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,,Ethan?", er hatte nicht auf meine Frage geantwortet. ,,Ethan?", ich tippte ihm gegen die Schulter. ,,Hast du mich gehört?"
,,Was? Ach so, ja." Er seufzte: ,,Ist alles in Ordnung?"
,,Ja, mir gehts gut. Mach dir keine Sorgen" Doch es war war gelogen, ich wusste es. Und Ethan wusste, dass ich weiß, dass er gelogen hat. Sein Blick, er sprach von Reue, Erkenntnis. Auch erkannte er, dass es keinen Sinn haben würde weiter so zu tun als wäre nichts passiert. Zu welchem Zweck auch? Also fragte ich nochmal: ,,Sicher, dass alles in Ordnung ist?"
,,Nein"

Ethan

,,Nein" ist gar kein Ausdruck.
Ich kämpfe gegen diesen einen Kampf in meinen Gedanken.
Aber auch den nie endenden Krieg in meinem ganzen Sein.
Meinem ganzen Ich.
Und jetzt fühlt es sich so an als würde ich auch gegen dich kämpfen, dich belügen, mich belügen, dich betrügen.
Mich betrügen. Ich manipuliere mich.
Und mein Körper kämpft und mein Kopf dagegen.
Wie kann man sich nur selber erstechen?
Ersticke ich?
Ich höre Worte, meine eigenen sind es. Doch jeder mitfühlende Laut fehlt. Diese Stimme klingt wie meine Stimme, doch sie hört sich nicht so an als wäre es meine. Sie hört sich an wie gemeißelt, in Stein und in Eis.
Ich ersticke und ertrinke daran, als würde auf einmal alles fehlen und mir geraubt werden,
doch gleichzeitig ist sie zu viel.

Und sie wispert,garstig und heimtückisch. Verräterisch und alles einnehmend.
Sie ergreift Besitz an meiner ganzen Existenz und ist alles vernichtend.

"Hör auf zu kämpfen.
Lass los.
Höre auf mich.
Ich werde Ruhe geben.
Für immer.
Still für immer"

,,Damiano, werde ich sterben? Sag mir werde ich sterben? Hört es auf?" Er sah mich an doch alles verschwamm in einem Meer aus Tränen, meinem Meer aus Tränen. Oder war es doch sein Meer? Auf einmal war alles still, mein Kopf wie leer gefegt, mir war schwindelig. Ich driftete ab, dachte an nichts und starrte nur auf die Kippe in meiner Hand. Langsam brannte sie ab, der Teil mit der Asche wurde immer länger. Ich hatte nicht abgeascht, tat es immer noch nicht. Ich konnte nicht denken, mich nicht konzentrieren, leise Panik. Panik die mich einnahm, ohne mir meinen Körper zu stehlen. Und dann weckte mich Damianos Stimme. ,,Was ist los Ethan?"

Damiano

Und ich erinnerte mich an seine Worte:

„Es fühlt sich so an, als ob ich langsam immer mehr von mir selbst verliere. Alles wird grau"
,,Was meinst du mit Alles wird grau?"
Ethan schluckte. Als gäbe es danach kein Zurück mehr für ihn, als ob sich danach alles für uns ändern würde. Als ob er danach nicht mehr derselbe sei. Und er setzte an, gab sich selber den letzten Ruck. Und ich war froh, endlich zuhören zu können. IHM endlich zuhören zu können.
,,Es gibt immer das Gute und das Böse. Verstehst du? Wie in diesen ganzen Filmen. Es gibt nur zwei sich bekämpfende Seiten, keine die dazwischen steht, keine die neutral ist. Kein Entweder oder. Es gibt Traurig und es gibt Glücklich, doch mit der Zeit verschwimmt es. Man empfindet kein Glück, aber auch keine Trauer. Es vermischt sich, oder verschwindet gar ganz. Mit der Zeit ist es unerträglich. Es fühlt sich nicht nur an als hätte man deinem Leben die Farbe gestohlen, sondern auch noch jegliche Töne von Schwarz bis Weiß. Das Einzige das übrig bleibt ist ein Grauton. Manchmal glänzt er wie eine Klinge und manchmal wird er ganz matt und dann fühlt es sich erträglich an, das sind dann die Momente in denen man Komfort in seinem leeren, holen Schmerz gefunden hat und kaum noch loslassen will. Ich tanze auf Stein und Metall. Manchmal ist es sicherer und manchmal rutschig. Es ist das was manche lebende Leere nennen würden schätze ich.

Recovery [Måneskin FanfFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt