Kapitel 7

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Die Stille, die herrscht, nachdem Maria ausgesprochen hat, fühlt sich wie eine Ewigkeit an und im Saal ist es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

Mit einem kurzen Blick zu Thor und der Frau neben ihm, stellt die Psychologin fest, dass sie nicht die Einzige ist, die vor Spannung fast zu platzen scheint.

Odins Blick wirkt steinern und es scheint eine Sache der Unmöglichkeit zu sein, auch nur einen seiner Gedanken daraus abzulesen.

Als er sich dann endlich räuspert, beginnt das Herz der Frau wieder wie wild in ihrer Brust zu schlagen, da in ihr die Hoffnung keimt, dass das lange Schweigen des Königs von Asgard ein gutes Zeichen ist.

In ihrem Kopf malt sie sich schon aus, wie er sein Einverständnis gibt und Maria sich auf den Weg zum Zellentrakt macht, um Loki endlich wieder zu sehen.

Doch dann donnert die Enttäuschung mit dem scharfen Ton Odins auf sie herein und zerschmettert mit Leichtigkeit alles, was noch an Hoffnung übrig geblieben ist.

"Ich kenne Loki seit 1000 Jahren und weiß, wie seine Natur ist. Glaube nicht, Erdenmädchen, dass du nach nur ein paar Wochen über das gleiche Wissen verfügst. Du kannst mich nicht belehren, wie ich mit dem Mann umgehen soll, denn ich all die Jahre meinen eigenen Sohn nannte.
Er verdient, was er bekommt, und nicht mehr!
Und jetzt trete fort, ich will dich nicht mehr sehen!"

Maria gefriert das Blut in den Adern und sie hat das Gefühl, als könnte sie jedem Moment an Ort und Stelle zusammenbrechen, da ihre Beine, die sich plötzlich anfühlen wie Wackelpudding, ihr Gewicht nicht länger tragen können.

Ihr bleibt der Mund offen stehen und sie spürt, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzieht.

Sie hat mit vielem gerechnet, bevor sie vor den Allvater getreten ist, aber nicht mit solch tauben Ohren, die sich nicht einmal die Zeit nehmen, über ihre Aussage nachzudenken, geschweige denn weiter zu fragen.

Die Frau will etwas erwidern und einen verzweifelten Versuch starten, sich vielleicht doch noch Gehör zu verschaffen, als Thor neben sie tritt und ihr Handgelenk packt.

"Komm, es macht keinen Sinn zu versuchen mit ihm zu diskutieren. Lass uns gehen", sagt er mit, für die Situation vollkommen unpassender, ruhiger Stimme und sieht der Erdbeerblonden auffordern in die Augen.

Einen Moment zögert sie noch, doch als sie ihren Blick noch einmal zu Odin wendet und dieser sie mit seinem kalten Blicken beinahe zu erdolchen droht, gibt sie ihre Hoffnung auf und lässt sich von dem Donnergott aus der Halle ziehen.

Doch gerade als sich die beiden riesigen Türen hinter den beiden geschlossen haben, bleibt die Psychologin abrupt stehen und sträubt sich dagegen, sich auch nur einen Schritt von dem Blonden weiterziehen zu lassen, welcher sich daraufhin verwundert zu ihr umdreht.

"Was ist los? Na komm", fordert er sie mit ruhiger Stimme auf, aus der er jedoch seine Enttäuschung nicht verbergen kann und drückt Marias Hand ein wenig fester.

Diese hingegen schüttelt nur den Kopf.

"Ich will- kann nicht so einfach aufgeben! Ich muss da wieder rein und versuchen deinen Vater von der Wahrheit zu überzeugen!", sagt die Frau mit plötzlich wieder in ihr aufflammender Entschlossenheit.

Der Mann zögert einen Moment, bevor er seinerseits den Kopf schüttelt.

"Glaube mir, ich will genauso sehr wie du, dass wir Loki endlich aus seiner Zelle befreien können, doch ich kenne Odin lang genug und weiß, dass es gerade an Unmöglichkeit grenzt, ihn noch umzustimmen", antwortet er dann niedergeschlagen.

