Kapitel 1

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Ich schaue gerade aus dem Fenster und zähle die Regentropfen, die langsam an ihr herunterlaufen. Ich beobachte, wie sie sich sammeln, nur um dann langsam durch die anderen hindurch nach unten zu laufen, wo sie schließlich von dem schmalen Fenstersims viele Meter in die Tiefe tropfen. Als mir auch das zu langweilig wird, hebe ich meinen Blick und betrachte die Landschaft, die sich weit über die Felder erstreckt. Doch wirklich erkennen kann ich nichts, da ein tiefer Nebel wie eine verirrte Wolke über ihr hängt und damit die Sicht verschleiert. Man könnte sagen, das Wetter passt perfekt zu meiner Stimmung.

Denn mich erdrücken fast die Sorgen. Übermorgen ist Vollmond und wenn er so läuft wie der letzte, nämlich einfach nur grässlich, dann kann ich gleich im Krankenzimmer einziehen. Ich habe keine Lust auf die verwirrten, verurteilenden Blicke meiner Mitschüler, wie sie hinter meinem Rücken anfangen, über mich zu tuscheln und sich ihre ganz eigene Geschichte über mein Fehlen zusammenreimen.

Mich hat zwar schon öfters einer gefragt, wo ich die Tage, in denen ich verletzt und gedemütigt im Krankenzimmer lag, verbrachte und anfangs hatten sie mir meine Lügen auch geglaubt. Doch spätestens im dritten Schuljahr wurden sie misstrauisch, fragten öfter nach, bis sie es jetzt gar nicht mehr tun, einfach weil sie wissen, dass ich es ihnen nicht erzählen würde. Jedenfalls nicht die Wahrheit.

Außerdem, was in den Augen von James das schlimmste war, hielten sich so die Mädchen von mir fern. Entweder, weil sie sich vor mir fürchten oder weil sie glauben, etwas Besseres als einen Lügner zu verdienen. Anfangs fanden sie mich noch mysteriös und geheimnisvoll, besonders aufgrund meiner Narben, die sich quer durch mein Gesicht ziehen, doch auch das änderte sich irgendwann. Verstehe einer die Mädchen.

In meinen Augen hingegen ist das super. Ich finde Mädchen nicht annähernd so interessant wie James, Sirius oder Peter. Klar sie sind nett, aber eben auch nicht mehr und nicht weniger. Ich versuche mir zwar immer wieder einzureden, dass ich sie unglaublich toll sind, wie James jedenfalls behaupte und ich sie interessant finde, auch interessanter als Bücher, doch tief in meinem Inneren weiß ich, dass es nicht so ist. Und auch nie sein wird.

Ich versuche, meine Gedanken wieder auf etwas weniger Anstrengendes und Weltbewegendes umzulenken. Vielleicht Bücher, oder Verteidigung gegen die dunklen Künste, oder Sirius, oder Zaubertränke, oder Sirius.... Immer öfter in der letzten Zeit fällt mir auf, dass ich viel an den Black denke. Zu viel. Und doch kann ich nicht aufhören, an ihn zu denken. An seine seidig glänzenden, tiefschwarzen Haare, die er oft zu einem unordentlichen, verboten gutaussehenden Dutt zusammenband, Seine unglaublich schöne, Eisblaue Augen, umgeben von vollen, langen Wimpern, für die wahrscheinlich jedes Mädchen töten würde. Seine kleine, perfekte Nase, seine roten, vollen Lippen. Wie man durch das viele Quidditch - Training bereits Muskeln deutlich unter seinen Shirts erahnen konnte, seine seidig glänzende, braun gebrannte Haut...

Ich wurde rau aus meinen Gedanken gerissen, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Erschrocken und auch irgendwie ertappt in meiner Schwärmerei, wobei sie das natürlich nicht war, drehte ich mich um. Hinter mir stand Sirius, so perfekt, wie ich ihn mir gerade vorgestellt hatte. Er grinste mich mit diesem schrägen Sirius - Lächeln an, das so unperfekt aussah, dass es perfekter nicht hätte sein können.

"Hier bist du, Moons. Wir haben dich schon überall gesucht", erklärte mir Tatze gerade, doch in seiner Stimme schwang nicht der Hauch eines Vorwurfs mit. Obwohl ich wusste, dass es ganz normal war, wenn Freunde einander suchten und nicht nur er mich gesucht hatte, sondern alle meine besten Freunde, breitete sich ein warmes Gefühl in meinem Inneren aus. "So sehr, dass du dich sogar schon in die Bibliothek traust?", grinste ich ebenfalls. Es war schon eine Seltenheit, wenn Sirius Black die Bibliothek betrat. Doch für dich hat er es getan, flüsterte diese dämliche kleine Stimme in mir, die ich sofort genervt zur Seite schob. Er hat es nicht für mich getan, sondern für seine Freunde. Und ich war nun Mal einer von ihnen.

Solange wir zusammen sind - eine Wolfstar Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt