Dame, König, Bauer

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Dayna erwachte und musste einige Male blinzeln, bevor sie durch ihre vom stundenlangen Weinen verklebten Augen etwas erkennen konnte.

Ein Blick zum Fenster hinaus verriet ihr, dass es immer noch Nacht sein musste. Sie hob den Kopf etwas von der warmen Brust, auf der sie lag. Dabei trafen ihre Augen direkt auf den scharfen Blick von Aydan, der scheinbar selbst noch kein Auge zugetan hatte.

Dayna wunderte sich ehrlich gesagt darüber, dass sie überhaupt eingeschlafen war, bei allem, was im Moment los war. Aber wahrscheinlich hatte die Auseinandersetzung mit Shay sie einfach so sehr ausgelaugt, dass sie sich nicht dagegen hatte wehren können.

Und ganz vielleicht lag es auch ein bisschen daran, dass sie sich so nicht weiter mit der Tatsache hatte auseinander setzen müssen, dass Caleb sie belogen hatte. Wahrscheinlich bedeutete sie ihm überhaupt nichts und als wäre dies nicht schon schlimm genug, war sie scheinbar auch noch von den Geist einer toten Prinzessin besessen...

"Worüber denkst du nach?", drang Aydans raue Stimme zu ihr durch.

Dayna wendete den Blick von seinen wissenden Augen, aus Angst davor, sich sonst in ihnen zu verlieren. Außerdem schämte sie sich so unglaublich für ihre Dummheit. All die Zeit über hatte sie Caleb für ihren Beschützer und Retter gehalten, ja, sogar darüber nachgedacht, ob er ihre wahre Liebe war.

Und dabei hatte sie den Kronprinzen verletzt, der von allen Leuten wohl immer am ehrlichsten zu ihr gewesen war und es somit am ehesten verdient gehabt hätte, dass sie genauso ehrlich zu ihm war.

"Es tut mir leid", brachte sie deshalb nur kleinlaut hervor und hielt den Blick dabei auf die schwarze Decke aus glänzendem Stoff gerichtet, mit der Aydan sie irgendwann zugedeckt haben musste.

Aydans Finger strichen sanft über ihren Arm, doch sie spürte, wie seine Hand dabei leicht zitterte. "Es ist nicht deine Schuld."

Verwundert wandte Dayna sich ihm wieder zu. "Natürlich ist es das! Alles ist nur meine Schuld, meine ganz allein." Sie setzte sich auf, schlug die Hände vors Geischt und atmete mehrmals tief durch, um nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen.

Aydan legte eine Hand auf ihre Schulter und wartete einige Momente, bevor er sagte: "Ich habe es geahnt, weißt du. Dass du nicht ganz glücklich mit der Verlobung bist, meine ich. Ich dachte nur... ich dachte, es wäre wegen dem ganzen Druck, der nun als Kronprinzessin auf dir lastet und nicht deshalb, weil du... in Sir Caleb verliebt bist. Und Shay ist mein Cousin. Ich hätte etwas bemerken müssen, vorallem, wenn ich eines Tages mal ein guter Herrscher über unser Königreich sein will."

Daynas Herz schmerzte schon allein bei der Erwähnung des Namens ihres Wächters. Aber sie versuchte, sich dies nicht anmerken zu lassen, als sie Aydan eines mitfühlenden Blcikes bedachte. "Wenn der König mich nicht dazu gezwungen hätte... dann wäre es vielleicht gar nicht so schlimm gewesen, deine Frau zu werden."

Aydan schenkte ihr sein schiefstes Grinsen und sie spürte genau, dass er ihr nicht ein einziges Wort glaubte,  obwohl sie es durchaus ernst meinte.

Er kratzte sich am Hinterkopf. "Das alles tut jetzt sowieso nicht mehr zur Sache. Sir Caleb müsste mittlerweile bereits im Kerker sitzen und sobald er an das Gefängnis in den Moosbergen überstellt wurde, werde ich den König darum bitten, dich aus unserer geplanten Verbindung zu befreien."

Dayna fürchtete, sich verhört zu haben. Caleb sollte ins Gefängnis kommen? Natürlich waren seine Handlungen falsch gewesen und Dayna als Hauptleidtragende verstand wohl am allerbesten, dass er für diese irgendwie bestraft werden musste. Aber eine Gefängnisstrafe in den Moosbergen? In einer ihrer Unterrichtsstunden in Geschichte der Schattenwelt hatte sie gehört, dass dies eines der drei härtesten Gefängnisse der Schattenwelt war. Die Verbrecher, die dort einsaßen,  hatten die Auslöschung ganzer Dörfer zu verantworten. War dies wirklich mit Calebs Fehlentscheidungen, die er aufgrund seines Liebeskummer zu seiner toten Geliebten getroffen hatte, vergleichbar?

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