Lang lebe die Prinzessin!

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Dayna war zwar erleichtert, dass der Stein sie nicht getötet hatte - doch sie zur beinahe ausgestorbenen Blutlinie des Königs selbst zuzuschreiben, dem sie keine vernünftige Erklärung dafür liefern konnte außer der Wahrheit, die ihr ebenfalls den Kopf kosten konnte, war auch nicht gerade ein angenehmes Ergebnis.

Aydans Hand, die bis jetzt immernoch ruhig an ihrem Rücken gelehnt hatte, wanderte indes zu ihrer eigenen. Perplex über seine so ungenierte Berührung erlaubte sie ihm, seine Finger mit den ihren zu verschränken. Als sie ihn daraufhin jedoch verwirrt ansah, entdeckte sie in seinen Augen nicht den dümmlichen Ausdruck eines Teenagerjungen, der wegen ihres guten Aussehens und ihrer beliebten Stellung einen überforschen Annäherungsversuch wagte, wie es auf ihrer ehemaligen Schule schon so oft der Fall gewesen war. Es lag auch nicht die übliche flirtlustige Verschmitztheit darin, die sie von dem Kronprinzen bereits gewohnt war. Stattdessen sah sie Stolz in seinen  Augen aufblitzen, gepaart mit ehrlicher Zuneigung, die sie - wenn auch verwundert - gerne annahm.

Vielleicht hatte Caleb in Bezug auf ihn doch Unrecht, und es machte ihm gar nichts aus, dass sie eine Tenebrae war.

Aufmunternd drückte er ihre Hand. 

"Bereit?", formte er tonlose Worte mit seinen Lippen

 Dayna nickte, unschlüssig darüber, was er nun vorhatte. Warum vertraute sie diesem beinahe fremden Kronprinzen nur so sehr?

Mit einem Satz drehte er sie herum, sodass sie der Meute gaffender Zuschauer direkt gegenüberstand, welche ihre Augen alle nur auf sie gerichtet hatten.

Dayna musste schlucken, um sich davon abzuhalten, vor Schock laut aufzuschreien. So viele Leute hatte sie beim Reinkommen gar nicht wahrgenommen. Es mussten mit der Zeit noch mehr dazu gekommen sein.

Um keine Panikattacke zu bekommen, suchte sie die Masse nach einem vertrauten Gesicht ab - und fing sofort Calebs Blick auf. Der Ritter stand weit hinten bei den anderen Argussen. Da sie dieser Versammlung beiwohnen durften, mussten sie alle Mitglieder der Smaragdgarde sein. Sie wirkten fast wie eine starke Mauer, welche die Tegs schützerisch umgab. Dank Calebs stattlicher Große, stach er hinter den unzähligen Reihen der Adligen hervor, sodass Dayna sein ganzes Gesicht sehen konnte.

Es war wie zu einer eisernen Miene versteinert, weshalb sie sich bemühte, sich auf ihre gemeinsame Verbindung zu konzentrieren, um sein wahres Gefühlsleben zu ergründen. Erst dachte sie, sie sei noch zu schwach - doch dann spürte sie auf einmal seine enormen Emotionen mit gewaltiger Wucht auf sie hereinbrechen.

Freude darüber, dass der Stein der Wahrheit sie nicht getötet hatte. Angst davor, was jetzt geschehen würde. Unsicherheit, was er tun könne, um ihr zu helfen. Wut darüber, dass Aydan Ragon das Ganze hier in Gang gesetzt hatte mit einem Hauch von ... Eifersucht, weil er ihre Hand hielt?

Wirklich, Caleb?, neckte sie ihn telepathisch und konnte sich dabei ein leichtes Lächeln über die Gedanken ihres Wächters nicht verkneifen.

Als er ihre Nachricht empfing, zuckte er sichtlich zusammen und lief umgehend, den Blick von ihr abwendend, beschämt rot an. Doch auch er lächelte, als er wieder zu ihr hochsah.

Gerade, als sie ihm noch eine aufmunterndere Nachricht schicken wollte, bemerkte sie, wie Calebs Augen misstrauisch zu etwas an ihrer Seite wanderten. Als sie seinem Blick folgte, sah sie, dass der König sich inzwischen neben Aydan gesellt hatte und ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Sie schienen ebenfalls still zu kommunizieren, so wie Dayna es gerade selbst noch getan hatte.

Ein flaues Gefühl bildete sich in ihrer Magengrube. Was,wenn sie sich in ihrer Intuition bezüglich des Prinzen getäuscht hatte? Was, wenn ihr Onkel gleich vor aller Augen ihre Hinrichtung befehlen würde? Dem düsternen König traute sie fast alles zu. Er war heute so unnatürlich freundlich zu ihr gewesen ....

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