Kapitel 12 ✔️

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L U N A

Ich stand vor dem Kamin, um zurück nach Hogwarts zu flohen.
„Pass auf dich auf, mein kleiner Stern.", lächelte Dad und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Du kennst mich doch, Dad.", zwinkerte ich.
Dann wandte ich mich an Remus.
„So... und du klärst das endlich mit Tonks, Remus!", sagte ich und blickte ihn mit finsterer Miene an.
„Ich - aber - sie - ich versuch's, ja.", murmelte Remus niedergeschlagen.
„Gut.", grinste ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Bis dann"
Ich stieg in den Kamin, nahm ein bisschen Flohpulver in die Hand, warf es auf den Boden und sagte laut und deutlich: „Hogwarts!"
Ich sah noch einmal flüchtig meinen Dad und Remus, dann umschlossen mich die Flammen; während ich sehr schnell herumwirbelte, erhaschte ich verschwommene Bilder von anderen Zaubererzimmern, die sofort wieder verschwunden waren, ehe ich sie richtig sehen konnte; dann drehte ich mich langsamer und kam schließlich mitten im Kamin von Professor McGonagall's Büro zum Stillstand.
Sie blickte kaum von ihrer Arbeit auf, als ich über den Rost hinausstieg.
„Guten Abend, Black. Hinterlassen Sie möglichst nicht so viel Asche auf dem Teppich."
„Ja, Professor."
Ich schwang kurz meinen Zauberstab, wodurch die Asche von meinen Kleidern verschwand, und machte mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum, wo ich von weitem Harry, Ginny und Ron sah.
„Flitterkram.", sagte Ron zuversichtlich, als ich bei ihnen ankam und Harry und Ginny kurz in die Arme schloss.
„Nein.", sagte die fette Dame.
„Was soll das heißen, »nein«?"
„Es gibt ein neues Passwort.", sagte sie. „Und bitte schrei nicht so."
„Aber wir waren nicht da, wie sollen wir denn -?"
„Harry! Ginny! Luna!"
Mine eilte uns entgegen, mit Winterumhang, Hut und Handschuhen und ganz rosa im Gesicht.
„Ich bin vor ein paar Stunden zurückgekommen, ich war eben unten zu Besuch bei Hagrid und Seiden - ich meine, Federflügel.", sagte sie atemlos. „Hattet ihr schöne Weihnachten?"
„Jaah", sagte Ron sofort, „war ziemlich viel los, Rufus Scrim -"
„Ich hab was für euch.", sagte Mine, die Ron weder ansah noch irgendwie zeigte, dass sie ihn gehört hatte, und blickte Harry und mich an. „Oh, Moment mal - Passwort. Abstinenz."
„Genau.", sagte die fette Dame mit schwacher Stimme, schwang nach vorne und gab das Porträtloch frei.
„Was ist los mit ihr?", fragte ich.
„Hat es an Weihnachten etwas übertrieben, wie's aussieht.", sagte Mine, rollte mit den Augen und ging voran in den überfüllten Gemeinschaftsraum. „Sie und ihre Freundin Violet haben den ganzen Wein leer getrunken aus diesem Bild von den betrunkenen Mönchen unten im Zauberkunstkorridor. Was soll's..."
Sie kramte kurz in ihrer Tasche, dann zog sie eine Pergamentrolle hervor, die Dumbledores Schrift trug.
„Klasse.", sagte Harry und zog die Rolle auseinander.
Ich las über seine Schulter mit und stellte fest, dass unsere nächste Stunde bei Dumbledore für den folgenden Abend festgelegt war.
„Ich hab ihm eine Menge zu erzählen - und euch auch. Kommt, wir setzen uns -"
Doch in diesem Moment kreischte es laut „Won-Won!" und Lavender Brown kam aus heiterem Himmel herbeigestürzt und warf sich in Ron's Arme.
Einige Zuschauer kicherten; Mine lachte schrill und sagte: „Dort drüben ist ein Tisch... kommst du mit, Ginny?"
„Nein, danke, ich hab Dean versprochen, dass wir uns treffen.", sagte Ginny, doch ich hatte irgendwie den Eindruck, dass sie nicht gerade begeistert klang.
Wir ließen Ron und Lavender ineinander verhakt wie zwei stehende Ringer zurück und Harry ging vor Mine und mir her zu dem freien Tisch.
„Und, wie waren deine Weihnachten?"
„Oh, schön.", sagte sie schulterzuckend. „Nichts Besonderes. Wie war's bei Won-Won zu Hause?"
„Das sage ich dir gleich.", erwiderte Harry. „Hör mal, Hermine, kannst du nicht -?"
„Nein, kann ich nicht.", sagte sie klipp und klar. „Also spar dir die Frage."
„Ich dachte, vielleicht, na ja, über Weihnachten -"
„Es war die fette Dame, die ein Riesenfass fünfhundert Jahre alten Wein getrunken hat, nicht ich, Harry. Also, was gab es so wichtiges, das du mir erzählen wolltest?"
Jetzt sah auch ich Harry neugierig an.
Harry erzählte uns von dem Gespräch, dass er ebenfalls zwischen Sev und Draco gehört hatte, bevor ich in den Raum gestürmt bin und er nichts mehr hören konnte.
Gott sei Dank hatte ich einen Zauber aufgelegt.
Als er fertig war, saß Mine einen Moment nachdenklich da, dann sagte sie: „Glaubst du
nicht -?"
„- dass er nur so getan hat, als würde er Hilfe anbieten, damit Malfoy darauf reinfällt und ihm verrät, was er vorhat?"
„Nun, ja, genau.", sagte Mine.
„Ron's Dad und Lupin glauben das.", sagte Harry widerwillig. „Aber es beweist eindeutig, dass Malfoy irgendetwas plant, das kannst du nicht bestreiten."
„Nein, kann ich nicht.", antwortete sie langsam.
Ich seufzte auf und lehnte mich zurück.
Thema Draco... Draco plant irgendetwas... Draco ist ein Todesser... wann hört es endlich auf?!
„Und er handelt auf Voldemorts Befehl hin, genau wie ich gesagt habe!"
„Hmm... hat einer der beiden tatsächlich Voldemorts Namen erwähnt?"
Harry runzelte die Stirn und versuchte anscheinend sich zu erinnern.
„Ich bin nicht sicher... Snape hat eindeutig »dein Meister« gesagt, und wer sollte das sein?"
„Ich weiß nicht.", sagte Mine und biss sich auf die Lippe. „Vielleicht sein Vater?"
Sie starrte quer durch den Raum, offenbar tief in Gedanken versunken und bemerkte nicht einmal, dass Lavender Ron kitzelte.
„Wie geht es Lupin?"
„Nicht besonders.", sagte Harry und er erzählte uns alles über Remus' Mission bei den Werwölfen und die Schwierigkeiten, vor denen er steht.
Remus hat uns das nicht erzählt... wahrscheinlich, weil er mir keine Angst machen und Sorgen bereiten wollte.
„Hast du je von diesem Fenrir Greyback gehört?"
„Ja, hab ich!", sagte Mine und klang erschrocken. „Und du auch, Harry! Luna, kennst du -?"
„Ich weiß, wer Fenrir Greyback ist.", sagte ich.
„Wann, in Zaubereigeschichte? Du weißt ganz genau, dass ich nie zugehört hab...", murmelte Harry.
„Nein, nein, nicht in Zaubereigeschichte - Malfoy hat Borgin mit ihm gedroht!", sagte Mine. „Damals in der Nokturngasse, weißt du nicht mehr? Er meinte zu Borgin, dass Greyback ein alter Freund der Familie sei und dass er kontrollieren würde, wie Borgin vorankommt!"
Ich glaube, ich muss dringend mit Draco reden...
Harry starrte sie mit offenem Mund an.
„Das hab ich ganz vergessen! Aber das beweist, dass Malfoy ein Todesser ist, wie könnte er sonst Verbindung zu Greyback haben und ihm sagen, was er tun soll?"
„Es ist ziemlich verdächtig.", hauchte Mine. „Außer..."
„Ach, nun hör schon auf", sagte Harry wütend, „das kannst du jetzt nicht auch wieder hindrehen!"
„Also... es ist jedenfalls möglich, dass es eine leere Drohung war."
„Du bist wirklich unglaublich.", sagte Harry kopfschüttelnd. „Wir werden sehen, wer Recht hat... du wirst deine Worte noch bereuen, Hermine, genau wie das Ministerium. Ach ja, und einen Streit mit Rufus Scrimgeour hatte ich auch noch..."
Den restlichen Abend verbrachten wir in aller Freundschaft und zogen über den Zaubereiminister her, denn Mine dachte genau wie Ron, dass es eine gewaltige Frechheit des Ministeriums war, nach allem, was man Harry im Jahr zuvor angetan hatte, jetzt Hilfe von ihm zu verlangen.

Luna Black 6 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt