Dayna erwachte durch eine warme Hand, welche ihr sanft das Haar aus der Stirn strich.
Als sie vorsichtig durch einen kleinen Schlitz ihres Auges lugte, erspähte sie, wie Sir Caleb sie mit einem tiefgründigen Ausdruck in den Augen betrachtete.
"Fy nghariad", flüsterte er dabei kaum hörbar.
Doch sie hatte es gehört. Nur leider hatte sie überhaupt keine Ahnung, was es bedeutete.
Fest entschlossen, dieser Schwäche am heutigen Tage entgegenzuwirken, riss die junge Frau ihre großen Augen auf und funkelte den großen Mann an ihrem Bettrand gespielt wütend an.
"Beobachtest du mich etwa beim Schlafen?"
Der Ritter senkte seinen Blick sichtlich beschämt.
"Nein, mylady", log er sie dennoch dreist an.Schnell hatte er sich allerdings schon wieder gefangen und richtete seine glänzenden Augen auf sie.
"Du hast das Frühstück verschlafen. Beeil' dich, damit du nicht zu spät zum Unterricht kommst."Hektisch sprang die gewöhnliche Dauer-Zuspätkommerin aus ihrem Bett und eilte zum Kleiderschrank.
"Dreh dich um!", befahl sie ihrem Gast herrisch.
Nachdem sie sich sicher war, dass er ihr nicht zusah, wechselte sie eilig vom Schlafanzug in die bereits bekannte Uniform des Königreiches.
Frisch gekleidet eilte sie zu ihren Büchern."Wie soll ich die mitnehmen?", fragte sie Caleb ratlos.
"Ich habe gar keine Tasche."Triumphierend hielt er mit einer Hand einen schwarzen Leder-Rucksack hoch. Hatte er den gerade schon dabei gehabt? Egal. Jetzt blieb keine Zeit mehr zum nachdenken. Sie stopfte ihre Bücher hinein, schlüpfte tollpatschig in ihre Sneaker und hätte dabei beinahe das Gleichgewicht verloren, hätte ihr Ritter sie nicht gestützt. Dieses ständige Hinfallen und gerettet werden musste wirklich aufhören. Es war einfach viel zu klischeehaft. Die Schülerin konnte sich ein verschmitztes Lächeln über ihre eigenen Gedanken nicht verkneifen.
"Warum grinst du so?", fragte Caleb sie interessiert. Auch er lächelte.
"Du bist mein gallanter Retter", scherzte die Prinzessin und bemerkte dabei, wie etwas in Calebs Miene aufblitzte.
Urplötzlich bekam er dann allerdings einen grimmigen Gesichtsausdruck.
"Vieles, aber nicht das, Prinzessin", erwiderte er missmutig.Intuitiv legte sie ihre Handfläche auf seine Wange.
"Dieses mal wird es anders", versprach sie ihm.Er nahm ihre Hand und für einen Moment war es so, als würde die Welt um sie herum still stehen, während sie sich einfach nur gegenseitig in die Augen schauten.
Dann läutete eine Glocke auf.
"In fünf Minuten beginnt dein Unterricht", verkündete Caleb.
Hektisch zerrte er sie aus dem Raum und begleitete sie anschließend durch die unendlichen Flure zu ihrem Klassenzimmer.
Gerade noch pünktlich, dachte Dayna sich heilfroh.
"Ich hole dich zur Mittagspause ab", wandt Caleb sich noch ein letztes Mal an sie und verschwand dann, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.
Dayna nahm einen tiefen Atemzug. Unsicher, was sie von einer magischen Schule in einer unbekannten Welt erwarten sollte, öffnete sie die große Tür und trat ein.
"Hey hey, hat dich da etwa gerade Sir Caleb zum Unterricht begleitet?", wollte eine lockige Brünette von der neuen Mitschülerin wissen.
"Oh. Mein. Gott. Er ist soo heiß", posaunte ein anderes Mädchen mit Brille von etwas weiter hinten.
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Burning Shadows
Fantasy》ABGESCHLOSSEN《 Die Schattenwelt. Ein mystischer Ort, an dem nichts ist wie es scheint. Und auch Dayna ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Denn sie ist eine Schattenelfe. Eine besondere noch dazu. Unfreiwillig in ein völlig neues Leben hineing...