Gedanken

Alles okay???

"Alles okay?", fragte er mich.
Langsam schüttelte ich den Kopf. "Nein, aber wann ist schon mal alles okay.", kurz schwieg ich, dachte nach und fuhr dann fort, "Ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Wir sagen schon gar nicht mehr alles gut, sondern nur alles okay. Denn Anspruch, dass alles gut ist haben wir schon aufgegeben. Es reicht schon wenn alles okay ist. Doch wenn wir Mal ehrlich sind, erreiche wir nicht ein Mal das jemals.", noch einmal schwieg ich für einen Moment, überlegte ob ich überhaupt weiter reden sollte, tat es dann aber doch.
"Wissen sie da ist so viel mehr als dieses Mädchen aus der Schule, dass immer lächelt und leistet. Das immer mehr macht und trotzdem alles mit vollem Einsatz und tollen Ergebnissen. Dahinter steckt so viel mehr. Dahinter steckt, die ständige Angst zu versagen. Dahinter steckt das Gefühl nie genug zu sein, der Wunsch mit seinen älteren Geschwistern irgendwie mitzuhalten und das Gefühl es doch nie zu schaffen. Egal, was man tut, wie viel man leistet, wie sehr man es versucht und vor allem egal wie sehr man es sich wünscht. Mit wünschen erreicht man nichts.
Und jedesmal wenn dieses Gedankenkarussell wieder anfängt, und glauben sie mir das tut es viel zu oft, kommt man zum gleichen Ergebnis: egal was man tut und leistet und wie sehr man kämpft, es wird nie genug sein. Und trotzdem versucht man es immer und immer wieder. Versucht noch mehr zu leisten, noch bessere Ergebnisse zu erzielen, noch besser zu sein. Denn vielleicht schafft man es ja doch irgendwann. Doch eigentlich ändert sich nichts. Und so fängt das Gedankenkarussell immer wieder von vorne an. Von vorne mit diesem Teufelskreis, diesen undurchbrechbaren Teufelskreis. Und irgendwann, irgendwann wird man des kämpfens müde. Eigentlich bin ich des kämpfens schon lange müde und doch mach ich weiter. Will niemanden, will mich selbst nicht enttäuschen. Doch eigentlich bin ich einfach nur noch müde, ändert sich an der ganzen Situation ja am Ende doch nichts."