Ungewöhnliche Begegnung

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"Y/N!!!!!!!!!!"
Ich hörte Xianglings aufgeregte Stimme bereits, als ich noch dabei war das Schiff zu verlassen. Gerade als ich den ersten Schritt aufs Festland wagte, wurde ich schon von der stürmischen Umarmung meiner guten Freundin beinahe wieder von den Füßen gerissen. Als ich mein Gleichgewicht wieder fand, erwiderte ich ihre herzliche Begrüßung. Der Geruch guten Essens stieg mir direkt in die Nase, als ich die zierliche Köchin drückte.
Ich war froh, wieder in Liyue zu sein. Die Menschen waren hier schon immer aufgeschlossener, als in Inazuma. Ich war zwar selbst nicht unbedingt das, was man extrovertiert nannte, aber trotzdem fühlte ich mich wohl zwischen all den freundlichen Leuten.

Wir lösten unsere Umarmung, als mein Blick an ihrem strahlenden Lächeln vorbei huschte zu jemanden, auf den ich mich ebenfalls sehr freute. Xianglings treuer Begleiter Guoba. Er ähnelte äußerlich einem pummeligen Bären, aber bereits bei unserer ersten Begegnung spürte ich etwas außergewöhnliches in seiner Aura. Vor langer Zeit war dieser süße Kuschelbär ein wahrhaftiger Gott. Ich kniete mich hin und begrüßte Guoba ebenfalls mit einer herzlichen Umarmung. Ich vernahm ein freudiges Glucksen von ihm, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Er besitzt nicht mehr seine ursprüngliche Kraft und wahrscheinlich ist sein Gedächtnis auch nicht mehr das Beste, aber dennoch ging eine mächtige Aura von ihm aus. Ich sprach mit Xiangling nie über die bedeutsame Vergangenheit ihres Freundes, da ich mir nicht sicher war, ob sie sich dessen bewusst war.

"Du wirst doch bestimmt Hunger haben!", ich löste mich von dem kleinen Bären, als ich Xiangling besorgte Stimme hörte. Sie hatte mit ihrer Vermutung definitiv recht. Ich wusste, dass meine Freundin mich mit einem ihrer leckeren Gerichten empfangen würde, weswegen ich mich bei der Schifffahrt bemühte möglichst wenig zu essen.
Ich legte meine Hand auf meinen grummelnden Bauch und nickte ihr entschlossen zu. Wir schlenderten den Weg vom Hafen zu dem kleinen Familienrestaurant, was mehr einem Imbiss ähnelte und plauderten über belanglose Dinge. Guoba tapste uns vergnügt hinterher.

Am Imbiss angekommen wunderte ich mich darüber, dass ich Xianglings Vater nirgendwo sah, der normalerweise buchstäblich an den Ofen angewachsen war.
Scheinbar war mein verwunderte Blick meiner Begleitung aufgefallen, denn sie entgegnete mir direkt "Mein Vater liegt mit einer Erkältung im Bett. Im Moment schmeiße ich alleine den Laden." Ich hatte einen Moment lang das Gefühl, Stolz in Xianglings Stimme zu hören und das war auch ihr gutes Recht.
Monster töten? Schatzkammern plündern? Alles kein Problem für mich. Aber alleine der Gedanke daran, Essen für mehr als eine handvoll Personen zu kochen, bereitete mir augenblicklich Kopfschmerzen.
Xiangling war schon immer einfach gestrickt. Ich kann mich nicht mehr wirklich an unsere erste Begegnung erinnern, aber ich weiß, dass ich mich schnell mit ihr angefreundet hatte. Ich mochte diese naive Art an ihr und irgendwo beneidete ich sie ein wenig dafür, dass sie aus einem so behütetem Elternhaus kam und nie die Grausamkeiten der Welt da draußen kennenlernte.

Wir standen in der kleinen Küche des Restaurants und Xiangling rührte bereits fleißig den Kochlöffel. Die frisch angebratenen Jueyun-Chillis trieben mir beinahe die Tränen in die Augen, doch mit der Zeit hatte ich mich an die extrem scharfe Küche in Liyue gewöhnt.
Xiangling drehte sich zu mir um und machte ein Gesicht, was ich nicht richtig deuten konnte. "Ähm.. ich weiß, dass es unhöflich ist, meinen Gast um etwas zu bitten, aber wärst du vielleicht so lieb und würdest die leeren Gemüsekisten hinter den Laden bringen? Ich hab hier kaum noch Platz zum Kochen, du weißt ja, dass es hier leider nicht so groß ist..", während sie sprach faltete sie ihre Hände zusammen und sah aus, als würde sie irgendeine Gottheit anbeten.
Sie wusste genau, dass ich ihr keinen Gefallen abschlagen konnte, wenn sie mich so anflehte.
Wenige Augenblicke später stand ich nun im Laden mit drei leeren Gemüsekisten auf meinen ausgestreckten Armen. Ich war schon immer pragmatisch und vertrat die Einstellung "lieber riskieren alles fallen zu lassen, anstatt zweimal zu gehen". Die Kisten waren leicht, aber extrem sperrig. Dadurch, dass sie alle übereinander standen, konnte ich nicht mehr sehen, was sich vor mir befand, also beschloss ich die wenigen Meter bis hinter den Laden rückwärts zu gehen.

(fem)Reader x Tartaglia 🍋🐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt