Kapitel 12

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"Bereit Baby?" fragte ich Cate. Diese sah mich nur fragend an. "Na du wirst jetzt mit putzen. Du meintest doch vorhin, dass du Pferde liebst, oder nicht?". "Ja ich liebe Pferde, aber bisher musste ich sie nie putzen. Das hat immer jemand anders für mich gemacht." gab Cate ein wenig beschämt zurück. Ich musste lachen. Die große Catherine Blanchett hat noch nie ein Pferd geputzt. "Na gut, dann zeige ich es dir jetzt." Cate nickte mir zu. 

Eine dreiviertel Stunde später, war Venus geputzt. Jetzt nur noch satteln und es kann losgehen. Ich lies Cate mal probieren, doch sie bekam den Sattel nicht weit genug hoch, dass er auf Venus Rücken landet. Fluchend probierte sie es nochmal und nochmal und nochmal. Lachend nahm ich ihr den Sattel den Sattel weg und platzierte ihn gekonnt auf dem Pferderücken. Und kaum drehte ich mich wieder zu Cate, spürte ich schon ihren Mund an meinem Ohr. "Deine Muskeln find ich richtig heiß, Darling." ein Schauer lief mir über den Rücken und ich bekam Gänsehaut. Als ich etwas erwidern wollte, trat sie wieder von mir weg und reichte mir die Trense. "Wolltest du nicht langsam mal anfangen?" fragte sie mich neckisch. Stumm nickte ich nur und überlegte wie ich es ihr am besten heimzahlen konnte. 

Als Venus fertig war, fing ich an meine Stiefel anzuziehen, stellte mich dazu extra vor Cate und bückte mich extra weit runter. Ich spürte ihren Blick auf mir und genoss es regelrecht. 

Das Spiel beginnt.

"Na los, Cate. Komm schon" drang ich sie, als ich Venus am Zügel nahm und Richtung Außenplatz lief. Cate folgte uns, konnte ihren Blick nicht von meinem Po lassen und ich beschloss extra mit den Hüften zu wackeln. Kurz bevor ich aufsteigen wollte, hielt sie mich stark am Arm fest. "Wenn du das nächste Mal mit deinem kleinen Arsch wackeln willst, dann tu das daheim, aber nicht in der Öffentlichkeit. Verstanden?" "Du hast mir nichts zu sagen, Catherine. Und wenn ich mit meinem Po wackeln will, werde ich das tun. Wo und wann ich will. Und für wen ich will. Hast du verstanden?" antwortete ich mit Nachdruck. Cate erstarrte in ihrer Bewegung und nickte nur. Zufrieden stieg ich ohne weitere Worte auf und ritt los.

Venus fühlte sich einfach toll unter mir an. Sie war geschmeidig und kraftvoller als je zuvor. Es machte mich unglaublich glücklich, zu sehen, dass der Unfall sie nicht in die Knie zwingen konnte. Fast hätte ich Cate vergessen, doch ihre Blicke spürte ich immer auf mir. Kurz bevor ich ein paar Sprünge reiten wollte, blieb ich in der Mitte des Platzes stehen und winkte sie zu mir.

Ich beugte mich zu ihr runter, legte eine Hand in ihren Nacken und zog sie energisch noch ein wenig näher. "Pass gut auf, Blanchett. Nachher reite ich dich mindestens genauso hart, klar?" Cate nickte nur stumm und blieb die ganze Zeit in der Mitte des Platzes stehen und sah uns zu. Wir nahmen einen Sprung nach dem Anderen, es war wieder wie fliegen. Auch wenn wir noch lange nicht auf dem Niveau angekommen waren, das wir schon erreicht hatten, war ich unglaublich glücklich.

Breit strahlend, stieg ich wenig später wieder ab und fiel Cate in die Arme. Sie torkelte ein wenig zurück, festigte dann jedoch ihren Stand und schlang ihre Arme dann auch um mich. "So glücklich habe ich mich zuletzt-" oh mein Gott. Zuletzt war ich so glücklich, als ich Cate heute Morgen völlig gestresst in der Küche vorgefunden habe. Obwohl mich meine Vergangenheit eingeholt hatte, fand ich das erste Mal Frieden. Auch mit dem Gedanken an meine Mutter, Vater und Geschwister. Ich fühlte mich nicht mehr so allein. Nicht verloren und wertlos. Nicht ausgenutzt. Sondern geschätzt, gemocht und akzeptiert. 

Cate löste sich von mir und schaute mich fragend an. Sie lächelte sanft. "Wann hast du dich zuletzt so glücklich gefühlt?" fragte sie mich, als sie mir in die Augen sah. 

Es war, als würde sie mir direkt in die Seele blicken. Also konnte ich nicht anders als ihr die Wahrheit zu sagen. Hier, auf dem Sandplatz meines Reitstalls, in der heißen und prallen Sonne. Wir hörten nur die Vögel und das leichte Rascheln der Blätter im Wind. Es war nichts von dem lauten Straßenlärm Hamburgs zu hören. Keine Menschenmassen um uns herum. Nur wir Beide. Cate und ich. 

"Das letzte Mal so glücklich, war ich heute Morgen. Als ich dich am Herd stehen sah, wie du die Pfannkuchen verflucht hast. Da hab ich das erste Mal seit Jahren wieder etwas gespürt. Davor habe ich immer nur funktioniert. Tag ein, Tag aus war ich wie ein Roboter. Habe nur funktioniert. Für niemanden gelebt. Nicht mal für mich. In der Nacht, nach unserem ersten Mal, habe ich von meiner Vergangenheit geträumt. Das kam in letzter Zeit öfters vor, aber egal. Als ich aufwachte, dachte ich zu ersticken, an den Erinnerungen und dem Schmerz. Doch dann sah ich dich. Der Schmerz schien zu verblassen. Deine Berührungen, deine Worte. Noch nie habe ich mich so wertvoll gefühlt. Noch nie so gemocht. Als wir die Pfannkuchen aßen, musste ich an meine kleinen Geschwister denken. Sie haben ihre Pfannkuchen auch immer mit Zitronensaft und Zucker gegessen. Und auch in diesem Moment empfand ich Schmerz, aber nur gedämpft. Nicht mehr so stark wie die Jahre davor. Und dann die Zeit hier im Stall. Noch nie habe ich jemanden hierher mitgenommen. Hier war immer mein Zufluchtsort, mein sicherer Hafen. Doch das hat sich geändert. Wir kennen uns zwar erst wenige Wochen, doch glaub mir wenn ich dir Eins sage: von dem Moment an, als ich dich das erste Mal sah, wusste ich, dass du mein Leben veränderst. Dass du mich veränderst. Du hast mich dazu gebracht, mir Gedanken über meine Zukunft zu machen. Hast in mir das Gefühl geweckt, nicht mehr allein sein zu wollen. Deine Beziehung zu deiner Mum und zu deinen Kindern hat in mir Sehnsüchte geweckt, die ich vor langer Zeit begraben hatte. Und ich dachte, dass ich diese auch für immer los geworden bin. Dann kamst du um die Ecke, beziehungsweise deine Mum in mein Krankenhaus und plötzlich sind da Gefühle die ich nicht verstehe. Ich würde alles für dich tun, alles für dich riskieren und alles aufgeben. Und auch wenn es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf Gegenseitigkeit beruht, musste ich das jetzt loswerden. Du schaust mir in die Seele, Cate. Und ich würde gerne wissen, wohin uns das führen kann. Ich mag dich so unglaublich gern, Catherine Elise Blanchett. Mit allem was dazu gehört."

Cate sah mich an, mit Tränen in ihren Augen die ihre Wangen hinunter strömten. Sie löste sich langsam von mir und lief Richtung Koppeln. Okay, das war nicht die Reaktion die ich erwartet habe. Aber was habe ich erwartet? Vielleicht, dass sie das Gleiche für mich fühlt? Oder mir eine Backpfeife gibt und mich nie wieder sehen will? Egal in welche Richtung ihre Reaktion gegangen wäre, nichts war schlimmer als diese. Nichts erwidern und weggehen. Vielleicht braucht sie einfach nur einen kurzen Moment. Es war ja auch wirklich viel Gefühl auf einmal. 

Venus, die immer noch brav da stand, stupste mich an. Sie wollte endlich aus der Sonne und etwas essen und trinken. Also schnappte ich sie mir und brachte sie zurück zum Putzplatz. Dort brachte ich ihr erstmal etwas Heu und sattelte sie ab. Als die Trense und die Gamaschen auch weg waren, hatte sie ihr Heu schon aufgegessen. Ihr Halfter hatte ich ihr schon angezogen und führte sie zum Waschplatz. Das genossen wir am Sommer am meisten. Langsam fing ich an ihre Füße mit dem kalten Wasser abzuduschen und arbeitete mich immer weiter hoch. Ab und zu, trank sie auch etwas aus dem Schlauch und sah dabei so unglaublich süß aus. Fertig mit nass machen, seifte ich noch ihren Schweif und ihre Mähne ein, was ihr allerdings nicht so gefiel. Schnell wusch ich alles aus und brachte sie zurück auf ihr Paddock. Was ich nach ungefähr zwei Minuten schwer bereute. Kaum war sie auf das Paddock gestürmt, wälzte sie sich im Sand und sah danach wie ein paniertes Schnitzel aus. Ich musste laut los lachen. Als ich mich dann umdrehte, um wieder zurück zum Putzplatz zu laufen, sah ich Cate an einer der Weiden stehen. Ich hielt es nicht mehr länger aus. Musste wissen was sie dachte oder fühlte.

"Cate? Ist alles okay bei dir?" fragte ich sie vorsichtig. Als sie sich zu mir drehte, sah ich erst, wie schlimm sie aussah. Sie hatte viel geweint und die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. Also nahm ich sie in den Arm. Ich musste ihr einfach ein wenig Halt geben. Und wieder löste sie sich von mir. 

"Erin, hör zu. Das was ich dir vor unserem ersten Mal gesagt habe, meinte ich ernst. Ich gehe mit dir ein großes Risiko ein. Bist du dir sicher, dass du das ganze Paket willst? Ich habe Kinder, einen Job, ich werde immer unter Beobachtung stehen und es werden viele Hürden auf uns zu kommen. Ich habe eine schwierige Vergangenheit, die ich bis heute nicht verarbeitet habe. Also Erin, frage ich dich hiermit. Bist du dir absolut sicher?"



Hey, 

Ich hoffe das war euch nicht zu viel geschnulze. Aber irgendwie musste das mal raus. Die Gefühle, die Erin für Cate hat, sind die gleichen die ich für meine "Carol" habe. Nur bin ich leider nicht so mutig wie sie und habe diese Gefühle noch nie laut ausgesprochen. 

Das nächste Kapitel wird wieder etwas fröhlicher, versprochen!

Cates NurseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt