17 | Die Ruhe vor dem Sturm

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Lilly POV:
Mitten in der Nacht wurde ich urplötzlich wach. Mir lief der Schweiß über das Gesicht bis er sich dann an meinem Kinn sammelte und von dort heruntertropfte. Herr Gott, was hab ich bloß geträumt!

Ich lief ins Bad um mein Gesicht mit kaltem Wasser zu erfrischen. Da ich eh nicht mehr so schnell einschlafen konnte, entschied ich mich, kurz raus zugehen. Unser Kloster lag auf einem Berg, von dem man perfekt auf das vor uns liegende Meer blicken konnte. Es war still. Man konnte nur die leichten Wellen des Wassers vernehmen, die in der Ferne verblassten.

Ich nutzte den Moment, um kurz zu entspannen. Jetzt erschien mir alles so surreal. Mitten im Kampf gegen unseren größten Feind scheint die Welt wie im Kururlaub. Das bezeichnet man wohl als Ruhe vor dem Sturm.

Kai POV:
Schmerzen. Das war das Erste, was ich spürte, nachdem ich wach wurde. Mein Kopf hing kraftlos nach unten. Ich konnte meinen Körper so gut sehen. Ein Oberteil hatte ich nicht an. Stattdessen sah ich viele offene Wunden aus denen Blut quillte. Meine Augen weiteten sich und ich wollte einfach nur schreien, doch ein dickes Tuch bedeckte meinen Mund und meine Nase. So konnte ich auch nicht sonderlich gut atmen. Nein, ganz ich Gegenteil. Es fühlte sich so an als würde ich gleich ersticken.

Mit größter Mühe hob ich meinen Kopf. Ich sah einen leeren Raum, in dem nur ein kleiner Tisch mit einer Peitsche drauf stand. Es war kalt und totenstill. Meine Arme wurden durch zwei an der Decke hängenden Ketten gefesselt. Zwei weitere fesselten meine Fußgelenke am Boden des Raumes. Es war unmöglich zu entkommen.

Aber wie bin ich überhaupt hierher gekommen? Wer war das? Und geht es den Anderen gut? All diese Fragen würde mir die Person beantworten, die gerade den Keller-ähnlichen Raum betrat.

"Na, endlich aufgewacht, Dornrösschen?" sagte sie in einem hochspöttischen Ton. Meine Sehkraft war noch sehr schwach und ich konnte lediglich verschwommene Bilder in der Ferne erkennen, aber diese Stimme würde ich überall erkennen: Garmadon!

Meine Miene verdunkelte sich blitzartig. "Deine Glücksfee macht wohl gerade Urlaub, was?" lachte er, kam näher und zog das Tuch in meinem Gesicht runter. "Meine Glücksfee kann mich mal!" grummelte ich leise, aber der Lord hörte es trotzdem. "Naw, unser kleines Feuerzeug ist mal wieder ziemlich genervt. Ach ja. Wie ich solche Menschen liebe." "Halt die Klappe und erzähl mir endlich was du vorhast!" schrie ich ihn, insofern es mein Zustand erlaubte, an. "Um zu wissen was ich vorhab, solltest du lieber erstmal wissen, was ich schon getan habe." sprach er so arrogant, dass ich ihm seine ekelhafte Fresse am liebsten so lange poliert hätte, bis er freiwillig kapituliert hätte.

"Weißt du Kai, um Macht zu bekommen, muss man sie sich von anderen Mächtigen nehmen. So ist das nunmal. Wenn ich also allmächtig werden will, muss ich mir wohl oder übel eure Macht nehmen. Und die wohl mächtigste Person unter euch, ist wohl Lilly." Sofort schärften sich alle meine Sinne. Nicht nur weil dieser Armleuchter in jedem Satz mindestens einmal das Wort Macht benutzt hat, sondern auch weil er jetzt einen Namen in den Mund genommen hat, den er besser hätte nicht aussprechen sollen.

"Mit anderen Worten: Besiege ich sie, wird die Eroberung Ninjago's ein Kinderspiel sein." "Du dreckiger Mistkerl, was hast du jetzt bitte mit mir vor?" äußerte ich mich. "Ich gebe dir zwei Möglichkeiten", fing er an, "entweder du schließt dich mir an und dir wird es an Nichts fehlen oder du schließt dich mir nicht an und ich mache dir das Leben zur Hölle." "Pff. Wie kommst du drauf, dass ich mich dir anschließen werde!" "Genau diese Antwort in genau diesem Ton hab ich erwartet. Tja ich wollte nur sicher gehen."

Er lief zu dem kleinen Tisch, auf dem die Peitsche lag, schnappte sich diese und fing an, sie gegen meinen Oberkörper schnipsen zu lassen. Jetzt weiß ich, woher all die Wunden auf meinem Körper stammen, die sich gerade schneller als die Karnickel vermehren. Für seinen letzten Schlag holte er nochmal ganz besonders aus und zielte damit genau in mein Gesicht. Kurz danach spürte ich etwas warmes meine Wange hinab fließen. Ich hatte schon so eine Ahnung was es ist, bevor ich es in meinem Mund schmeckte: Blut.

"Wie läuft es eigentlich mit dir und meiner Tochter?" Ich wurde ganz starr. Mein Herz setzte für einen Moment aus. Woher weiß er das? "Du scheinst gerade das Wichtigste in Lilly's Leben zu sein. Wie würde sie wohl reagieren, wenn ich ihr auch das nehme. Ja, Ja, die Liebe. Wenn du mich fragst gibt es nichts Dümmeres als sich zu verlieben. Enttäuschung pur." "Vielleicht liegt es einfach daran, weil du nicht geliebt wirst. Weder von deiner Familie, noch von deinen Freunden. Hast du überhaupt schonmal so etwas gespürt?" Er drehte sich blitzschnell wieder zu mir um und packte mich am Hals. Er schnürte mir damit fast meine Atemwege ab und schaute mir so tief in die Augen, dass ich schon richtige Angst bekam.

"Du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe!" "Aber ich weiß, dass du gerade auf dem besten Weg bist, deine Familie zu töten." Nach diesem Satz ließ er mich los und ich konnte mir einen Hustenanfall nicht verkneifen. Wortlos verließ er den Raum und ließ mich hier zurück. Von schmerzenden Wunden übersäht. Allein.

Zane POV:
Es lag eine komische Stimmung in der Luft. Das Gefühl, dass unser nächstes großes Problem direkt vor der Tür stande, ließ mich einfach nicht los. Und auch der Fakt, dass Kai heute nicht zum Frühstück erschienen ist und es Lloyd immernoch nicht besser geht, bestätigten das. Auch Lilly wirkt abwesender als sonst. Was geht hier nur vor?

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗶𝗲 𝗩𝗲𝗿𝗴𝗮𝗻𝗴𝗲𝗻𝗵𝗲𝗶𝘁 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt