Kapitel 6 ✔

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Düstere Gestalten huschten vor der blassen Kontur eines Zaunes umher. Sie wisperten leise und blieben ab und zu stehen um mit kummervollen Blicken ins Leere zu starren. Eiskalter Wind kam auf und trug einen lauten Klagelaut mit sich, der die schemenhaften Katzen wimmernd auf den Boden sinken ließ. Das Bild schlug um und zeigte einen Fluss in dessen starker Strömung drei undeutliche Junge trieben. Sie schlugen ihre kleinen Krallen vergeblich in das schilfige Ufer, doch sie schwiegen, wimmerten nicht einmal, als ihre zerbrechlichen Körper gegen spitze Steine schlugen und wie Blätter von dem Wasser davongetrugen wurden...

Schatten wachte keuchend auf.
Der Wind heulte ihr in den Ohren und peitschte unnachgiebig gegen das hohe Gras in dem sie lag.
Sie hob den Kopf und bemerkte das zusammengerollte Fell von Fluss, der ebenfalls schwer Schlaf zu finden schien.
Seine Ohren zuckten unruhig und sein Schwanz schlug immer wieder leicht gegen die morschen Wurzeln eines dünnen Baumes der neben ihm wuchs.
Schatten legte ihren Schwanz wieder über das Maul und drängte sich noch mehr an den harten Stamm des Strauches an dessen Fuß sie ihr Nest gebaut hatte.
Sie versuchte die Geräusche des Sturmes auszublenden und kurz darauf viel sie in einen abermals unruhigen Halbschlaf.

Der Warnruf einer Drossel riss sie urplötzlich aus der Schwärze des Schlafes und sie öffnete die Lider.
Helles Tageslicht brannte sich in ihre Augen die sich reflexartig wieder schlossen.
Schatten gähnte und begann sich zu strecken, während sie die Augen zu Schlitzen zusammenkniff, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten.
Sie machte einen großen Buckel und zuckte wie erwartet zusammen, als ihre scheinbar verstauchte Pfote sich meldete.
Sie blickte sich in dem grasigen Versteck um, dessen Gestrüpp im nun nicht mehr so starken Wind leicht hin und her schaukelte.
Fluss war nirgends zu sehen.
Mit etwas steifen Gliedern, die Schatten auf das nasse Unwetter in der Nacht zurückführen ließ erhob sie sich und strecke den Kopf zwischen den feuchten Halmen auf die, noch vom frischen Tau feuchte, Wiese.
Sie lief als erstes los zum Waldrand.
Schon als sie noch mehrere Katzenlängen von den sprießenden Bäumen entfernt war, konnte sie das silbergraue Fell von Fluss erkennen, der scheinbar damit beschäftigt war einen knorrigen Baumstamm hinauf zu klettern.
Er knurrte genervt, als seine Hinterpfoten an der dunklen Rinde abrutschten und er nur noch an den Krallen seiner Vorderpfoten hing.
Schatten konnte ein Schnurren nicht unterdrücken.
"Bist wohl nicht so der beste Kletterer, oder?", wiederholte sie seinen Satz vom letzten Abend neckend.
Fluss blickte überrascht über seine Schulter und schon fiel er mit einem frustrierten Aufjaulen zurück auf die Erde.
Mit leicht gesträubtem Fell sah er wie eine flauschige Gewitterwolke aus und die schwarze Kätzin schnurrte noch lauter.
Sie beschloss den Spieß noch ein bisschen mehr umzudrehen und begann, den Kopf nach hinten gebeugt, ihre etwas verklebte Flanke zu lecken.
Fluss seufzte übertrieben.
"Na gut, ich weiß, dass ich nicht gut in Bäume klettern bin, aber da war so ein Eichhörnchen und ich bin wirklich hungrig. An die Fische komme ich wegen dem angeschwollenen Flusswasser nämlich nicht ran."
"Schon gut.", meinte Schatten die sich wieder umgedreht hatte. "Kann doch jedem mal passieren. Aber jetzt wo du es sagst, könnte ich ebenfalls eine saftige Maus vertragen. Gibt es hier ein Feld oder eine Scheune?"
Fluss wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als nicht weit entfernt von ihnen ein lautes Bellen durch die Luft schnitt, gefolgt von dem entsetzten Schrei einer Katze.
Schatten erstarrte und blickte in die besorgte Mine von Fluss, ehe sie auch schon lospreschte und in einem, wegen ihrer Pfote unregelmäßigen Lauf zwischen den dichten Bäumen auf das Geräusch zurannte.
Vor ihr schimmerte das helle Grün einer weiteren Wiese oder Lichtung und sie wurde noch einmal schneller, ehe Schatten auf die Fläche brach und sie das Entsetzten des vergangenen Tages abermals vor ihren Augen zu sehen glaubte.
Ein großer brauner Hund stand triumphierend vor dem reglosen Körper einer kleinen Katze, deren graues Fell mit braunen Schlammspritzern bedeckt war.
"Nein!", dachte dachte sie entsetzt. "Nicht noch einmal!"

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