,,Ich bin gleich wieder da", nuschelte ich. Ich verschwand durch die Tür, lief die Treppe runter und führte meinen Weg zur Küche weiter. In Gedanken versunken lief ich zum Kühlschrank und öffnete ihn. Ich besah mir den Inhalt etwas genauer: Joghurt, Milch, Tomaten, Käse und fettarmer Joghurt, der Rest interessierte mich nicht sonderlich. Wenn ich jetzt beide Sorten von Joghurt mitnehme, welchen wird Ethan dann nehmen? Ich griff nach dem fettarmen und ,,normalen" Joghurt.
Ich schloss den Kühlschrank und drehte mich um. Zwei eisblaue Augen starrten erst mich und dann die zwei Joghurts in meiner Hand an. ,,Vic", stellte ich fest. ,,Dir auch einen guten Morgen Damiano.", begrüßte sie mich augenrollend. ,,Iih, seit wann isst du fettarmen Joghurt? Das Zeug schmeckt widerlich. Und dann auch noch ohne Zucker. Bah." Ich war überfordert und sah sie einfach nur verwirrt an. Victoria musterte mich genauer und gab noch ihren Senf zu meinem Aussehen hinzu: ,,Du siehst heut' morgen gar nicht gut aus. Und dein Blick und deine Augen sehen heute anders aus als sonst. Hast du Alkohol getrunken?" Das ging alles so schnell und schon roch sie an meinem Gesicht, die ganze Situation kam mir etwas abstrakt vor. ,,Boah, krass. Du hast 'ne Fahne. Herzlichen Glückwunsch, Onkel Dam!" Sie verzog anerkennend ihr Gesicht. ,,Moment! Sag mir doch, wenn Du nächstes Mal etwas trinkst, dann kann ich auf dich aufpassen... MOMENT! Mit wem warst Du überhaupt trinken?!" „Ich Ähm-, ich hab mit Ethan getrunken" Victoria sah mich entgeistert an: „Ethan trinkt doch sonst nie..." Ich zuckte mit den Schultern.
Erst als ich die Treppen hoch stapfte, fiel mir auf, wie recht sie hatte. Ethan trank so gut wie nie Alkohol und schon gar nicht alleine. Ich stand zögernd vor seiner Tür. Hat sich jetzt irgendetwas zwischen uns verändert? Was ist, wenn jetzt alles anders ist? Kann ich den "glücklichen" Ethan jetzt überhaupt noch wirklich wahrhaben? ,,Ethan?" Ich klopfte. Einmal, zweimal, dreimal. ,,Ethan? Kann ich reinkommen?" ,,Ja, einen Moment noch!", schrie Ethan durch die Zimmertür. Er klang gehetzt.
Wenige Augenblicke später öffnete Ethan die Tür, während er sich gleichzeitig eine Kapuzenjacke über die Schultern zog. ,,So? Was gibt's?", fragte er unschuldig. ,,Frühstück", sagte ich tonlos mit einem Seufzer. Ich erkannte den Schatten, der über Ethans Augen huschte, doch es war eher ein Ausdruck blanker Panik, wie sein Körper sich anspannte und er schluckte. Er musterte die Sachen auf meinem Arm, welche ich aus der Küche gebracht hatte. Ich sah wie er versuchte seine Bedenken mit einem Lächeln zu überspielen. Und dies gelang ihm gut, verdammt nochmal zu gut. Dann auf einmal, ein Blitzen in seinen Augen und ein Lächeln umspielte seine Lippen, nur kurz: ,,Gut, lass uns frühstücken" Überrascht über seinen plötzlichen Sinnungswandel, folgte ich ihm in sein Zimmer. Er öffnete die Balkontür, die Sonne schien auf den Balkon und ich konnte die dünne Tau-Schicht auf dem Kunststofftisch sehen, welche die Nacht hinterlassen hatte. Die Luft war noch etwas kühl, doch die Sonnenstrahlen prickelten auf meiner Haut. Ich stellte das Essen ab. Ethan folgte mir auf den Balkon, mit seiner Zigarettenschachtel, einem Feuerzeug und im Hintergrund hörte ich seine heißgeliebte Kaffeemaschine. Als ich an seine Kaffeemaschine dachte, musste ich schmunzeln. Wir hatten sie ihm zu seinem 17. Geburtstag gekauft, weil er sich beschwert hatte, immer sein Zimmer für Kaffee verlassen zu müssen. ,,Ich finds lustig, dass diese Drecks Kaffeemaschine noch nicht kaputt ist, so oft wie Du sie benutzt." Grinsend stimmte Ethan zu.
„Das Essen steht auf dem Tisch", sagte ich leise und ruhig. Ich deutete mit meinem Kopf auf den Tisch. Kurz huschte es spöttisch durch seinen Ausdruck und seine Haltung spannte sich an, dann griff er nach dem Apfel. Kein Joghurt. ,,Ich rauche jetzt erstmal eine", stellte er fest und legte den Apfel wieder hin. ,,Da bin ich dabei", schmunzelte ich, nachdem ich meine Lippen gekräuselt hatte. Neben mir hörte ich das Klicken von Ethans Feuerzeug, danach reichte er es mir. ,,Wann proben wir heute eigentlich", wollte Ethan in Erfahrung bringen. Das wusste ich allerdings nicht und zuckte mit den Schultern: ,,Keine Ahnung, aber nicht so früh, ich hab ein bisschen Kopfschmerzen und Übelkeit von gestern Abend".,,Ah,ok"
,,Du nicht?"
,,Nicht wirklich"
Ich nickte. ,,Vielleicht können wir heute Abend ja auch zu viert mal das Haus verlassen, sonst verrotten wir hier drinnen noch.
Er nickte und ich sah seine Augen, seine Haltung, seine Haare, seine Hände, sein Gesicht, doch nicht ihn. Nicht sein Inneres, nicht seine Gedanken, nicht seine Gefühle, ich sah ihn nicht. Ich wollte wissen, wer er in diesem Moment war, doch ich fragte nur: ,,Wie geht es dir Ethan?". Ein leerer Blick traf mich, seine Augen starrten in die meinen und ich sah Schmerz, aber auch Hass. Doch Ethan hasste mich nicht.
Er hasste sich.
Es ging so vieles in Ethan vor. Vielleicht, war es das Gefühl ertrinken zu müssen, mit dem Drang weiterzuleben. Ein Leben voller Tränen zu führen und währenddessen zu verdursten aus Angst in dem Wasser zu ertrinken. Ein halbes Leben aufgrund eines gespaltenen Herzens zu leben. Dass alles, was er erfuhr, eine Last war, sein Rücken schmerzte. Doch nicht nur wegen des Gewichts, sondern wegen der Schnitte im Rücken, doch sie waren gut, denn er blutete und somit lebte er. Doch er brauchte ein Floß, denn auf die Dauer war die Last zu groß.
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Recovery [Måneskin FanfFiction]
Fanfiction,,Was wenn es nicht so war, wie es schien? Wenn die Perfektion die wir aufgebaut hatten von etwas Dunklem und traurigen überschattet wurde. Wenn ich die Dunkle Seite von einem unserer Bandmitglieder erblickte, und dessen Fröhlichkeit nicht mehr so s...