(fem)Reader x Tartaglia 🍋🐳

heimlicher Beobachter

Xiangling hatte inzwischen den gekochten Schwarzrückenbarsch mit viel zu vielen Jueyun-Chillis fertig zubereitet und war gerade damit beschäftigt unsere Portionen auf zwei Teller zu verteilen, als ich eine mir bekannte Stimme in der Nähe hörte.

"Xiangling und Y/N, schön euch beide hier zu sehen!"
Ich saß bereits an der kleinen Außentheke des Restaurants und drehte mich in die Richtung der Stimme.
Wusst ichs doch.
Neben mir stand ein junger Mann mit eisblauen Haaren. Auf seinen Lippen war ein strahlendes Lächeln zu sehen. Chongyun und ich verstanden uns schon immer gut und obwohl wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen hatten, beachtete er mich nur flüchtig.
Daran hat sich also auch nichts geändert.
Während ich ungeduldig und inzwischen extrem hungrig mit meinen Fingerspitzen auf die Tischplatte klopfte, musste ich dennoch amüsiert lächeln, als ich beobachtete, was sich vor mir abspielte. Chongyun und Xiangling strahlten sich beide mit hochroten Gesichtern an und wichen beinahe abwechselnd nervös dem Blick des anderen aus. Ich kenne beide schon lange und es war schon immer so zwischen ihnen. Wahrscheinlich wusste inzwischen jeder Bürger in Liyue, dass die beiden absolut ineinander verknallt waren. Außer die beiden Turteltauben vor mir.
Sie waren ständig am flirten und manchmal machte mich dieses verliebte Kichern der beiden schon fast neidisch und trotzdem lief nichts zwischen ihnen. Beide waren einfach immer zu schüchtern, um den nächsten Schritt einzugehen. Zumindestens war es bislang immer so.

Nach einer gefühlten Ewigkeit stellte Xiangling nun endlich die dampfende Schüssel Eintopf vor mich und ich fühlte mich beinahe wie ein kleines Kind an Weihnachten, da ich mich so sehr auf den ersten Bissen freute. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Fisch war butterzart und die zerstoßenden Glasglöckchen gaben dem Gericht diese gewisse Würze, von der man einfach nicht genug bekommen konnte. Ich war so sehr in meinen kleinen Fressrausch versunken, dass ich beinahe nicht mitbekommen hatte, was um mich herum geschah.

"Also.. ähm.. ich hatte mich gefragt, ob du mit mir zusammen zum Laternenfest gehen würdest? Also nur, wenn du sonst nichts vor hast..", gerade als der junge Mann all seinen Mut zusammen genommen hatte, um die Liebe seines Lebens nach einem romantischen Date zu fragen, musste ich diesen Moment ruinieren, indem ich lauthals anfing zu husten. Ich war mir in dem Moment absolut sicher, dass meine Reaktion nur durch die Frage, auf die alle Beteiligten so lange gewartet hatten, ausgelöst wurde und nicht durch die teuflische Schärfe des Gerichts, welche beinahe meine Eingeweide durchbrannte.

Das Laternenfest. Das legendäre Laternenfest von Liyue. Zum Gedenken an... blabla, das interessierte in dieser Stadt niemanden. Obwohl ich fast mein ganzes Leben lang in Inazuma verbrachte, wusste ich durchaus was es mit dem Laternenfest auf sich hatte. Für Kinder war es vielleicht wirklich nur ein Fest, um sich schöne Laternen anzusehen, die langsam in den Nachthimmel stiegen. Doch so älter man wurde, um so mehr verstand man den inoffiziellen Grund zum Feiern. Jugendliche nutzten dieses Fest, um sich an ihren Schwarm zu schmeißen und vielleicht ein wenig im dunklen zu fummeln und zu knutschen. Die Erwachsenen gingen einen Schritt weiter und nutzten dieses Fest um.. naja.. wie soll ich sagen?
Es ist ein Fest, das nur ein einziges Ziel verfolgte: mit irgendwem im Bett landen und es so lange miteinander treiben, bis man Sternchen sah, die dem Laternenhimmel zum Verwechseln ähnlich sahen.

Chongyun ließ sich von meinem qualvollen Hustanfall nicht beirren und starrte Xiangling hoffnungsvoll an. Diese schaute hingegen panisch mit weit aufgerissenen Augen zu mir. Langsam beruhigte ich mich und mir liefen nicht mehr Tränen meiner gerade entstanden Nahtoderfahrung das Gesicht hinunter.
Ich brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, warum sie mich so erwartungsvoll anstarrte. Sie bittet mich um Erlaubnis.
Schnell fuchtelte ich entkräftigend mit meiner Hand herum und nickte ihr eifrig zu. Chongyun hatte seinen gesamten Mut zusammen genommen und sollte dafür auch belohnt werden.
Nachdem ich Xiangling mit einem Blick, den nur Frauen verstehen können, zu sicherte, dass sie mit reinem Gewissen die Einladung annehmen kann, wandte sie ihren Blick zurück zu Chongyun und nickte ihm mit rosaroten Wangen zu.
Ich war erneut in der Schüssel voller Essen vertieft, als die beiden aufgeregt planten, wann und wo sie sich denn treffen werden. Chongyun war zwar noch ein junger Kerl, aber trotzdem war er Gentleman genug, seine Verabredung ordnungsgemäß am Abend des Festes von zuhause abzuholen. Nach einigen verliebten Wortwechsel verabschiedete sich Chongyun mit einer vor Stolz geschwollenen Brust und verließ uns in Richtung des Hafens.