Kapitel 6 ✔️

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L U N A

Wie Mine vorausgesagt hatte, waren die Freistunden der Sechstklässler nicht die Zeiten seliger Entspannung, die Ron sich ersehnt hatte, sondern Arbeitsstunden, in denen wir versuchen mussten, unseren gewaltigen Berg an Hausaufgaben zu bewältigen.
Und lieber mache ich lieber gleich alle Hausaufgaben an einem Tag fertig, als sie Tage lang vor mir herzuschieben und sie dann auf den letzten Drücker machen zu müssen.
Wir lernten nicht nur, als hätten wir täglich Prüfungen, auch der Unterricht selbst war nun anspruchsvoller denn je.
Harry verstand inzwischen kaum mehr die Hälfte von dem, was Professor McGonagall uns erzählte; sogar Mine und ich hatten die Lehrerin ein- oder zweimal bitten müssen, ihre Anweisungen zu wiederholen.
Unglaublicherweise und zu Mine's und meinem wachsenden Unmut war Zaubertränke plötzlich Harry's bestes Fach geworden - dank dem Halbblutprinzen.
Ungesagte Zauber wurden inzwischen vorausgesetzt, nicht nur in Verteidigung gegen die dunklen Künste, sondern auch in Zauberkunst und Verwandlung.
Wenn ich im Gemeinschaftsraum oder während der Mahlzeiten zu meinen Klassenkameraden hinübersah, bemerkte ich des Öfteren, dass sie puterrot waren und die Gesichter verzogen, als hätten sie eine Überdosis Du-scheißt-nie-mehr eingenommen, aber ich wusste, dass sie sich in Wirklichkeit damit abmühten, zu zaubern, ohne sie Zauberformel laut auszusprechen.
Es war eine angenehme Unterbrechung, nach draußen in die Gewächshäuser zu kommen; in Kräuterkunde beschäftigten wir uns zwar mit gefährlicheren Pflanzen denn je, aber wenigstens durften wir noch laut fluchen, wenn die Giftige Tentakula uns unerwartet von hinten packte.
Unser enormes Arbeitspensum und die vielen hektischen Stunden, in denen wir ungesagte Zauber übten, waren Gründe dafür, dass Harry, Ron, Mine und ich bislang noch keine Zeit gehabt hatten, Hagrid besuchen zu gehen.
Er kam nicht mehr zu den Mahlzeiten an den Lehrertisch, ein unheilvolles Zeichen, und bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen wir ihm in den Korridoren oder draußen auf dem Gelände begegnet waren, hatte er uns unbegreiflicherweise nicht bemerkt oder unsere Grüße nicht erwidert.
„Wir müssen hingehen und es ihm erklären.", sagte ich am folgenden Samstag beim Frühstück, als ich zu Hagrid's riesigem leeren Stuhl am Lehrertisch hochblickte.
„Heute Morgen haben wir Quidditch-Auswahlspiele!", sagte Ron. „Und wir sollen auch noch diesen Aquamenti-Zauber für Flitwick üben! Außerdem, was denn erklären? Wie sollen wir ihm erklären, dass wir sein blödes Fach gehasst haben?"
„Wir haben es nicht gehasst!", erwiderte Mine.
„Da kannst du nur für dich selbst sprechen, ich hab die Kröter jedenfalls nicht vergessen.", bemerkte Ron düster. „Und ich sag dir, wir sind um Haaresbreite davongekommen. Du hast nicht gehört, wie er sich über seinen beschreiten Bruder ausgelassen hat - wenn wir geblieben wären, hätten wir Grawp noch beibringen müssen, wie man sich die Schuhe zubindet."
„Ich hasse es, wenn wir nicht mit Hagrid sprechen.", sagte Mine und sah verstimmt aus.
„Nach Quidditch gehen wir runter.", versicherte ihr Harry. „Aber die Testspiele dauern vielleicht den ganzen Morgen, bei den vielen Leuten, die sich beworben haben."
Er war wahrscheinlich nervös angesichts der ersten Hürde, die er als Kapitän nehmen musste.
„Keine Ahnung, warum plötzlich alle so scharf auf die Mannschaft sind."
„Nun hör aber auf, Harry.", sagte Mine, mit einem Mal ungehalten. „Die sind doch nicht scharf auf Quidditch, die sind scharf auf dich! Du warst nie interessanter und, ehrlich gesagt, du warst nie beliebter."
Ron verschluckte sich an einem großen Stück Räucherhering und ich klopfte ihm auf den Rücken.
Mine hatte nur einen geringschätzigen Blick für Ron übrig, ehe sie sich wieder Harry zuwandte.
„Alle wissen jetzt, dass du die Wahrheit gesagt hast, oder? Die ganze magische Gemeinschaft musste zugeben, dass du Recht hattest, dass Voldemort zurück ist, und dass du tatsächlich in den letzten beiden Jahren zweimal gegen ihn gekämpft hast und beide Male entkommen bist. Und jetzt nenn sie dich den »Auserwählten« - also, hör mal, kannst du nicht verstehen, warum die Leute von dir fasziniert sind?"
Harry lief leicht rot an.
Und du hast diese ganzen Schikanen des Ministeriums überstanden, als sie versucht haben, dich als unzuverlässig und als Lügner darzustellen. Man kann immer noch die Narben sehen, wo diese niederträchtige Frau dich gezwungen hat, mit deinem eigenen Blut zu schreiben, aber du bist trotzdem bei deiner Geschichte geblieben..."
„Man kann immer noch sehen, wo mich diese Gehirne im Ministerium gepackt haben, schau mal.", sagte Ron und schüttelte sich die Ärmel hoch.
„Und dabei schadet es auch nicht, dass du im Sommer gut 30 Zentimeter gewachsen bist.", schloss Mine, ohne Ron zu beachten.
„Ich bin groß.", quatschte Ron dazwischen.
Die Posteulen trafen ein, stießen durch regengesprenkelte Fenster herab und bespritzten uns alle mit Wassertröpfchen.
Die meisten Schüler erhielten mehr Post als üblich; besorgte Eltern wollten unbedingt von ihren Kindern hören und ihnen umgekehrt versichern, dass zu Hause alles in Ordnung war.
Ich bekam auch einen Brief.
Ich nahm Shadow den Brief ab und gab ihr ein Stück von meinem Brötchen.

Luna Black 6 - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt