Kapitel 3

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Am Abend saß ich im Gemeinschaftsraum und hatte es mir auf einem Der Sofas neben dem Kamin gemütlich gemacht. Ich hatte sogar noch eine Tafel Schokolade gefunden, die ich jetzt Stück für Stück genoss. Dazu noch ein gutes Buch, mein Abend war perfekt. Beinahe, denn Sirius fehlte irgendwie.

Nicht schon wieder, seufzte ich bei meinen Gedanken innerlich. Ich musste ihn schleunigst aus dem Kopf bekommen, immerhin war er mein bester Freund und dazu noch ein Junge.

Und du stehst nicht auf Jungs!

Doch gerade, als ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, kam Sirius durch die Öffnung in den Gemeinschaftsraum geklettert. Er sah sich kurz suchend um, bevor er dann zielstrebig in meine Richtung kam.

"Hey", begrüßte er mich gut gelaunt, während er sich neben mich fallen ließ. "Hey", erwiderte ich ebenfalls lächelnd, bevor ich meine Gedanken wieder dem dicken Buch auf meinem Schoß widmete.

Eine Weile schien es Sirius zu genügen, einfach untätig neben mir zu sitzen, doch allmählich wurde er ungeduldig.

"Was liest Du da?", fragte er irgendwann neugierig.

"Nur ein Buch über Zauberkunde."

"Und, ist es spannend?", hakte er weiter nach. "Es geh"t, erwiderte ich. "Worum geht es denn?"

Ergeben schlug ich das Buch zu und legte es vorsichtig neben mir auf den kleinen Tisch, auf dem auch meine angebissene Schokolade lag.

"Interessiert dich das wirklich?", fragte ich liebevoll, da ich genau wusste, dass es das nicht tat.

"Wieso nicht?", entgegnete Sirius gespielt empört.

"Na dann", begann ich und erzählte ihm anschließend den groben Inhalt meines Buches. Schon währenddessen konnte ich sehen, wie Sirius Augen immer wieder zu vielen und auf, nachdem ich geendet hatte, sah er müde und erschöpft aus.

"Was hältst du davon, wenn wir jetzt ins Bett gehen?", schlug ich schmunzelnd vor. Doch alles, das Sirius noch rausbrachte, war ein zustimmender Seufzer.

"Na komm", meinte ich, während ich Sirius auf die Beine zog. Zusammen machten wir uns langsam auf den Weg nach oben in den Schlafsaal. Dort angekommen kramte ich sofort meine Sachen hervor und verschwand in Bad.

Obwohl wir nun schon sechs Jahre befreundet und zusammengelebt haben, kann ich mich immer noch nicht vor ihnen umziehen.

Ich weiß zwar, dass sie mich so akzeptieren, wie ich bin, doch sie vielen Narben, die sich quer über meinen Oberkörper ziehen, sind alles andere als schön. Einmal, das müsste letztes Jah gewesen sein, ist mir beim Pulli-ausziehen mein T-Shirt mit hochgerutscht, sodass meine Freunde einen perfekten Blick auf meinen Oberkörper hatten. Die Reaktionen waren scharfes Lufteinziehen, mitleidige oder auch entgeisterte Blicke gewesen. Seitdem achtete ich strikt darauf, dass kein anderer einen Blick auf meine verhassten Narben bekam.

Doch bei mir konnte ich es nicht verhindern. Jedes Mal, so auch jetzt, wenn ich in den Spiegel sah, empfand ich nichts als Ekel in mir aufsteigen. Ich war hässlich, dünn und blass.

Nun schlecht gelaunt zog ich mir auch noch meine Hose und meine Boxershorts aus und stieg anschließend in die Dusche. Ich drehte das Wasser ganz heiß und ließ es brennend über meine Schultern laufen. Immer heißer wurde es, bis es irgendwann so auf meiner Haut brannte, dass ich es kaum aushielt.

Doch ich änderte es nicht. Ich lies es nur immer weiter über mich laufen, lauschte mit geschlossenen Augen dem Prasseln und versuchte, mit der Hitze meinen Kopf endlich zum Schweigen zu bringen

"Moony, ist alles in Ordnung bei dir? Du bist schon seit über einer Stunde da drinnen", ertönt plötzlich Sirius, von der Badezimmertür gedämpfte, Stimme.

Eine Stunde?! Oh wow, es fühlte sich gar nicht so lange an

Ergeben drehte ich das Wasser schließlich doch ab und rief ein Ja, alles gut! als Antwort. Ich nahm mir ein Handtuch und band es mir um die Hüften. Als ich gerade nach meinen frischen Sachen greifen wollte, merkte ich, dass ich sie auf meinem Bett vergessen hatte. Was für ein Mist!

Ich überlegte kurz, bevor ich das Tuch um meine Hüften straffte, meinen alten Pullover überstreifte und die Badezimmertür aufschloss. Ich tapste auf nackten Füßen zu meinem Bett. Ein kleiner Seitenblick auf Sirius zeigte mir, dass er gerade in einer seiner geliebten Muggelzeitschrift blätterte. Ich kramte noch schnell meine Sachen zusammen und verschwand wieder im Bad.

Ich trocknete schnell meine Haare putzte meine Zähne und zog mir meine Schlafsachen über, bevor ich endgültig das Bad verließ und zurück zu meinem Bett lief. Ich setzte mich darauf und überlegte, was ich jetzt noch tun konnte. Denn müde war ich nicht.

Wollte Sirius nicht eigentlich ins Bett gehen?

Ich drehte meinen Kopf und musterte ihn. Er saß unverändert auf seinem Bett, ganz in seine Zeitschrift vertieft. Seine Haare hatte er wieder zu diesem unordentlichen, unwiderstehlichen Dutt zusammengebunden. Ich musste den Drang unterdrücken einfach aufzustehen, zu seinem Bett zu laufen, seine Haare zu öffnen und meine Hände darin einzutauchen.

Und nebenbei noch diese vollen, roten Lippen auf meinen Spüren

Während diese eisblauen Augen mich anschauen

Warte mal. Eisblaue Augen?! Und in dem Moment wird mir klar, dass ich nicht der einzige von uns beiden war, der den anderen gemustert hat. Sirius musst mich auch schon eine ganze Weile angestarrt haben. Oh Gott!

Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.

"Na, genug gestarrt?", ertönte auch sofort der Kommentar des Schwarzhaarigen.

Ich wand nur beschämt den Kopf ab. Musste er das denn auch unbedingt mitbekommen?!

"Kein Grund sich zu schämen." Ich hob meinen Kopf wieder und sah ihn ehrlich lächeln. Dieser Anblick war so unglaublich schön, dass es mir den Atem verschlug.

"Ich, ich hab nicht", stotterte ich verlegen.

"Hey, ist doch kein Problem", meinte Sirius nur, immer noch mit diesem atemberaubenden Lächeln auf den Lippen.

Ein paar Augenblicke vergehen, in denen wir uns einfach anschauten und zu ergründen versuchten, was der andere gerade denkt.

Doch irgendwann erhob sich Sirius und ging ins Bad. Und sobald die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, schlug ich mir die Hände peinlich berührt vors Gesicht.

Was zur Hölle war das denn, Remus?! Hat dich dein bester Freund und geheimer Schwarm gerade beim Starren erwischt?!

Ich kippte zur Seite und legte mich unter meine noch kalte Decke.

Doch an Schlaf war nicht zu denken. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf, jeder einzelne wollte noch einmal durchdacht werden.

Ich hörte, wie Sirius zu seinem Bett ging, kurz stehen blieb und sich schließlich hinlegte, wie nach ein paar Minuten ein leises Schnarchen ertönte, wie James und Peter laut polternd eintraten, nur um sich dann gegenseitig anzuschnauzen, sie sollten leise sein, hier würden Leute schlafen. Schön wärs.

Ich hörte, wie sich die beiden noch leise unterhielten, bis irgendwann weiteres Schnarchen erklang.

Nur ich konnte einfach nicht einschlafen.

Nach ein paar Stunden hielt ich es schließlich nicht mehr aus. Ich stieg leise aus dem Bett und tapste mit nackten Füßen über den Boden zu unserem Fenstersims, wo ich mich leise niederließ.

Der Mond schien mir ins Gesicht, fast als würde er mich verhöhnen. Morgen wäre es so weit, morgen würde er wieder das schlimmste aus mir herausholen.

Ich weiß nicht, wie lange ich da so saß und einfach nur stumm den leuchtenden Mond anstarrte, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Irgendwann stand ich dann doch auf und schlüpfte wieder unter meine warme Decke.

Aber einschlafen konnte ich immer noch nicht.

Erst, als sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg in unseren Schlafsaal bahnten, driftete ich langsam ab in das Reich der Träume.

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Solange wir zusammen sind - eine Wolfstar Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt