Erstmal wünsche ich euch frohe Weihnachten! Es hat mich sehr gefreut, dass ihr bei dem kleinen Adventskalender dabei wart und auch, wenn es komisch ist, das zu völlig Fremden im Internet zu sagen - ich habe euch ein bisschen lieb gewonnen 🤗♥️ Habt wunderbare Feiertage und einen guten Jahresübergang!
Alles Liebe, 🐰Widerstandslos lässt John es geschehen, dass Nathan den Ärmel über seinem Unterarm heraufschiebt. Als mache ihm die Entblößung seiner Haut nichts aus, nach all der Zeit, die er sie bewusst verhüllt hat. Doch als Nathan hinsieht, ist kein Name zu sehen.
Nicht Esra Carlton, nicht Nathan, niemand ist dort auf Johns Haut verewigt. Und wieso hat John das dann behauptet? Will er wie Nathan mit der kurzen Geschichte über eine Seelenverwandtschaft mit seiner Mutter sich vor ungewollten Avancen schützen? Nathan schluckt. Vor seinen ungewollten Avancen? Schließlich ist John mit der angeblich seit seiner Geburt vorgesehenen Verbindung erst herausgerückt, nachdem Nathan ihm seine Gefühle offenbart hat. War es für John so unmöglich, ihn höflich abzuweisen, dass er diese Geschichte erfunden hat, um Nathans Gefühle nicht zu verletzen? Und wieso, wieso, hat Nathan diesen Namen nennen müssen?
Johns Ausdruck ist misstrauisch. Selbstverständlich.
„Wer ist Esra Carlton?", fragt er. Nathan hört, wie er dabei die Zähne zusammenbeißt, Gefühle zurückdrängt, die ihn übermannen wollen. Und ausgerechnet diese Frage kann er nicht beantworten. Nicht... Nicht jemandem, der nicht... Er muss es sich eingestehen: Nicht jemandem, der nicht sein Seelenverwandter ist. Denn niemand anderem würde er vertrauen.
Er ist schwach geworden, hat diese Gefühle für John für mehr gehalten, als sie waren, und doch tatsächlich gehofft... Doch offenbar sagt dem dieser Name nichts.
Nathan will wegsehen, sich davonstehlen, bevor er sich verrät. Aber John lässt ihn nicht.
Als John erneut den Mund aufmacht, liegt all die zurückgedrängte Emotion in seiner Stimme. Er wird nicht unbedingt laut, doch Nathan klingen die Ohren vom Schmerz und der Angst darin.
„Sieh mich an! Sieh mich an und sag mir... Wer ist es? Kennst du ihn? Sie? Gott, ich weiß nicht mal..." John streicht sich mit der flachen Hand über sein Gesicht. Seine Fragen ergeben keinen Sinn und auch nicht, dass sich neben Schmerz und Angst Hoffnung in seine Stimme schleicht.
„Ich will doch nur..."
Nathans Herz klopft laut. John so zu sehen bereitet auch ihm Schmerz, doch er ist zu verwirrt, begreift die ganze Situation nicht. Der Name, den er niemals hätte fallenlassen dürfen, löst etwas in John aus, das keinen Sinn ergibt. Nicht, wenn nicht...
„Ich bin Linkshänder.", schnappt John. Dann presst er die Lippen zusammen und die Hand auf seinen bekleideten Unterarm, wie um Nathan davon abzuhalten, auch dort den Stoff zu lüften. „Und wenn du den Namen auf meinem Arm gelesen hättest, dann wüsstest du sicher noch auf welchem. Also woher weißt du es? Wer ist... Kennst du Esra?"
Nathans Herz hört auf zu klopfen, hält einen Moment inne und setzt verspätet wieder ein.
Nein. Nein. Eben noch hat er gehofft und jetzt kann er nicht glauben - Er muss es sehen. John muss ihm zeigen, dass es wahr ist, dass es kein Trick ist, um ihm eine Antwort zu entlocken. Erst muss er sehen, dass John die Wahrheit sagt, dass dieser Name auf Johns Arm steht (Dem linken, wieso hat Nathan das nicht bemerkt!?). Wenn das wahr ist, dann soll John alles erfahren, das er wissen will.
Nathan blinzelt, kann Johns Arm nicht aus den Augen lassen, auch wenn die Schichten stören, die der Stoff seines Hemdes und seine Hand darüber bilden. Und dann, völlig grundlos, nimmt John die Hand weg und krempelt den Ärmel hoch, als sei es plötzlich kein Geheimnis mehr. Das wieso ist Nathan egal, in diesem Moment. Denn da steht der Name, sein Name.
Es ist das vierte Mal, dass er ihn auf jemandes Arm liest. Und das erste Mal, dass er sich sicher sein kann, dass es echt ist.
„Sag's mir!", brüllt John ihm entgegen. Nathan kann den Blick kaum von den Buchstaben wenden und tut es dann doch, nur um in Johns rot angelaufenes Gesicht zu blicken. „Ich hab' zu lang gewartet, um... Du musst es mir sagen, sofort!"
Als ob nach all der Zeit, die er gewartet hat, plötzlich jede Minute zählt. Und Nathan, der doch gar nicht gewünscht hatte, seinen Namen je wieder auf jemandes Haut zu lesen, dem es egal gewesen war, eigentlich sogar zuwider, kommt es vor, als habe auch er gewartet. Als könne auch er es keine Sekunde länger aushalten.
„Die betrogene Schauspielerin.", fängt er an. Irgendwie muss er es ja erklären. „Weißt du noch? Ich habe dich gefragt, was sie hätte tun können, um sich vor solchen Lügen zu schützen. Aber ich wusste die Antwort längst." Johns geblähte Nüstern und die zusammengebissenen Zähne zeugen davon, dass er für lange Vorrede keine Geduld hat. Nathan will ihn in die Arme schließen und sich jegliche Erklärung sparen können. Es wäre doch so schön, wenn endlich alles gesagt wäre. Zeit für anderes, für Miteinander.
„Wenn man niemanden wissen lässt, wie man heißt,", erklärt Nathan, „dann ist es leicht, zu merken, wenn jemand einen betrügen will." Noch immer reagiert John nicht, zumindest nicht so, wie Nathan es erwartet. Vielleicht macht die Ungeduld ihn matt, verhindert, dass er mitkommt mit dem, was Nathan ihm zu verstehen geben will.
„Hätte..." Nathan schluckt, denn der Blick, mit dem John ihn noch immer mustert – wachsam, ungläubig – ist nicht der, dem er sein Herz ausschütten, sein geheimstes Geheimnis anvertrauen will. Aber er hat keine Wahl, wenn er Johns Vertrauen will. „Hätte irgendjemand wieder gemeint, er könne mich an sich binden, indem er eine Seelenverwandtschaft mit mir vorspielt, hätte ich es sofort gemerkt." Noch immer kein Verständnis in Johns Blick. „Wäre jemand zu mir gekommen mit der Aufschrift Nathan Brown auf seinem Arm, ich wäre in Sicherheit gewesen, weil das nicht mein Name ist." John schüttelt den Kopf, sein Ausdruck dabei unverändert. Vielleicht will er seinen Denkapparat wieder ans Laufen bringen, um endlich zu verstehen, was Nathan ihm sagen will.
„Aber auf deinem Arm steht Esra Carlton. Und du wusstest nicht, wie ich heiße."
Endlich, viel zu langsam, versteht John. Man kann sehen, wie es zu ihm durchdringt: Er reißt die Augen auf, dann den Mund, schließt ihn wieder. Blinzelt, schluckt, schüttelt den Kopf. Schließt die Augen wieder. Dann lacht er, unfroh, hysterisch. Bis der Klang melodischer wird, herzlicher. Und als er die Augen wieder öffnet und Esra ansieht, sind da Tränen in seinen Augen.
Lieben ist einfach. Aber das Schicksal kann uns mal kreuzweise.
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Vorgeschrieben
RomanceDer Name, der auf Johns Arm steht, gehört zu der Person, die für ihn vorgesehen ist. In einer Welt, in der jeder im Laufe seines Lebens seinem Seelenverwandten begegnet, wartet John seit seiner Geburt auf die Begegnung mit Esra. Es kommt ihm nicht u...