"Aber es muss doch eine Möglichkeit geben! Es kann doch nicht sein, dass ich so schnell gescheitert bin und Loki  so einfach verloren habe. Ich bin mir sicher, dass-", versucht es die Erdbeerblonde erneut und kann die Verzweiflung jetzt auch in ihrer Stimme nicht mehr verbergen.

"Ich habe nicht gesagt, dass alle Hoffnung verloren ist", wird sie von Thor unterbrochen, "Es macht nur keinen Sinn es jetzt zu versuchen. Die Zeit wird dafür sorgen, dass ein besseres Licht auf die ganze Angelegenheit fällt, da bin ich sicher."

Ob er mit dieser Aussage Maria überzeugen oder sich nur selbst zu beruhigen versucht, weiß sie nicht, doch so oder so klingen die Worte des Donnergottes nicht sonderlich glaubwürdig.

Und würde seine Hand nicht immer noch ihn Handgelenk umklammern, dann würde sie nichts daran hindern, einfach wieder in den Thronsaal zu stürmen und dem Allvater auf die unfreundlichste und direkteste Art und Weise ihre Meinung sagen.

Sie hat versucht ihn mir ruhigen und freundlichen Worten zu überzeugen, doch hätte bei einer Unterhaltung mit einer Betonwand warscheinlich mehr Erfolg gehabt, auf Gehör zu stoßen.

Der König Asgards hat sich nicht einmal die Zeit genommen, um wirklich über das nachzudenken, was die Psychologin ihm gesagt hat und nur sofort alles angewehrt, in der Angst, sie könne Recht haben und er sich irren.

Wie kann er nur so leichtfertig mit einer Sache umgehen, die niemand geringeres als seinen eigenen Sohn betrifft, für dessen Wohlergehen ein Vater doch normalerweise die Welt in Bewegung setzen würde.

Oder so sollte es zumindest sein.

"Maria, was ich damit sagen will ist, dass das hier nicht das Ende bedeuten muss und wir noch nicht alle Chancen  verspielt haben, die uns offenstehen. Es braucht nur noch etwas Geduld und mit den richtigen Worten werden wir sicherlich bald mehr Erfolg haben", reißt sie die Stimme des Blonden aus ihren Gedanken, der ihr einen gezwungen aufmunternden Blick zuwirft, an dem jeder Blinde sofort erkennen würde, dass er nicht echt ist.

Im Vergleich zu Loki kann der Mann wirklich unglaublich schlecht lügen und das verbergen, was er wirklich fühlt.

"Geb Odin noch etwas Zeit. Diese Situation ist für keinen von uns leicht", fügt er dann noch hinzu und macht mit einem Schlag alle vorherigen Worte wieder zunichte.

"Jetzt nimmst du ihn also auch noch in Schutz?!", fragt Maria mit vor Wut funkelnden Augen.

"Er tut Loki all diese unmenschlichen Dinge an, ohne auch nur einmal in Frage zu stellen, ob sie überhaupt gerechtfertigt sind und du willst mir ernsthaft sagen, dass er in einer schwierigen Situation steckt?!", ruft sie und reißt sich aus dem Griff des Donnergottes los, der von dem plötzlichenen Stimmungswandel der Frau sichtlich überrascht ist.

"So habe ich das gar nicht gemeint-", versucht er sich zu erklären, doch die Psychologin lässt ihn gar nicht erst ausreden.

"Nein, jetzt versuch dich nicht herauszureden! Du hast das genau so gemeint, wie du es gesagt hast! Ich verstehe, wenn du deinen Vater verteidigen willst, doch dir muss doch auch bewusst sein, dass er falsch liegt und endlich aufgehalten werden muss!", schnaubt sie.

"Ich... Aber-", beginnt der Blonde erneut, doch schafft es wieder nicht einen ganzen Satz zu bilden, bevor er von der Erdbeerblonden unterbrochen wird, die ihm noch einen letzten wütenden Blick zuwirft, bevor sie sich an ihm vorbeidrückt und sich auf den Weg zu ihrem Gemacht macht.

Immerhin ist er anständig genug und versucht nicht sie aufzuhalten oder ihr noch irgendetwas hinterher zu rufen.

Denn das hätte die ganze Situation im Moment nur noch schlimmer gemacht und die Lage nicht im Geringsten wieder entspannt.

- I'm still here for you - (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt