11. Kapitel

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Die nächsten Tage verbrachte ich damit, neben Remus zu liegen, und mich um ihn zu kümmern.

Außerdem musste ich hin und wieder ein paar Mädchen abwimmeln, unter ihnen eine Lisa. Sie war ziemlich nervig, den ganzen Tag klebte sie mir an den Fersen, und winkte heftig mit dem Zaunpfahl, mit mir ausgehen zu wollen. Ich ignorierte sie gekonnt, jedenfalls so gut wie es ging. Mädchen waren einfach nervig. Naja, Marlene war relativ okay, aber eben nur freundschaftlich, ebenso wie Lily, Mary oder Dorcas aus Hufflepuff. Deswegen war ich auch am dem Punkt angelangt, an dem ich immer wieder über meine Sexualität nachdachte, was ich in letzter Zeit auch ziemlich oft tat. Ich war zu Schluss gekommen, dass es sinnlos war, mir einzureden, dass ich Bi war. Ich war mir zu neunundneunzig Komma neun Prozent sicher, dass ich schwul war. Und das musste ich mir endlich eingestehen.

Am heutigen Tag sprang ich aus dem Bett. Es war endlich soweit. Moony wurde aus dem Krankenflügel entlassen. Ich hatte ihm versprochen, ein Picknick mit ihm und den anderen zu machen. Bessergesagt, ich hatte darauf bestanden. Ich duschte, und zog mich an, während James und Peter noch in ihren Betten lagen. Blitzschnell sauste ich durch ich durch die noch menschenleeren Gänge bis zur Küche, wo ich mir von den Hauselfen einen Picknickkorb abholte. Ich bedankte mich höflich. Im Krankenflügel angekommen sah ich, dass Moony noch schlief. Lächelnd setzte ich mich, und betrachtete ihn. Er sah so glücklich aus, wenn er schlief. Das Licht schien golden zum Fenster herein, und strahlte uns an. Remus gähnte und öffnete verschlafen die Augen.

"Picknick!", flüsterte ich ihm zu, und grinste.

Er grinste zurück. "Ich hab gesagt du sollst das nicht machen. Ich bin nur ein Werwolf, eine schreckliche Kreatur, die..."

Ich hielt ihm den Mund zu. "Halt die Klappe."

Er schaute mich einfach nur an, doch das reichte, um mich rot anlaufen zu lassen.

"Hi Leute!", James, Peter und Lily kamen ins Zimmer.

Madame Pomfrey wuselte her. "Mr. Lupin, kommen sie wieder her, wenn es ihnen schlecht geht." Sie betrachtete ihn mit einem strengen Blick, worauf er nickte.

Zu fünft verließen wir das Schloss, aber wurden von Lisa aufgehalten.

"Hi Sirius", kicherte sie.

Ich ignorierte sie.

"Sirius", plapperte sie einfach weiter. "Hast du heute schon was vor"

Wenn sie wüsste. Ich war so kurz davor laut loszulachen.

"Ja", brummte ich knapp.

"Was machst du den?", trällerte sie.

"Geht dich garnix an"

"Sags mir doch!" Sie hängte sich bei mir ein.

"Ich treffe mich mit jemandem...mit Remus!"

"Zum lernen? Ich könnte doch auch kommen!", redete sie weiter.

"Nein, nicht zum lernen...Remus ist mein Freund. Wir sind zusammen...wusstest du das etwa noch nicht?", log ich fröhlich weiter. Ich merkte Moonys Blick auf mir ruhen.

"Was?! Ernsthaft?" Lisa schleuderte ihre Haare in den Nacken, und rauschte ab.

"Ich hasse sie", murmelte ich. "Tut mir leid, Moons, aber ich musste sie irgendwie abschütteln...", dann wurde mir klar was ich angerichtet hatte. "Shit!", rief ich. "Das wird Gerüchte geben"

Ich drehte mich zu den anderen um, die mich anstarrten. "Es tut mir so leid, ich bin ein Idiot"

Remus löste sich aus seiner Starre und winkte ab. "Halb so schlimm...wir...kriegen das irgendwie hin!"

"Äh...", machte Peter, als wir weitergingen.

Lily zwinkerte mir unmerklich zu. Sie hatte anscheinend auch gemerkt, wie ich für den Werwolf empfand. Ich grinste ihr zu.

Wir verließen das alte Gebäude, während ich schonmal Ausreden ausdachte- Lisa betreffend. Die Herbstsonne schien und tauchte alles in wunderschönes Licht, die Landschaft sah aus wie ein rotgoldenes Meer aus Blättern, und Vögel zwitscherten. Die Ländereinen von Hogwarts waren menschenleer, selbst bei einem so schönen Tag am Wochenende. Wir setzten uns unter eine große Eiche. Vom Schloss aus konnte man den Platz nicht richtig sehen, da er von Bäumen verdeckt wurde.

Ich breitete die Picknickdecke auf dem grünen Gras aus, und packte das Essen aus. Die Hauselfen waren wirklich großzügig gewesen, wir hatten Sandwiches, drei verschiedene Kuchensorten, Früchte, Limonade und Kürbissaft. Schokolade gab es natürlich auch. Ohne ging gar nicht.

Doch etwas war seltsam. Und zwar James betreffend. Er versuchte erst nicht mit Lily zu Flirten, sondern war mit den Gedanken irgendwie abwesend. Ich sollte ihn später darauf ansprechen.

Als wir fast das ganze Essen gegessen hatten, und satt waren, erzählten ich Lily, was sich in den Sommerferien zwischen meinen Eltern und mir abgespielt hatte, aber auch wie bei Moony und Peter lies ich die Stelle warum sie mich weggeschickt hatten aus. Schließlich saß Remus direkt neben mir.

"Hast du eine Idee, wie wir Reggie da raus holen könnten?", fragte sie.

"Das einfachste wäre, ihn nach Schuljahresende vom Bahnhof aus irgendwo hinzubringen, wo er sicher ist, aber das erwarten meine Eltern. Sie würden an zum Gleiß kommen Reggie schnappen, und abhauen. Nein, wenn, müssen wir ihn nach Schuljahresende von Hogwarts irgendwo mit hinnehmen. Ohne mit dem Zug zu fahren.", überlegte ich.

"Ihr könntet zu mir kommen", sagte James.

Ich lächelte ihn an.

Pläne schmiedend ging der Morgen langsam vorbei, in einer Stunde würde das Mittagsessen sein.

"Was habt ihr eigentlich in dem Aufsatz in Verwandlung geschrieben? Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig hab.", wechselte Moony das Thema.

"Scheiße der Aufsatz!", James sprang auf. "Ich habe den total vergessen!"

Ich hatte ihn mit Remus zusammen im Krankenflügel geschrieben.

Aber auch Peter schaute erschrocken. "Ich auch...", murmelte er. "James wir sollten in die Bücherei, um das nachzuholen"

"Okay", sagte Lily, und blieb zuerst sitzen. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, als hätte sie eine Idee gehabt, und sprang plötzlich auf. "Wisst ihr was, ich helfe euch, dann geht es schneller." Sie schaute mich verschwörerisch an, bevor sie mit den Jungs verschwand, und dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Sie war mitgegangen, damit ich mit Moony alleine war. Verflixt und zugenäht, Lily!

Ich legte mich auf den Rücken, und starrte in den Himmel, Moony tat es mir nach.

"Siehst du das?", ich zeigte auf eine Wolke "dass sieht aus wie ein Dinosaurier!"

"Nein wie ein Drache! Schau doch, der hat Flügel!", widersprach er.

"Aber die Wolke da drüben, die ist ein Buch!"

"Stimmt!", meinte er "und daneben steht McGonni."

Ich drehte den Kopf und sah ihn an. Er schaute in den Himmel.

Und dann tat ich etwas Unüberlegtes. Ich setzte mich halb auf, und beugte mich über ihn. Langsam legte ich meine Lippen auf seine, und fing an, ihn zu küssen. Es war mir klar, dass er mich wegschubsen könnte, und außerdem war mir klar, dass damit unsere Freundschaft für immer kaputt sein würde. Ich wusste nicht mal, ob er auch auf das gleiche Geschlecht stand. Und in diesem Moment kümmerte ich mich auch nicht darum. Denn er erwiderte den Kuss, sanft und weich und schokoladig. Ich musste lächeln, und löste mich von ihm. Ich sah ihn an. Rote Wangen, geweitete, leuchtende Augen, verwuschelte Haare.

"Jetzt müssen wir Lisa nicht mehr anlügen", murmelte Moons. Ich nickte nur und lächelte und war überfordert und überwältigt von der ganzen Situation.

Im nächsten Moment realisierte ich, dass mein Traum, den ich während der Zugfahrt nach Hogwarts hatte, wahr geworden war.

Looking for the moonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt