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Mit einem frustrierten Stöhnen warf ich den Kopf in den Nacken und verfluchte Ryan im Stillen, dessen Worte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten. Nach der Arbeit, hatte ich mir zuhause ein warmes Bad eigelassen, in der Hoffnung, dass es mich und meine verkrampften Muskeln entspannen würde, doch die Gedanken an Ryan verhinderten das. Es gab Leute, die sich Sorgen gemacht haben, als du ohne Begründung einfach weg bist. Und ob du es glaubst oder nicht - ich war einer dieser Menschen! ”. Was sollte das denn heißen? Klar wusste ich, dass mein abruptes Verschwinden damals einige Leute verwundert hatte – ich hatte deswegen immer noch ein schlechtes Gewissen. Zwar hatte ich zu niemandem während meines Studiums eine enge Freundschaft gepflegt, aber ich hatte doch einige Kontakte geknüpft, die ich mit meinem Verschwinden alle gekappt hatte. Nachdem was damals passiert war, wollte ich einfach nur verschwinden. Die ersten zwei Wochen hatte ich mein Handy quasi durchgehend ausgeschaltet gehabt und als ich langsam wieder begonnen hatte, die Außenwelt um mich herum wahrzunehmen, war ich schlichtweg überfordert gewesen von der Flut der Nachrichten, die auf meinem Handy eingegangen war. Deshalb hatte ich sie so lange ignoriert, bis es zu spät zum antworten gewesen war. Das war nicht gerade meine schönste Aktion gewesen, aber andererseits war jeder meiner Freunde von der Uni, ein Teil meiner Vergangenheit, die ich einfach nur vergessen wollte. Und ich hatte diese klare Trennung gebraucht, um mit den Ereignissen abschließen zu können. Trotzdem überfiel mich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran dachte. Ich ließ mich tiefer ins Wasser sinken und tauchte meinen Kopf unter. Normalerweise verstummten meine Gedanken immer, wenn ich mich in der Schwerelosigkeit und Stille unter Wasser befand, aber heute wanderten meine Gedanken trotzdem wieder zu Ryan. Ryan, der zwar damals wie heute ein echter Mistkerl war, aber trotzdem ein paar Dinge gemacht hatte, die ich ihm nie vergessen würde. Er war der einzige dem ich nach drei Monaten auf seine Nachrichten geantwortet hatte, bevor ich seine Nummer geblockt und gelöscht hatte. Es war nur ein „Ich bin okay” gewesen, aber das war ich ihm schuldig gewesen. Eigentlich hätte ich gedacht, dass er mich nach der langen Zeit schon vergessen hätte, aber seine Hartnäckigkeit sprach eine andere Sprache. Klar, vielleicht machte er mich auch nur zu einem seiner Fälle, die er lösen wollte, um sich selbst zu beweisen, wie gut er war. Aber in seinen Worten hatte eine Ernsthaftigkeit gesteckt, die nicht zu seiner sonstigen Lässigkeit passte. Er -. Eine dumpfe Melodie von oberhalb der Wasserfläche riss mich aus meinen Gedanken. Prustend tauchte ich wieder auf und tastete blindlings nach meinem Handy. Ein Eiscrememoji leuchtete mir entgegen und meine Laune sank unter den Tiefpunkt. Unter diesem harmlos wirkende Emoji hatte ich meine Mutter eingespeichert, weil ein Telefonat mit ihr meist bedeutete, dass ich mich danach am liebsten mit einer Packung Eiscreme in meinem Bett verkriechen würde und nie mehr herauskommen wollte. Auch wenn ich ihren Umgang mit mir langsam gewohnt sein sollte, schaffte sie es immer wieder mich zu verletzen. Doch da ich ihre Anrufe schon in den letzten drei Tagen ignoriert hatte, konnte ich ihnen nicht länger ausweichen, weil ich sonst riskierte, dass sie am Ende noch hierherkam und das würde nicht gut enden. Also stieg ich aus der Badewanne, wickelte mir ein Handtuch um den Körper und hielt mir das Handy gegen mein Ohr. „Hi”, sagte ich und bevor ich noch irgendetwas hinzufügen konnte hörte ich auch schon die scharfe Stimme meiner Mutter: „Sieh mal einer an, das Fräulein Tochter weiß ja doch noch wie ein Telefon funktioniert!”. Ich rieb mir über die Stirn und antwortete sarkastisch: „Dir auch einen schönen Tag Mom”. Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Schöner Tag – von wegen. Er ist grässlich, aber deswegen rufe ich nicht an. Ich habe dir ein Flugticket für die Feiertage besorgt und erwarte, dass du kommst!”. Ich schloss die Augen und versuchte ruhig zu bleiben. Das war eben meine Mutter – sie fragte nicht, sondern ordnete an. „Mom, du kannst nicht einfach ein Flugticket für mich buchen. So kurzfristig kann ich nicht umdisponieren. Damit hättest du früher ankommen müssen”. Sie schnaubte unwirsch. „Du hättest doch so oder so eine Ausrede gefunden! Du bist die Chefin von deiner kleinen Bäckerei – du wirst doch wohl entscheiden können, sie für ein paar Tage zu schließen in dieser Position!”. Die kaum verhohlene Missbilligung in ihrer stimme versetzte mir einen Stich, obwohl ich versuchte ihre Worte nicht an mich heranzulassen. „Mom, die Einnahmen von den Feiertagen sind fest in die Kostenaufstellung miteingeplant! Ohne sie kommen wir nicht auf das Ziel unserer Jahreseinnahmen. Außerdem sind einige Lebensmittellieferungen schon gekommen, die wir sonst nicht verwerten können”, versuchte ich ihr geduldig zu erklären, aber wie bereits zu erwarten war, stieß ich bei ihr damit auf taube Ohren. „Vielleicht gibst du deine fixe Idee von einer Bäckerei ja auf, wenn du merkst, wie wenig durchdacht deine Aufstellungen sind und verkaufst sie endlich an jemand anderen. Mir ist es egal ob es dir passt oder nicht - du bist an Weihnachten da, sonst werden wir dein Sorgerecht für Zoe anfechten!”. Mir wurde eiskalt und jegliches Blut wich aus meinem Gesicht. Ich verkrampfte meine Hand um das Telefon. Da war der Grund, warum ich immer noch nicht endgültig die Seile zu meinen Eltern gekappt hatte. Wenn sie diese Drohung wirklich wahrmachten, würde mein gesamtes Leben in sich zusammenfallen. Denn Zoe war mein Leben. Klar, es war nicht gesagt, dass sie diesen Fall wirklich gewannen, aber meine Eltern waren reich und einflussreich und ich hatte während meines Studiums genug gelernt, um zu wissen, dass meine Chancen im Gegensatz zu ihren eher nicht so gutstanden. Um Zoe bei mir zu haben, würde ich wahrscheinlich einen Pakt mit dem Teufel eingehen und das wusste meine Mutter nur zu gut- weshalb sie als keine Antwort erfolgte, sagte: „Ich erwarte dich am 22. Dezember um 8:00 Uhr bei uns zum Essen. Unser Chauffeur wird dich am Flughafen abholen. Bis bald”. Damit beendete sie das Telefonat und ließ mich mit rasendem Herzen, Übelkeit und Kopfschmerzen zurück. Noch ein Problem um das ich mich kümmern musste. Aber nicht mehr jetzt. Stattdessen lief ich den Flur hinunter zu dem Zimmer am Ende des Gangs und öffnete sie um hineinzuspähen. Und als ich meine Tochter friedlich in ihrem Bett schlafen sah, da wusste ich, dass ich wirklich alles tun würde um sie zu beschützen...

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Überraschung!

Was sagt ihr zu Katys Mutter?

Es tut mir übrigens leid, dass es wieder spät geworden ist,aber mein Computer hat gespinnt und im Endeffekt musste ich das halbe Kapitel nochmal neu schreiben.

Ich hoffe euch gefällt es und ich wünsche euch einen schönen zweiten Advent :)

Die Liebesbäckerei -  eine Adventskalendergeschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt