Kapitel 10

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"20. Dezember, 13:58", berichtet mir mein Handy. Ich bin pünktlich. Gut. Ich bin froh heute mal wieder vor die Tür zu kommen, denn um ehrlich zu sein mache ich viel zu viel nichts und zu Hause ist die Stimmung eher bedrückend.
"Hey", flüstert eine Stimme leise in mein Ohr und ich zucke zusammen und schrecke zurück.
Robin lacht.
"Sag mal, spinnst du?", maule ich gespielt trotzig und grinse sie an.
"Ich bin rechtzeitig da! Das passiert nur alle paar Jahre einmal also gewöhn dich da nicht dran", wechselt sie das Thema. Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
"Heißt das, wir treffen uns noch öfter?"
"Tja", ist ihre verschwörerische Antwort. "Danke übrigens für die Bücher", sagt sie und nimmt mir die Tüte ab. "Zeit für Kaffee", flötet sie und zieht mich ins Café Moon. Sie warnt mich sogar vor der Stufe im Eingang. Wow. Das vergisst sogar meine Mutter immer. Ich muss schmunzeln. Sie bringt mich an einen Tisch am Fenster und setzt sich gegenüber von mir. Ich nehme die Karte in die Hand, die ich durch Zufall in die Finger kriege.
"Ich tu immer so, als würde ich mir etwas aussuchen. Glaub mir, das kommt besser", erkläre ich.
"Wem sagst du das? Ich trinke eh jedes Mal einen Latte Macchiato. Wehe du magst keine Kaffe."
Ich gebe ein unechtes Räuspern von mir und lege den Kopf schief.
"Na ja... Also ich ich würde lieber einen Tee trinken."
Robins Karte landet auf den Tisch und ich könnte meine Hand verwetten, dass sie mich anschaut als hätte ich gerade gebeichtet, ich würde einen Mord planen. Ich grinse sie an.
"Tee? Sind wir in England? Wir versuchen das nochmal", meint sie und seufzt. "Ich trinke einen Latte. Und du?"
"Ich nehme eine Holunderschorle. Gibt's das hier?"
Ich bekomme keine Antwort.
"Hast du gerade genickt?", frage ich und lächle ein betretenes Hundelächeln.
"'Tschuldige. Ja, das habe ich."
Ich nicke kurz und lege die Karte aus der Hand.
"Was darf's denn sein?" Da hat sich wohl eine Bedienung angepirscht. Ich muss aufmerksamer sein.
"Einen Latte Macchiato, bitte."
"Und eine Holunderschorle, bitte", füge ich an.
Die Bedienung zieht wieder ab und Robin ergreift das Wort.
"Ich hasse Smalltalk, also lass uns gleich über etwas richtiges sprechen."
Ich setze mich auf die Kante meines Stuhls und stütze meine Ellenbogen erwartungsvoll auf dem Tisch ab.
"Und das wäre?"
Auch Robin muss näher in die Mitte des Tischs gerutscht sein, denn ihre Stimme ist lauter als zuvor.
"Was sind deine Wünsche?", flüstert sie und ich höre ihr Lächeln deutlich aus den Worten, die sie spricht.
"Lass mich nachdenken. Sag du zuerst."
"Okay. Ich würde mal gerne ganz weit weg fliegen", erklärt sie.
"Wie weit? Nach Neuseeland?"
"Eher so zum Mond und den Sternen. Jetzt du."
"Ich würde den Mond und die Sterne gern mal wieder sehen", antworte ich versuche aber nicht zu ernst zu wirken.
"Ist wohl schon eine Weile her gewesen, was?"
Ich zucke mit den Schulter. "3 Jahre."
Diesmal höre ich die Bedienung herantreten, die mir kurz darauf meine Schorle vor die Nase stellt. Ich bedanke mich und höre, wie Robins Latte Macchiato aufgetischt wird.
"Ich bin ja nicht oberflächlich oder so, aber sagst du mir bitte wie du aussiehst? Ich kann es nicht leiden keine Vorstellung von meinem Gegenüber machen kann."
Sie rührt in ihrem Getränk, leckt den Schaum vom Löffel und legt ihn auf die Untertasse.
"Also gut. Meine Haare sind braun und lockig, meine Augen sind grün, so ein lemonengrün mit dunklen Sprenkeln. Meine Figur würde ich als durschnittlich, Tendenz zu schlank bezeichnen und ich bin ein wenig kleiner als du. Ist Körbchen-Größe relevant?"
Ich schüttle lachend den Kopf und trinke meine Holunderschorle.
"Gut. Schuhgröße 39, südländischer Teinte, dank meines brasilianischen Vaters und eine leicht krumme Nase, dank meiner Mutter."
Vor mir macht sich ein Bild einer gut aussehenden jungen Frau auf.
"Man spürt, dass du hübsch."
Sie trinkt einen Schluck.
"Das hört sich schön an."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 03, 2015 ⏰

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