Das Laternenfest

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Heute war der Tag des Laternenfestes gekommen. Es war noch ziemlich früh und ich hörte bereits die Leute auf der Einkaufsstraße, die gemütlich darüber schlenderten.
Ich war noch nicht aufgestanden und bereits angepisst.
Dieses dämliche Fest. Scheiß auf die Laternen und scheiß auf das gute Essen. Ich will einen Kerl, der es mir heute Abend endlich mal wieder besorgt.

Ich lag noch im Bett und drückte mein Gesicht tief in das Kissen. Bereits jetzt wusste ich, dass schon am frühen Abend die ganzen verliebten Pärchen auf der Steintreppe sitzen und fleißig am fummeln sein werden. Ich verspürte jetzt schon das Gefühl von Neid in meiner Brust. Klar, ich hätte mich am Abend auch einfach im Bett verkriechen können und es mir schlichtweg selbst besorgen können, aber jetzt mal ehrlich, das wäre einfach nicht das selbe, wie mit einem Mann zu schlafen.
Gerade in diesem Moment erinnerte ich mich wieder an den Knackarsch des Fatuis. Vor Schreck setzte ich mich direkt kerzengrade im Bett auf. Ich wuschelte mir durch die Haare und rieb mir noch etwas müde die Augen.
Dieser verdammte Fatui. Warum musste er auch so heiß dabei sein, als er mich vor meinem Sturz schützte? Seine Hand, die an meiner Hüfte war, kann das nächste Mal gerne etwas weiter runter...

Es klopfte an der Tür und ich wurde nun völligstens aus meinem Tagtraum gerissen. Ich warf die Decke zur Seite und bemerkte, dass ich ja in Unterwäsche geschlafen hatte und deswegen schlecht die Tür öffnen konnte.
Es klopfte erneut an der Tür.
Ich hechtete zum Badezimmer, um mir schnell ein Handtuch umwerfen zu können, als ich bereits eine mir vertraute Stimme vor der Tür hörte.
"Y/N, du brauchst die Tür nicht öffnen, falls du noch im Bett liegst!", und wieder mal war mir fast peinlich, wie gut Xiangling mich kannte, "Chongyun und ich hatten das hier vor einiger Zeit gesehen und mussten direkt an dich denken. Viel Spaß heute Abend!"
Ich warf mir ein Handtuch über und eilte mit verstrubbelten Haaren zur Tür. Als ich sie öffnete, war Xiangling bereits gegangen, doch ich bemerkte, dass von außen etwas an der Türklinke baumelte.

Xiangling hatte einen Kleiderbügel mit einem wunderschönen Kimono an die Tür gehangen.
Ich nahm das Kleidungsstück mit hinein und schloss die Tür hinter mir. Ich hielt einen hochwertigen Kurzkimono in meinen Händen, der absolut nach meinem Geschmack war. Er war größtenteils schwarz, aber am unteren Saum war ein leichter Farbverlauf in lila zu sehen.
Passt perfekt zu meinem göttlichen Auge. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich mich jemals bei Xiangling revanchieren kann.

Ich legte das Kleidungsstück zur Seite auf das kleine Sofa, was nicht mehr Platz als ein Sessel bot und verschwand wieder im Bad. Nach einem ausgiebigen Bad machte ich mich langsam fertig.
Ich zog den dunklen Kimono mit schwarzen Strümpfen an und zog sie über meine Knie. Der Spitzenrand endete mittig auf meinem Oberschenkel, sodass man zwischen Strümpfen und Kimono ein paar Zentimeter nackte Haut sehen konnte. Als ich mich im Spiegel betrachtete, musste ich ein wenig schmunzeln, da mir das Outfit wirklich gut stand.

Durch mein ausgiebiges Schaumbad war tatsächlich mehr Zeit vergangen, als ich ursprünglich eingeplant hatte. Ich zog meine Schuhe an und verließ meine Unterkunft.
Scheiß drauf. Ich kann mir auch alleine einen schönen Abend machen.

Ich lief die Außentreppe des Hauses hinunter und stand auf der Einkaufsstraße, die ich noch nie so voll gesehen hatte. Überall tummelten sich Leute aus allen möglichen Regionen umher und schauten sich an den vielen Festständen um. Da ich nichts besonderes für heute geplant hatte, beschloss ich ebenfalls bummeln zu gehen.

An den Souvenirständen war es besonders voll, aber sobald man erstmal seinen Weg durch die vielen Leute hinter sich gebracht hatte, erwarteten einen wirklich wunderschöne Dinge in den Auslagen der Händler. Ich stand an einem kleinen Stand, der Broschen und Haarschmuck verkaufte. Die Schmuckstücke waren von Hand gefertigt und keines ähnelte dem anderen. Ich nahm eine kleine Haarspange in meine Hände und scheinbar hatte ich sie sehr intensiv begutachtet, denn die Stimme der älteren Dame am Stand riss mich aus meinen Gedanken. "Liebes, wenn du die Spange so sehr magst, verkaufe ich sie dir für die Hälfte des Preises." Die alte Verkäuferin sah mich mit einem warmherzigen Lächeln an und irgendwie war ich gerührt, dass sie mich wie ein kleines Kind ansah.
Ich überlegte nicht lange und kaufte die Spange. Es war eine schlichte goldene Spange, die mit ein paar kleinen Perlen verziert war. Ich war nie ein großer Fan von Schmuck, aber ich fand den Gedanken schön, eine Erinnerung an das Fest zu haben.
Ich bezahlte den Haarschmuck, der durch den Omi-Rabatt tatsächlich erschwinglich war und hatte damit gerechnet, dass die alte Dame die Spange für den Transport einpacken würde, als sie sie mir sanft aus der Hand nahm. Doch anstatt sie in ein kleines Tütchen zu legen, stand die gebrechliche Oma von ihrem Hocker auf, der mindestens so alt war, wie sie selbst und lief mit kleinen Schritten um den Stand herum direkt zu mir. Ich war schon wirklich nicht besonders groß, aber die Omi war trotzdem ein ganzen Kopf kleiner als ich, wobei ihr gebeugter Rücken wahrscheinlich nicht sonderlich förderlich für einen ordentlichen Größenvergleich war.
Sie lächelte mich an und streckte sich zu mir nach oben und befestigte die Spange sanft seitlich an meiner Schläfe.
Ich war nun endgültig gerührt von dieser süßen Omi und merkte, dass sich meine Laune durch die Begegnung mit ihr deutlich verbessert hatte.
Ich bedankte mich und war froh, dass ich mich dazu entschieden hatte, die Spange zu kaufen.

(fem)Reader x Tartaglia 🍋🐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt