L U N A
Am Himmel über den Schlosstürmen tauchten allmählich hellblaue Stellen auf, doch diese Vorboten des Sommers konnten Harry's Laune nicht bessern.
Er war erfolglos gewesen, sowohl bei seinen Versuchen herauszufinden, was Draco trieb, als auch bei seinen Bemühungen, ein Gespräch mit Slughorn anzufangen, das irgendwie dazu führen könnte, dass Slughorn ihm die Erinnerung gab, die er offenbar seit Jahrzehnten verheimlicht hatte.
„Zum letzten Mal, vergiss einfach die Sache mit Malfoy.", sagte Mine entschieden zu Harry.
Wir saßen nach dem Mittagessen gemeinsam mit Ron in einer sonnigen Ecke des Hofes.
Mine und Ron hielten beide ein Merkblatt des Zaubereiministeriums in den Händen: Häufiger Fehler beim Apparieren und wie man sie vermeidet.
Sie hatten noch an diesem Nachmittag ihre Prüfung, doch die Merkblätter hatten insgesamt nicht dazu beigetragen, ihre Nerven zu beruhigen.
Als ein Mädchen um die Ecke kam, schrak Ron zusammen und versuchte sich hinter Mine zu verstecken.
„Es ist nicht Lavender.", meinte ich gelangweilt.
„Oh, gut.", sagte Ron und erholte sich wieder.
„Harry Potter?", fragte das Mädchen. „Ich soll dir das hier geben."
„Danke..."
Sobald das Mädchen außer Hörweite war, sagte er: „Dumbledore wollte mir doch erst wieder Stunden geben, wenn ich diese Erinnerung habe!"
Ja, das Neueste: Harry hatte jetzt alleine die Stunden bei Dumbledore und ich bei Sev.
Warum? Keine Ahnung.
„Vielleicht will er nur mal nachschauen, wie du vorankommst?", überlegte Mine, als Harry das Pergament entrollte.
Ich blickte über Harry's Schulter auf den Brief.
Aber es war nicht Dumbledore's längliche, enge, schräge Handschrift, sondern ein unordentliches Gekrakel, das sehr schwer zu lesen war, da sich auf dem Pergament große Kleckse zerlaufener Tinte befanden.Lieber Harry, lieber Ron, liebe Hermine, liebe Luna, gestern Nacht ist Aragog gestorben.
Harry, Ron und Luna, ihr habt ihn kennengelernt, ihr wisst, dass er was Besonderes war.
Hermine, ich weiß, du hätt'st ihn gemocht.
Es würd mir viel bedeuten, wenn ihr heute gegen Abend zur Beerdigung runterkommt.
Ich will es in der Dämmerung machen, das war seine liebste Tageszeit.
Ich weiß, dass ihr so spät nicht draußen sein dürft, aber ihr könnt den Tarnumhang benutzen.
Allein bring ich's einfach nicht über mich, sonst würd ich nicht fragen.
Hagrid„Schaut euch das mal an.", sagte Harry und gab den Brief Mine.
„Oh, um Himmels Willen.", sagte sie, als sie ihn rasch überflog, dann reichte sie ihn an Ron weiter, der, während er ihn durchlas, immer ungläubiger dreinschaute.
„Der ist verrückt!", sagte er wütend. „Dieses Viech hat seine Freunde aufgefordert, Harry, Luna und mich aufzufressen! Ihnen gesagt, dass sie sich ruhig bedienen sollen! Und jetzt erwartet Hagrid von uns, dass wir da runtergehen und seine scheußliche haarige Leiche beweinen!"
„Und das ist noch nicht alles.", fügte Mine hinzu. „Er will, dass wir nachts aus dem Schloss gehen, obwohl er weiß, dass die Sicherheitsmaßnahmen tausendmal schärfer sind und dass wir dermaßen Ärger bekommen, wenn wir erwischt werden."
„Wir waren schon nachts unten bei ihm.", sagte Harry.
„Ja, aber für so was?", sagte Mine. „Wir haben eine Menge riskiert, um Hagrid aus der Patsche zu helfen, aber schließlich - ist Aragog tot. Wenn es darum ginge, ihn zu retten -"
„- dann würd ich erst recht nicht hinwollen.", sagte Ron entschieden. „Du hast ihn nicht kennengelernt, Hermine. Glaub mir, dass er tot ist, hat seinem Charakter nur gut getan."
Ich nahm den Brief zurück und betrachtete die auf dem ganzen Blatt verteilten Tintenkleckse.
Offenbar waren in rascher Folge dicke Tränen auf das Pergament gefallen...
„Luna, du kannst doch nicht ernsthaft überlegen, da hinzugehen.", sagte Mine. „Dafür Nachsitzen zu kriegen ist so was von unsinnig."
Ich seufzte.
„Jaah, ich weiß.", erwiderte ich. „Ich schätze, Hagrid wird Aragog ohne uns begraben müssen."
„Ja, das muss er wohl.", sagte Mine und sah erleichtert aus. „Übrigens, heute Nachmittag wird es in Zaubertränke fast leer sein, weil wir alle weg sind und die Prüfung machen... Versuch doch mal, Slughorn ein bisschen weich zu kochen!"
„Du meinst, beim 57 Mal hab ich Glück?", bemerkte Harry bitter.
„Glück.", sagte Ron plötzlich. „Harry, das ist es - hol dir dein Glück!"
„Was meinst du damit?"
„Nimm deinen Glückstrank!"
„Ron, das ist - das ist die Idee!", sagte Mine und klang verblüfft. „Natürlich! Warum ist mir das nicht eingefallen?"
Harry starrte uns an.
„Felix Felicis?", sagte er. „Ich weiß nicht... ich wollte es mir eigentlich aufheben..."
„Wofür?", fragte Ron skeptisch.
„Was um alles in der Welt ist wichtiger als diese Erinnerung, Harry?", fragte ich.
Harry antwortete nicht.
„Harry? Bist du noch bei uns?", fragte Mine.
„Wa-? Jaah, natürlich.", sagte er. „Also... okay. Wenn ich Slughorn heute Nachmittag nicht zum Reden bringe, nehme ich ein wenig Felix und versuche es heute Abend noch mal."
„Das wäre also abgemacht.", sagte Mine munter, stand auf und drehte eine elegante Pirouette. „Ziel... Wille... Bedacht..."
„Ach, hör auf damit.", bat Ron sie. „Mir ist sowieso schon schlecht - schnell, versteck mich!"
„Es ist nicht Lavender!", sagte Mine ungeduldig, als noch zwei Mädchen im Hof erschienen und Ron hinter ihr abtauchte.
„Schwein gehabt.", sagte Ron und lugte über Mine's Schulter, um sich zu vergewissern. „Mensch, die sehen aber überhaupt nicht glücklich aus, was?"
„Das sind die Montgomery-Schwestern und die sehen natürlich nicht glücklich aus. Hast du nicht gehört, was mit ihrem kleinen Bruder passiert ist?", fragte Mine.
„Ehrlich gesagt, verlier ich allmählich den Überblick, was den Verwandten von den ganzen Leuten so alles passiert.", entgegnete Ron.
„Also, ihr Bruder ist von einem Werwolf angefallen worden. Dem Gerücht nach hat ihre Mutter sich geweigert, den Todessern zu helfen. Jedenfalls war der Junge erst fünf und er ist im St.-Mungo gestorben, die konnten ihn nicht retten."
„Er ist gestorben?", wiederholte Harry schockiert. „Aber Werwölfe töten doch eigentlich nicht, sie verwandeln dich nur in einen von ihnen?"
„Manchmal töten sie.", erklärte ich. „Wenn sie die Kontrolle verlieren..."
„Wie hieß der Werwolf?", fragte Harry rasch.
„Also, dem Gerücht nach war es Fenrir Greyback.", sagte Mine.
„Ich hab's gewusst - der Wahnsinnige, der gerne Kinder angreift, von dem Lupin mir erzählt hat!", sagte Harry zornig.
Mine sah ihn düster an.
„Harry, du musst dir diese Erinnerung unbedingt beschaffen.", sagte sie. „Es geht doch darum, Voldemort aufzuhalten, oder? Diese schrecklichen Dinge, die passieren, da steckt überall er dahinter..."
Die Glocke läutete oben im Schloss und Mine und Ron sprangen mit entsetzten Mienen auf.
„Ihr werdet es schon schaffen.", sagte Harry, während wir in Richtung Eingangshalle gingen, wo die beiden sich mit den anderen Schülern treffen wollten, die auch die Prüfung im Apparieren ablegten. „Viel Glück."
„Viel Glück, ihr beiden.", lächelte ich.
„Gleichfalls.", sagte Mine mit einem bedeutungsvollen Blick zu Harry, als wir uns auf den Weg in die Kerker machten.
An diesem Nachmittag waren wir in Zaubertränke nur zu viert: Harry, Ernie, Draco und ich.
„Alle noch zu jung, um zu apparieren?", fragte Slughorn freundlich. „Noch keine siebzehn?"
Alle schüttelten die Köpfe, nur ich nicht.
„Miss Black?", fragte Slughorn verwirrt.
„Ich kann schon apparieren.", erklärte ich.
„Ah, nun", sagte Slughorn fröhlich, „da wir so wenige sind, werden wir heute mal etwas Vergnügliches machen. Ich möchte, dass Sie mir was Lustiges zusammenbrauen."
„Das klingt gut, Sir.", schleimte Ernie und rieb sich die Hände.
Draco hingegen ließ sich nicht zu einem Lächeln herab.
„Was meinen Sie mit »lustig«?", fragte er gereizt.
„Oh, da lass ich mich von Ihnen überraschen.", sagte Slughorn ungezwungen.
Draco schlug mit trotziger Miene sein Zaubertränke für Fortgeschrittene auf.
Es hätte nicht deutlicher sein können, dass er diese Unterrichtsstunde für Zeitverschwendung hielt.
Bildete ich mir das nur ein oder war Draco dünner geworden?
Mit Sicherheit sah er blasser aus; seine Haut hatte immer noch diese Spur von Grau, vermutlich weil er in den letzten Tagen so selten ans Tageslicht kam.
Ich seufzte und machte das Feuer unter meinem Kessel an.
Dann fing ich an zu Brauen.
Anderthalb Stunden später hatte ich einen Trank, den man in die Hand nehmen konnte und damit spielen konnte.
„Nun, das sieht ja absolut wunderbar aus.", sagte Slughorn und klatschte in die Hände, als er auf das sonnengelbe Gebräu in Harry's Kessel hinunterspähte. „Euphorie, nehme ich an? Und wonach riecht das? Mmmm... Sie haben bloß einen Stängel Pfefferminze dazugetan, nicht wahr? Unüblich, aber welch genialer Einfall, Harry. Das würde natürlich die gelegentlichen Nebenwirkungen, das exzessive Singen und Nasenzwicken, ausgleichen... Ich weiß nicht, woher Sie immer diese Gedankenblitze haben, mein Junge... es sei denn -"
Er hat ein Buch von einem gewissen Halbblutprinzen?
„- es sind einfach die Gene ihrer Mutter, die bei Ihnen zum Tragen kommen!"
„Oh... jaah, kann sein.", sagte Harry erleichtert.
Ernie machte ein ziemlich verdrießliches Gesicht; mit dem festen Vorsatz, Harry wenigstens dieses eine Mal auszustechen, hatte er sich völlig überstürzt seinen eigenen Zaubertrank ausgedacht, der nun ganz dick geworden war und wie eine Art lila Knödel am Boden seines Kessels lag.
Slughorn fand meinen Zaubertrank sehr amüsant.
Draco packte bereits mit säuerlicher Miene seine Sachen zusammen; Slughorn hatte seine Schluckauf-Lösung nur für »passabel« erklärt.
Als die Glocke läutete, ging Ernie sofort heraus.
Ich wünschte Harry noch leise Viel Glück und verließ dann Hand in Hand mit Draco das Klassenzimmer.
Heute sind wir seit 2 Jahren zusammen und wir möchten den Abend miteinander verbringen.
Zusammen liefen wir runter zu den Kerkern und betraten den Gemeinschaftsraum der Slytherins.
Bevor wir sein Schlafzimmer betraten holte Draco eine Augenbinde hervor.
„Leg dir die um.", bat mich Draco.
Verwirrt nahm ich ihm die Augenbinde ab und legte sie mir um, so dass ich nichts mehr sehen konnte.
Ich spürte, wie Draco meine Hand nahm und mich langsam in sein Zimmer führte.
Dann ließ er meine Hand los und nahm mir kurz darauf die Augenbinde ab.
„Wow.", hauchte ich und erstaunt blickte ich mich um.
Auf dem Boden lagen überall Rosenblätter und Kerzen beleuchteten den Raum.
Auf dem Boden lag eine Decke und darauf mehrere Schalen mit Schokolade überzogenen Erdbeeren.
„Gefällt es dir?", fragte Draco leise hinter mir und ich drehte mich zu ihm.
„Es ist wunderschön.", lächelte ich und fiel ihm um den Hals. „Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch.", sagte er und legte seine Lippen auf meine.
Lächelnd schloss ich meine Augen und erwiderte den Kuss.
Ich liebe ihn vom ganzen Herzen.
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Luna Black 6 - Harry Potter
FanfictionEs scheint, als würde sich das sechste Schuljahr in Hogwarts für Luna Black und ihre Freunde inmitten der wachsenden Bedrohung durch Voldemort zu einem gefährlichen Abenteuer entwickeln. Strengste Sicherheitsmaßnahmen wurden ergriffen, um die Schüle...