Kapitel 20

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Der riesige Thronsaal, der lange Weg von den Toren bis hin zu Odin und der stechende Blick des Königs selbst sind nur noch einen Bruchteil so schlimm, wie das letzte Mal, als Maria hier war.

Sie ist viel zu erleichtert und glücklich, als dass sie eines dieser Dinge stören könnte und nicht einmal ihre laut durch den Saal hallenden Schritte beunruhigen sie.

Denn was kann jetzt noch schief gehen?

Dieses Mal ist sie die jenige, die Thor und Frigga, welche sich ebenfalls beiden wieder an ihrem angestammten Platz eingefunden haben, ein aufmunternden Lächeln zuwirft, obwohl das bei dem Blonden überhaupt nicht mehr nötig ist.

Dieser grinst nämlich immer noch bis über beide Ohren und versucht erst gar nicht, das breite Lächeln zu verstecken.

Warum auch?
Sie haben endlich das geschafft, was sie sich vorgenommen haben und ihr Ziel, trotz vieler Hindernisse und ernüchternden Rückschlägen, erreicht.

"Nun trittst du also noch einmal vor mich, um über meinen Sohn zu sprechen", empfängt Odin die Frau, als sie vor den Stufen, welche zu seinem Thron hinaufführen, stehenbleibt und sich aus reiner Höflichkeit zu einem kleinen Knicks hinreißen lässt.

"Mir ist zu Ohren gekommen, dass Loki nicht gewillt ist, dir auf die Erde zu folgen. Ist das richtig?", will der Grauhaarige dann wissen und in seinem Unterton schwingt beinahe so etwas wie Schadenfreude mit, welche Maria in jeder andere Situation zur Weißglut getrieben hätte.

Jetzt jedoch, so kurz nachdem alles wieder in die richtige Bahn geraten ist, lächelt sie dem Allvater nur triumphierend entgegen und schüttelt den Kopf.

"Dem ist nicht mehr so. Er hat sich gerade dazu entschieden doch mit mir zu kommen."

Einen Moment herrscht absolute Stille im Saal und Odin kann seinen überraschten Gesichtsausdruck nicht schnell genug verstecken, als dass die Psychologin ihn nicht bemerken würde.

In dem Gespräch mit Loki noch vor ein paar Minuten scheint der Schwarzhaarige offensichtlich noch keine Anzeichen gemacht zu haben, dass er seine Meinung geändert hat.

"Das ist eine durchaus unerwartete Wendung", sagt der König dann, nachdem er sich wieder gefangen und seinen typischen, wenig beeindrucken oder gar erfreuten Gesichtsausdruck aufgesetzt hat.

"Natürlich werde ich mein Versprechen halten und ihn zusammen mit dir auf die Erde schicken um sein Verhalten zu überdenken und sich zu bessern", fügt er dann hinzu und wieder zieht ein überglückliches Lächeln an den Mundwinkel der Erdbeerblonden.

Für einen kurzen Moment überlegt sie, ob sie sich bei Odin bedanken soll, doch entscheidet sich schnell dagegen, da sie der Meinung ist, er würde es nicht verdienen.

Nicht für das, was er Loki angetan hat.

Ihr Schweigen ist jedoch nicht schlimm, da der Allvater im nächsten Moment erneut zu sprechen beginnt.

"Ich nehme an, Thor hat dich schon mit den Bedingungen unseres Abkommens vertraut gemacht?", fragt er, doch bevor Maria überhaupt die Gelegenheit hat zu nicken, fährt der Mann einfach unbeirrt fort, ganz so als hätte er seine Frage gar nicht als eine solche vorgesehen,"Dennoch werde ich noch einmal alles aufzählen, nur für den Fall, dass es zu Missverständnissen kommen sollte."

Er sagt es zwar nicht direkt, doch die Frau kann zwischen den Zeilen lesen und verdreht kaum merklich die Augen, als sie realisiert, dass der Grauhaarige mit seiner Aussage nicht mehr beabsichtigt, als sie als unfähig und dumm zu bezeichnen.

Wie schaffen es hier nur alle, mit diesem undankbaren Kerl auszukommen?

Bevor sich die Psychologin jedoch weiter im Stillen über den König vor ihr aufregen kann, beginnt dieser erneut zu sprechen und sie zwingt sich, ihm auch wirklich zuzuhören.

"Ich werde Loki all seine Kräfte entziehen, sodass er nicht mehr ist, als ein gewöhnlicher Mensch. Er wird dir nicht von der Seite weichen dürfen, außer er steht unter ständiger Aufsicht. Für ihn gelten die gleichen Regeln, wie für euch Menschen auch. Insbesondere, dass er niemandem Leid zufügen darf. Verstößt er gegen einen dieser Punkte, wird er umgehend wieder in seine Zelle gesperrt und Asgard für den Rest seines Lebens nicht wieder verlassen."

Maria nickt verstehend. So viel hat sie bisher auch von Thor mitbekommen.

"Da es einleuchtend ist, dass du nicht in der Lage sein wirst, rund um die Uhr auf ihn Acht zu geben und in deiner Wohnung nicht die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden können, dass Loki, sollte er versuchen sich gegen die Regeln zu stellen, festgehalten werden kann, habe ich einen anderen Ort gewählt", fährt Odin fort und jetzt wird die Frau wirklich hellhörig.

Bisher ist ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie nicht einfach mit Loki zusammen in ihrer Wohnung bleiben kann.

Doch, und in diesem Punkt muss sie dem Allvater zustimmen, macht es durchaus Sinn, dass sie, zumindest für den Anfang, an einem anderen Ort untergebracht werden.

Allein schon, weil die Erdbeerblonde viel zu viel Angst hätte auch nur mit den Mann im Schlepptau das Haus zu verlassen, da er zu jeder Zeit erkannt werden könnte, was das absolut schlimmste wäre, was passieren könnte.

"Ich bin davon überzeugt, dass ein bereits bekanntes Gebäude sinnvoll ist, weshalb mir der Stark-Tower, wie ihr Menschen ihn nennt, als geeignet erscheint", beendet der König dann seinen Monolog und der Psychologin gefriert auf einen Schlag das Blut in den Adern.

Das kann doch nicht ernst gemeint sein!

Davon abgesehen, dass keiner der verbleibenden Avengers, allen voran Stark, gut auf sie zu so sprechen ist und vermutlich nicht einmal bereit wäre überhaupt mit ihr zu reden, legt Maria selbst auch keinen gesteigerten Wert darauf, sich dort so schnell wieder blicken zu lassen.

Sie hatte ihre Chance, alles zu erklären und sie hat sie vertan.

Noch einmal wird sie die Gelegenheit dazu sicherlich nicht bekommen und somit braucht sie es auch gar nicht erst wagen, um Hilfe zu beten.

Wenn sie Glück hat, ist sie im hohen Bogen rauswerfen und die Tür hinter ihr zuschlagen, das einziege, was die Avengers tun werden, wenn wie es wagt, daran zu klopfen.

"I-Ich... Ich denke das wird nicht möglich-", stammelt die Frau, doch wird von Odin unterbrochen, bevor sie überhaupt die Gelegenheit hat auszusprechen.

"Willst du Loki nun mit dir nehmen oder nicht?", fragt er mit hochgezogen Augenbrauen und strengem Ton und lehnt sich etwas auf seinem Thron nach vorne.

"Ja, natürlich!", platzt es sofort aus Maria heraus, da sie gar nicht erst riskieren will, dass ein anderer Eindruck entstehen könnte.

"Dann sehe ich keine Probleme mehr. Du kannst gehen."

- I'm still here for you - (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt