Gott des Gesteins

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Nachdem ich eine eher unruhige Nacht hatte, weil mir der Fatui mit den orangenen Haaren seit dem gestrigen Abend nicht mehr aus dem Kopf ging, machte ich mich langsam in dem kleinen Badezimmer fertig und lief danach zurück zum hölzernen Kleiderschrank.
Xiangling kannte mich wirklich erschreckend gut. Auf einem Kleiderbügel hang ein kurzer Kimono in den warmen Erdtönen Liyues. Ich musste schmunzeln und zog ihn mit meinen schwarzen Overkneestrümpfen an und machte mich langsam auf den Weg nach draußen.

Im Gegensatz zu gestern Abend, waren an diesem Morgen deutlich mehr Leute in der Einkaufsstraße unterwegs. Ich lief langsam die Außentreppe meiner Unterkunft hinunter und begrüßte freundlich das ältere Ehepaar, das im Erdgeschoss die kleinen Souvenirs an Touristen verkaufte. Durch das Laternenfest waren viele Gäste von außerhalb nach Liyue gereist und ich genoss den Morgen in der quirligen Einkaufsstraße. Morgen Abend findet schon das Fest statt. Ich seufzte leise.

Ich war erst später mit Xiangling verabredet und wollte den Vormittag alleine auf Erkundungstour gehen. Die Stadt war opulent geschmückt mit riesigen Stoffbahnen, die meterweit in die Höhe ragten und in den Farben des Sonnenuntergangs gefärbt waren.

Ich kaufte mir an einem kleinen Stand ein Onigiri zum Frühstück und schlenderte die Straße weiter entlang, während ich es genüsslich aß.
Es war faszinierend die vielen Leute zu sehen und ich konnte nicht anders als ein wenig zu lächeln. Das Leben in Liyue war unkomplizierter und unbeschwerter als in Inazuma.
Ich wollte grade die steinerne Treppe in Richtung des Hafens hinunter gehen, als mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Im Bruchteil einer Sekunde fühlte ich mich, als wäre ich vom Blitz getroffen. Meine Sinne waren geschärft und ich spürte eine atemberaubende Aura ganz in meiner Nähe. Zu meiner Überraschung waren gerade kaum Menschen auf der Treppe und ich drehte mich panisch um.
Ein großgewachsener Mann lief gerade an mir vorbei. Seine Kleidung war auffallend elegant und in edlen Tönen gehalten. Sein dunkles Haar war zu einem straffen Zopf gebunden und seine Haarspitzen glänzten bernsteinfarbig.
Zwar war dieser Mann ausgesprochen gut gekleidet, doch trotzdem war ich davon überzeugt gewesen, dass er mir in der Masse niemals aufgefallen wäre, wenn da nicht diese atemberaubende Aura gewesen wäre.
Noch immer stand ich wie gefesselt da und blickte auf den Rücken des Mannes, der zu meiner Überraschung ebenfalls stehen geblieben war. Langsam drehte er sich in meine Richtung und was ich dann sah, verschlug mir die Sprache.
Der Mann hatte ein hübsches Gesicht, doch das was mich in den Bann zog waren seine Augen. Ich kannte diese Augen. Ich brauchte nur zunächst einen Moment um mich daran zu erinnern, wo ich sie schon mal gesehen hatte. Und erneut fühlte ich mich, wie vom Blitz getroffen.
Ich kannte diese Augen von mir selbst. Es waren Augen, die den Tod unzählige Male gesehen hatten. Augen, die fokussiert waren, wie die eines Raubtieres und dennoch einen scheinbaren Schleier auf sich trugen, um die Realität nicht zu sehr an sich ran zu lassen. Die Augen des Mannes enthielten keinerlei Emotionen. Sie bewerteten mich nicht. Sie sahen mich einfach nur an. Und da wusste ich, wer vor mir stand. Ich baute in meinem Kopf die Puzzleteile zusammen und bevor ich mich versah, öffnete ich bereits meine Lippen und mir entfloh leise der Name meines Gegenübers.
"Rex Lapis"

Der Mann schaute mich weiterhin an und ich meinte eine winzige Änderung in seinen Gesichtszügen zu erkennen, als ich plötzlich von einer älteren Dame angerempelt wurde. Ich drehte mich zu ihr und half ihr dabei ihre Einkäufe aufzusammeln, die sie aus Schreck fallen gelassen hatte. Die freundliche Dame entschuldigte sich mehrfach und als ich ihr mindestens doppelt so oft beteuerte, dass alles in Ordnung sei, drehte ich mich zurück zu dem Mann, der bereits verschwunden war. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und versuchte ihn irgendwo zwischen den anderen Menschen wieder zu finden, aber ohne Erfolg. Ich seufzte erneut.
Ich war mir sicher, dass der Mann der Geo-Archon sein musste, da diese immense Aura nicht zu einem gewöhnlichen Menschen gehören konnte.

(fem)Reader x Tartaglia 🍋🐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt