Mittagspause

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Trotz der Kälte ließ sich die Mittagspause draußen mit einer Zigarette wunderbar aushalten. Gelassen nahm Wilhelmine einen Zug und beobachtete das rege vorweihnachtliche Treiben auf der Straße. Eigentlich interessierten sie die Angelegenheiten der Leute nicht, aber es war doch recht unterhaltsam, wie sich die Kinder am Straßenrand gegenseitig mit Schneebällen abwarfen, bis einer der Jungs weinte, weil das Mädel ihn am Kopf getroffen hatte.
Die Männer heutzutage hielten auch nichts mehr aus. Das ging im jungen Alter los und zog sich bis ins höhere wie bei Boerne... oder dem Kollegen Soltenfuss, der nicht mal ein bisschen Raus in der Mensa aushielt und tatsächlich ein Raucherverbot ausgehandelt hatte.
Wilhelmine plante schon einen Racheakt, der sich gewaschen hatte, aber jetzt genoss sie erstmal ihre Zigarette in Frieden und ohne die nervtötende Präsenz eines bestimmten Kollegen.

Sie unterdrückte ein Schmunzeln, als einem jungen Paar die Einkaufstüte zerriss und sämtliche Einkäufe über den Boden kullerten. Mussten die auch so viel kaufen. Waren das alles Weihnachtsgeschenke? Na, o du Fröhliche, aber nicht fürs Konto.
Da fiel ihr ein - Geschenke brauchte sie ja auch noch. Die Familiensache hatte sich erledigt, aber da gab es ja noch ihr Team, das eine kleine Aufmerksamkeit schon verdient hatte. Doch da stellte sich, wie jedes Jahr, die Frage: was?

Thiel war einfach, dem konnte man mit einem St. Pauli Fanartikel die größte Freude machen. Eine St. Pauli Wolldecke vielleicht. Oder ein St. Pauli Kissen. Oder St. Pauli Klopapier, wenn es sowas denn gab.
Boerne war ebenfalls einfach, auch wenn er immer so tat als wäre er so gar kein Einfaltspinsel. Ein guter Chateau würde völlig reichen, um die Grundbedürfnisse des Rechtsmediziners zu decken.
Schwieriger wurde es bei Herbert. Der verdiente schon etwas besonderes, aber zu sentimental durfte es dann auch nicht werden. Vielleicht kam sie ja an ein besonders Gras? Seine Vorlieben in der Hinsicht kannte sie.
Richtig schwierig wurde die Sache bei Frau Haller. Auch die hatte mehr als nur einen Gutschein oder eine Schachtel Pralinen verdient. Vielleicht musste sie sich da mal bei Boerne oder Schrader schlau machen, womit man ihr denn eine Freude machen könnte.
Apropos Schrader. Letztes Jahr hatte sie ihm nichts geschenkt, aber dieses Jahr war das schon fällig. Immerhin gehörte er mittlerweile fest dazu zu ihrer Chaostruppe. Reichte da eine Flasche Rum oder richtig auf die Kacke hauen und eine neue Kaffeemaschine fürs Präsidium? Da hätten sie ja alle was davon...

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