Wieder geht ein Herzliches Dank an Flami-kitty, für Charles und die Idee und all sowas.
Geht ma folgen :3
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Sie seuftzt entnervt und schlägt die Bettdecke zurück.
In ihrem Zimmer herrschen gefühlte dreihundert Grad.
Der kleine Hund am Fußende ihres Bettes schnarcht schon leise vor sich hin, während sie selbst noch wach da liegt. Nicht einmal der Mond vor ihrem Fenster hilft ihr heute dabei zur Ruhe zu kommen.
Sie hat mal wieder Kopfschmerzen.
Seit sie hier ist werden sie wieder häufiger, dieses Gefühl, wichtige Dinge zu vergessen, stärker.
Wenn sie doch nur schlafen könnte -
Im Schlaf hat sie meistens das Gefühl dem Teil ihrer Vergangenheit näher zu sein, der ein großes Loch in ihr hinterlassen hat.
Es ist eines der Gründe, weshalb sie überhaupt herkommen ist, aber bisher ist ihre Suche nach Antworten eher erfolglos gewesen.
Sie spürt das sie näher dran ist, aber noch immer ist dieses Loch da, ungreifbar und unsichtbar wie eh und je. Es ist kräftezerrend. Umso näher sie sich der Lösung des Rätsels glaubt, umso größer scheint das Loch zu werden.
Es ist wie verhext.
Sie gibt es auf schlafen zu wollen und richtet sich auf, bedacht darauf den Hund nicht zu wecken.
Sie kennt jemanden der garantiert noch wach ist.
Vielleicht kann er ihr helfen. Und wenn nicht eben Gesellschaft leisten.
Sie klettert aus dem Bett, legt sich ein Hemd um die nackten Schultern - in dem dünnen Nachthemd in dem sie schläft ist es so ganz ohhne die Decke doch etwas kühl - und geht hinaus auf den Flur.
Die Luft ist hier um einige kühler, sie hilft ihrem Kopf dabei sich etwas zu beruhigen.
Sie achtet darauf die Tür hinter sich zu schließen - falls der Welpe doch auffwacht und beschließt sich auf die Suche nach ihr zu machen.
Dann geht sie den dunklen Flur hinunter.
Außer dem Geräusch, das ihre nackten Füße auf dem gefliesten Boden machen, ist es mucksmäuschenstill. Ein wenig unheimlich ist das Schloss bei Nacht ja schon.
Es fehlt das vertraute Knacken und Knarren des arbeitenden Holzes von Zuhause.
Sie fröstelt und zieht sich das Hemd, das ihr eigentlich viel zu groß ist, enger um die Schultern.
Es hat einmal ihrem Bruder gehört, doch jetzt ist dieser nicht mehr da - und sie hat einen Großteil seiner Sachen gerettet, bevor ihre Mutter in einem Anfall von Trauer, Wut oder einer Mischung aus beidem, alles rausgeworfen hat.Cecilia verharrt, bevor sie an der Tür klopft.
Was wenn er doch schon schläft?
Aber seit wann stört sie das?
Und der Lichtschimmer unter der Tür sagt das Gegenteil.
Sie klopft, wartet aber nicht darauf das jemand antwortet.
Stattdessen reißt sie die Tür auf.
"Charles? Hey ich -"
Der Rest des Satzes geht in einer Wand aus Federn unter.
Sie ist in eine Wand aus dunklen Federn gelaufen.
"Was zum -?"
Sie tritt einen Schritt zurück und niest heftig.
Sie ist schon immer allergisch gegen Federn gewesen, ein solcher Haufen von ihnen ist für diese Allergie also eher kontraproduktiv.
Der Haufen Federn dreht sich um, während Cecilia ein zweites Mal niesen muss.
"Cecilia!" stößt der Haufen Federn erschrocken aus.
Nicht der Haufen Federn.
Der Junge, der an den Federn dran ist.
Als Cecilia in seine Augen sieht stockt ihr der Atem, und das liegt nicht nur an den riesigen Flügeln des Jungen, der ihr eigentlich so vertraut ist, und doch gleichzeitig so fremd.
"Charlie?" fragt sie mit Brüchiger stimme.
Auf einmal macht alles Sinn.
Die Federn. Diese Augen, die sie eigentlich so gut kennt.
Das Loch.
Da, wo vor einigen Minuten noch das Loch war, dieser Teil der ihr so lange gefehlt hat -
Überall ist alles dieser Junge.
Der Geruch nach Wald, wilden Blumen, der Herbstwind, der an ihren Haaren zerrt, die Farbe von Kastanien und Moos, das Klirren ihres Puppengeschirrs, die Federn.
Der Wind der die Federn und den Dreck von draußen in ihr Zimmer trägt.
Charles."Verdammt Cecilia kannst du nicht klopfen?"
Cecilia weicht zurück in den Flur, sprachlos. Sie kann ihren Blick nicht von ihm wenden, dem Jungen mit dem sie ihre Kindheit verbracht hat, ihrem besten Freund.
Ihrem einzigen Freund.
Der sie hat vergessen lassen, das es ihn jemals gab.
"Warum hast du mir nie was gesagt?!" platzt es plötzlich aus ihr heraus. "Das warst du oder? Du hast dieses Loch in mein Gehirn gerissen, mich jahrelang einfach allein gelassen, obwohl ich dich gebraucht habe!"
Charles starrt seinerseits das Mädchen an, das mit Tränen in den Augen, zerzausten Haaren und roter Nase vor ihm steht und ihn anschreit.
Wobei letzteres nichts neues ist.
"Das war zu deinem Schutz..." setzt er an, doch Cecilia ist so aufgebracht das sie ihn nicht ausreden lässt.
"Von wegen! Weißt du eigentlich was du mir damit angetan hast? Und die letzten Monate? Das letzte Schuljahr? War das dein Plan? Dich wieder in mein Leben schleichen, dafür sorgen das du mir wichtig wirst und dann wieder verschwinden? Du hast mir nichtmal mein Gedächtnis gelassen du Arsch!"
"CECILIA VERDAMMT NOCH MAL HÖR MIR DOCH ZU!"
"Nein. Weißt du was, vergiss es einfach 'Charlie', lass mich in Ruhe. Verschwinde wieder aus meinem Leben, darin bist du doch so gut oder nicht?"
Cecilia dreht sich um und stürmt den Gang hinunter, zurück in ihr eigenes Zimmer.
Niesend und weinend lässt sie sich dort von innen gegen die Tür fallen.
Sie hat Titan aufgeweckt, der sich jetzt gähnend auf dem Bett ausstreckt.
Zum ersten Mal hat Cecilia nicht das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen um die Leere irgendwie zu kompensieren.
Sie hat herausgefunden, was ihr gefehlt hat.
Sie hat das Loch gefüllt.
Endlich.
Sie hat so lange danach gesucht.
Aber jetzt, wo sie weiß was ihr gefehlt hat, fühlt sie sich nicht wirklich besser.
Es hat sich ein zweites, neues Loch aufgetan.
Und das ist fast noch schlimmer als das erste.
In diesem Moment vermisst sie ihren Bruder schrecklich.
Er hat damals recht gehabt.
Er hat ihren Freund 'Charlie' nie gemocht.
Er hatte sie krank gemacht.
Die Federn.
Es hämmert an ihre Zimmertür, sie kann das Holz in ihrem Rücken zittern spüren.
"Cecilia du verdammter Sturkopf, mach die Tür auf ich will dir doch nur alles erklären!", bittet eine Stimme, die ihr so vertraut und gleichzeitig so fremd ist.
Sie rührt sich nicht von der Stelle, sondern horcht nur leise in die Dunkelheit hinein.
"Jetzt mach auf, ich weiß doch das du da drinnen bist. Es war nicht geplant das du mich so siehst, ich habe nicht gewusst das es den Zauber aufhebt okay? Ich dachte du schläfst längst. Cecilia, mach endlich auf."
Sie macht nicht auf.
Und nach einem weiteren, erfolglosen Klopfen entfernen sich Schritte.
Cecilia atmet die Luft aus, die sie angehalten hat rappelt sich auf, schließt die Tür ab und will sich ins Bett verkriechen, doch sie hält inne.
Sie nimmt zum ersten Mal seit Jahren die Kette ab.
Die Kette mit dem grünlich türkiesen Stein, der ihr so lange als Talisman gedient hat.
Sie will ihn aus dem Fenster werfen, doch irgendwas hält sie davon ab.
Stattdessen legt sie ihn in die unterste Schublade ihrer Komode, unter ein paar alte Entwürfe und Stoffreste.
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Oneshots #1
Short StoryOneshots - by me - because Langeweile. Zu allen möglichen Themen, zu allen möglichen angefangenen Storys. Also um es kurz zu fassen; alles was ich so schreibe das sonst nirgends rein passt oder einfach nie fertig geworden ist. Quasi für jeden was...