Seite und gähnte. Sie hielt ihre Augen geschlossen.

Sie meinte, an dem Punkt wieder eingedöst zu sein, wusste es aber nicht genau. Woran sie sich definitiv gut erinnern konnte, war der Moment als sie aufwachte. 

Als sie ihre Augen versuchte zu öffnen, brauchte sie ein bisschen, überhaupt ihre Außenwelt zu verstehen.

Ihre erste Sicht, als sie ordentlich gucken konnte, brachte sie fast zum Kreischen. Stattdessen vergrub sie ihr Gesicht in der Decke und starrte mit große Augen in den Spiegel.

Der Spiegel, der direkt neben dem Bett stand. Der Spiegel, der in Dream's Zimmer stand. Was sie sah, war nicht etwa sich selbst.

Durch das Glas sah sie die Ecke des Zimmers, wo ein Teil der Kommoden stand. Und davor war er.

Es war Dream in einer grauen Jogginghose. Und zwar nur einer grauen Jogginghose. Von seiner Hüfte aufwärts war seine Haut zu sehen.

Sein Rücken war an den Muskeln definiert, aber auf natürliche Weise. Man sah ihm an, dass er trainierte, was Maya auch davor schon wusste, aber ihn so zu sehen war nun doch etwas anderes.

Bis zu seinem Hals hoch, sah er einfach- er sah einfach nur gut aus. Mehr konnte sie dazu nicht sagen. Und selbst beim Hals hörte es natürlich nicht auf.

Ganz im Gegenteil, sein Gesicht setzte dem allen noch eine mächtige Krone auf. Und da waren sie. Seine Augen. Warte was-

"Du weißt, dass der Spiegel auch für mich funktioniert", hörte sie eine Stimme. Und aufgrund der Bewegungen auf Dream's Lippen, realisierte das Mädchen schnell, woher es kam.

Oh scheiße.

Fuck.

An seinem Ton konnte sie nicht wahrnehmen, ob er es ernst meinte, oder es lustig fand. Erst als sich ein Lächeln in seinem Gesicht bildete, verließ sie ein Stück ihrer Panik.

Peinlich war es ihr aber immernoch. Gott, wie konnte sie das nicht bemerkt haben. Zumindest erst, als es schon zu spät war.

Der Junge ließ ein Seufzen von sich hören. Und einen Augenblick später stürzte er sich auf die Matratze neben Maya.

Bevor sie die Chance hatte, so früh am Morgen (es kam minimales Sonnenlicht durch den Rolladen rein) überhaupt zu realisieren, was passiert war, hatte Dream sie fest an seinen Körper gedrückt.

"Wie viel Uhr ist es", grummelte Maya müde. Die Position in der ihr Kopf lag ließ die Luft beim ausatmen an Dream's Hals kitzeln.

"Fuck", konnte sie nur von ihm hören, bevor er sich aus der Position befreite und hastig aufsprang. Es brauchte Maya eine Sekunde sich zu erinnern, was heute war.

"Fuck", wiederholte sie Dream's Worte. Im Gegensatz zu ihm musste ihr gelangweiltes Selbst von der Matratze auf hieven.

Als Dream endlich angezogen war, brauchte es nur einen Blick, um Maya zu verstehen. Sie musste sich umziehen. Der Haken war, mit welchen Sachen.

Darauf musste sie den Jungen aber erstmal hinweisen. Es war ihr etwas unangenehm, aber wie hätte sie gestern ansehen sollen, dass sie die Nacht bei Dream verbringen würde.

Okay, sie war eventuell um 5 Uhr Nachts gefahren und es war relativ klar gewesen, dass sie wahrscheinlich nicht nochmal in einen Bus gestiegen wäre. Wie auch immer.

Socken waren einfach, da sie welche an gehabt hatte. Oberteil war ebenfalls einfach, da konnte sie eins von Dream einfach sehr oversized tragen.

Da sie sich dummerweise gestern Nacht (oder eher heute früh) gegen einen BH entschieden und einfach nur eine Jacke übergezogen hatte, wurde das schon eher zu einem Problem.

Und als wäre das noch nicht genug, wollte sie über die Hose garnicht nachdenken. Dream's Schwester war definitiv zu jung um etwas von ihr auszuleihen.

"Was ist mit deiner Mum", fragte Maya. Und obwohl sie es keinesfalls ernst gemeint hatte, steckte doch ein Funken Hoffnung dahinter.

"Oh ja klar, ich frag sie schnell. Hey Mum, guten Morgen. Da ist so ein Mädchen mit der ich-", an der Stelle stockter er kurz, "die hier gestern Nacht geschlafen hat. Kann sie deine Unterwäsche ausleihen."

Maya kicherte kurz, was aber in der Verzweiflung nicht lange anhielt. Letztendlich hatte sie die Wahl zwischen der unhygienischen Variante oder Dream's Vorschlag.

Aber ob sie sich eine Boxershorts von ihm anziehen wollte, bestritt sie dann doch. Denn das war seine Idee gewesen.

"Ich passe", meinte sie einfach nur trocken und zog sich ihre Jogginghose an. Dazu gab ihr Dream einen seiner Hoodies.

Das Mädchen sah ihm tief in die Augen (so tief, wie man jemandem bei Dunkelheit in die Augen sehen konnte) und hob eine Augenbraue.

Er drehte sich um, und Maya zog sich den Pulli über (die hatte davor nur die Decke im ihren Oberkörper gewickelt).

Als sie erst mit ihrem Kopf drin war, sah sie, wie Dream sich für eine Millisekunde umdrehte.
"HEY", rief sie, bevor sie bemerkte, dass er seine Augen eh noch zu hatte.

Es sah zumindest so aus. Sie war sich nicht einhundert Prozent sicher. Aber bei seinem Kichern, begann sie es zu bezweifeln.

Als Maya hinter dem Jungen aus der Zimmertür ging, fühlte sie sich maximal verarscht. All die Komplikationen war für nichts gewesen.

Etwas weiter entfernt im Flur stand seinen Mutter, die sie offenbar gehört hatte. Da Maya auch schon in ihrem Sichtfeld war, brachte es jetzt auch alles nichts mehr.

Sie entschied sich, es Dream's Problem sein zu lassen. Theoretisch war es auch eher seins als ihres. Er allerdings schenkte seiner Mutter einfach nur ein breites (dennoch freundliches) Grinsen.

Erst dachte Maya, es wäre ein harmloses gewesen, aber auf den zweiten Blick war es wohl doch eher anders gemeint. Er schien sich wirklich gut mit ihr zu verstehen.

Und so lief er einfach aus dem Raum. Er nahm Maya and die Hand und sie liefen der Frau entgegen. Dream gab ihr eine kurze, leichte Umarmung, ohne Maya loszulassen.

Dieses Grinsen war noch immer nicht von seinem Gesicht verschwunden. Es war vielleicht ein kleines bisschen unschuldiger geworden, aber dennoch war es sein typisches Grinsen.

"Frühstück?", Fragte er Maya. Er drehte sich weder zu ihr um, noch ließ er sie los. An dem Punkt fing es an etwas komisch zu werden.

Nachdem er ihre Blicke nicht sehen konnte, räusperte sie sich. Da sie aber aber auch so seine Aufmerksamkeit nicht bekam, redete sie einfach.

"Dream alles gu-?"
"Okay das reicht mit dem Dream. Bitte, sag einfach Clay", unterbrach er sie. Sofort lief ein Schauer über ihren Rücken. Aber positiv, wenn man das so sagen konnte.

Insgeheim hatte sie ein wenig auf diesen Moment gewartet. Sie musste ihm zustimmen, es war nach letzter Nacht etwas komisch.

"Na dann, Clay..."


Safe In Your Arms [DreamXOC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt