Nicht-Jungfrau in Nöten

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Hallo ihr liebsten Menschen. Ich habe einige ältere Kapitel überarbeitet, allen voran das erste. Die Rückblenden erklären einiges, was evtl. unklar sein könnte, wenn man dieses Kapitel ohne das neue erste Kapitel liest. Deshalb würde ich euch empfehlen, das zuerst zu tun. Und ansonsten wünsche ich euch viel Spaß dabei, Bo und Haru beim Flirten zuzusehen haha!

Zuerst einmal möchte ich zu Beginn dieses Kapitels ein Geständnis machen. Auch, wenn ihr jetzt eine astreine Darstellung des Sujets der verfolgten Unschuld erleben könnt (auch wenn anzuzweifeln ist, ob man das will), bin ich keine Jungfrau mehr.
Ja, was soll ich sagen, woran hat es gelegen? Das fragt man sich immer, woran es gelegen hat. In meinem Fall daran, dass ich 23 Jahre alt bin und na ja ... ich es mal ausprobieren wollte. Aber ich habe gehört, wenn man nicht gekommen ist, zählt es nicht! Außerdem ist meine Seele rein, ihr wisst schon. Was auch immer das jetzt bedeutet. Aber reicht das nicht aus?

Irgendwo erklangen Stimmen, dann ein zischendes Geräusch. Ich riss die Augen auf. Ein gleißend weißer Lichtblitz zerteilte den Kopf des Ungeheuers in zwei Hälften.
Was zur Hölle?, dachte ich.
Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll, erklang Dreckstücks Stimme in meinem Kopf.
Vor meinen Augen löste sich das Monster erst in Rauchschwaden auf, die schließlich in glitzernde Staubpartikel zerfielen und im Anschluss auf eine Gestalt zusteuerten, die mir zu meinem Verdruss bekannt vorkam.
Nicht der schon wieder, seufzte ich gedanklich. Meine Brust fühlte sich eng an. Ich war dem einen Monster entkommen und nun einem viel schlimmeren ausgeliefert. Einem undankbaren Mistkerl, der mir Handschellen anlegen wollte. Halbherzig versuchte ich aufzustehen, aber sofort tanzten die Sterne vor meinen Augen. Fuck. Meine Flucht war an der Stelle wohl Geschichte.
Mein Verfolger nahm die Partikel des Monsters komplett in sich auf, bis nichts mehr von ihm übrig war, abgesehen von dem Auge in meiner Faust. Mit beiden Händen umfasste er den Griff eines weiß leuchtenden Schwerts, das mir bis auf die Farbe unangenehm bekannt vorkam. Hatte er es reparieren lassen? Und hatte es beim letzten Mal nicht bläulich geglüht?
Der denkt auch, das hier wäre ein Action-Anime, unterbrach Dreckstück meine Überlegungen in einem abfälligen Tonfall.
Dunkle Haare fielen ihm tief in die Stirn, ein Paar goldener Augen inspizierte mich eingehend. Den Ausdruck darin konnte ich nicht deuten. Obwohl er mich akribisch musterte, hatte ich das Gefühl, dass er nicht mich ansah. Eher schien er einzuschätzen, wie hoch die Chance war, dass ich starb. „Das ist sie!", stellte er fest, steckte seine Waffe weg und zwei weitere Gesichter tauchten links und rechts von ihm auf.
Ich blinzelte. Die Erinnerung an die beiden anderen war verschwommen gewesen, doch als ich ihre merkwürdigen Gestalten wiedersah, kamen sie zurück. Von links beugte sich ein wasserstoffblonder Riese mit Vokuhila und mehreren Piercings über mich. Ein paar Sommersprossen sprenkelten sich über seine blasse Nase. Die Hände hatte er in den Hosentaschen eines moosgrünen Adidas-Trainingsanzugs vergraben, an seinem Hals schien er mehrere weiße Tattoos zu tragen und zwischen den Lippen steckte eine halb abgebrannte Kippe. Auf der rechten Seite stand eine Frau mit dunklem Hautton und langen Dreads, die weiße Tätowierungen im Gesicht trug. Auf der Schulter balancierte sie mit einer Hand am Griff ein kurzes Schwert mit einer gebogenen Sichel an der Spitze. Sie trug eine schmale rote Sonnenbrille, wie aus den 90ern und kaute Kaugummi. Ihr Outfit bestand aus einem weißen T-Sirt mit Card Captor Sakura Aufdruck, Jeans-Shorts und halbhohen Stiefeletten mit Plateau und Herzschnallen.
Herzlichen Glückwunsch, die Besetzung aus der Rocky Horror Show ist zu dir zurückgekehrt, bemerkte Dreckstück. Vor meinem inneren Auge tauchten Bildfetzen auf. Der Blonde hatte mich gefesselt. Mit Ketten aus Licht. Und die Frau hatte ihr Schwert gezogen, das, was sie jetzt auch in der Hand hielt. Rote Flammen hatten um die gebogene Klinge gezüngelt. Ich sah das Schwert auf mich niederschmettern und spürte die Bresche, die es in meinen Körper schlug. Als ob es gerade jetzt geschähe. Als ob die Klinge meine Seele spaltete. Nein. Nein, nein, nein! Was zur ... Ich fasste mir an den Kopf. Schmerz explodierte in meinem Rücken. Mein Verstand war außerstande, zu begreifen, was an diesem Abend vor drei Wochen geschehen war. Was sie mir angetan hatten.
Bo!, erklang Dreckstücks Stimme. Du bist nicht allein. Konzentrier dich auf mich. Dir wird nichts geschehen. Es ist vorbei. Deine Seele hat sich verändert, aber sie ist noch ganz. Ich bin bei dir. Ich werde dich nicht verlassen. Ich verspreche es dir.
Ein Schluchzen entfloh meinen Lippen, meine Sicht klärte sich, nur um im nächsten Moment vor aufkeimender Tränen zu verschwimmen. Nicht genug jedoch, um die mitleidigen Blicke meiner Kidnapper nicht zu bemerken. Schnell schluckte ich, um meinem Körper das Weinen zu verbieten.
„Die hat echt keinen Bock auf uns, was?", stellte der Blonde fest, kratzte sich hinter dem durchlöcherten Ohr und die Frau bestätigte: „Hat sich sich lieber auf nen Schatten eingelassen, wie's aussieht. Du hast ihr Angst gemacht, Haru. Es ist deine Schuld."
Haru - der in der Mitte - verlor zum ersten Mal seine seriöse Miene und zuckte zusammen. „Was kann ich dafür? Sie ist kein normaler Mensch, es war ja wohl deine Verantwortung als Teamleiterin, dass sie erst gar nicht entwischt!", empörte er sich. „Außerdem", fügte er etwas leiser hinzu. „... glaube ich eher, dass ihr die Reinigung Angst gemacht hat."
Danke, Dreckstück, dachte ich, weil mir einfiel, dass er mich soeben davor bewahrt hatte, dem Wahnsinn zu verfallen. Zum ersten Mal war ich froh, den Schatten in mir zu tragen. Waren sie wirklich die Bösen?
Du bist einen Pakt mit mir eingegangen und hast mich um Hilfe gebeten. Ich halte mein Versprechen, entgegnete er. Das war der Grund, warum ich dir nichts über die Reinigung erzählen wollte. Man vergisst sie, sie ist so einschneidend, dass es den Verstand übersteigt. Du solltest die Erinnerung vorerst ruhen lassen, bis du stärker geworden bist.
„Willst du dich mit deinem Boss anlegen, oder was?", riss mich die Stimme von Harus Vorgesetzter aus dem Gespräch. Sie beugte sich zu ihm vor, schob die Sonnenbrille auf ihre Nasenspitze runter und funkelte ihn herausfordernd an.
Wenn die sich weiter streiten, haben wir gute Karten, denen zu entwischen, warf Dreckstück ein.
Vergiss es, ich bin völlig am Ende, erwiderte ich.
Du solltest öfter auf mich hören. Dann säßen wir jetzt nicht in dieser Scheiße.
„Seid doch mal ruhig!", sprach der blonde Hüne ein Machtwort und alle verstummten. Selbst Dreckstück. „Wen interessiert's, wer daran schuld ist, jetzt haben wir sie. Packen wir sie ein und nehmen sie mit." Er nahm einen Zug von der Zigarette und stieß den Rauch aus. „Ich will endlich nach Hause. Ich hab Hunger. Und keiner von euch kann kochen."
„Wir können sie nicht einfach so mitnehmen", hielt seine Vorgesetzte dagegen: „Wenn sie ihre Kräfte noch nicht erweckt hat, kann sie nicht nach Caelus reisen."
„Ich reise nirgendwo hin, ihr Arschlöcher", krächzte ich. Caelus, dass ich nicht lachte. War das hier ein Fantasy-RPG?
Sechs Augenpaare richteten sich auf meine zermatschte Gestalt.
„Du wärst fast draufgegangen, kleine Lady", bemerkte die Frau. „Aber jetzt bist du in Sicherheit. Vorerst."
Ich kniff die Augen zusammen. In Sicherheit?! „Im Gegensatz zu dem Vieh ... habt ihr mich schon einmal umgebracht", erinnerte ich sie stockend. Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Keine Ahnung, wie ich das Ruder noch rumreißen sollte. Vermutlich musste ich jetzt mitspielen und eine gute Gelegenheit nutzen, um wieder abzuhauen, wenn es mir besser ging.
Um Harus Mund legte sich ein angespannter Zug, der blonde Riese lachte. „Du wärst sonst früher oder später ...", begann er, doch die Frau schnitt ihm das Wort mit einer schnellen Handbewegung ab.
„Ich bin Imara", stellte sie sich vor, nahm die Sonnenbrille runter und streckte mir ihre Faust entgegen. In meiner Erinnerung klingelte etwas. Beim ersten Mal hatte sie sich zwar nicht vorgestellt, aber ich hatte ihren Namen bereits gehört.
„Ist das dein verfickter Ernst?", erwiderte ich heiser. Sah ich aus wie ihr Bro? Sie seufzte und ließ die Hand sinken. „Ganz schön loses Mundwerk." Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Mir gefallen Leute, die sagen, was sie denken."
Wen interessiert's? Glaub denen kein Wort, Bo, wisperte Dreckstück.
Mein Schweigen schien sie zu animieren, fortzufahren. „Wir wollen dir nicht schaden, sondern dir helfen. Ich kann verstehen, dass du weg gelaufen bist. Aber du wirst Probleme bekommen. Mit Schatten. Und du schadest Außenstehenden, unbeabsichtigt versteht sich. Deshalb mussten wir handeln."
Ihre Worte trafen etwas in mir. Ja. Das waren meine Probleme. Sobald ich jemanden in mein Leben ließ, schwebte er in Gefahr. Das war schon seit meiner Kindheit so. Bereits meine Freunde in der Vorschule hatten sich nach und nach verändert, je mehr Zeit sie mit mir verbracht hatten. Für jemanden, der die Schatten nicht sehen kann, fängt es harmlos an: eine eigenartige Bemerkung hier, ein paranoider Blick da. „Jemand redet mit mir, Bo. Ich kann sie hören, die Stimmen. Sie sagen, ich soll schlimme Dinge tun." Das erzählten sie immer. Und dann taten sie schlimme Dinge. Weil die Schatten sie in den Wahnsinn trieben, um von ihren negativen Emotionen zu zehren. Und wer lockte die Schatten an? Ich. Wegen mir, wegen meiner Seele, sammelten sich diese Viecher um mich und jeden Menschen in meiner Umgebung.
Ich hatte keine Ahnung, warum ich sie sehen konnte und die anderen Menschen nicht. Und ja, als Kind hatte ich wirklich eine Zeitlang geglaubt, eine Auserwählte oder sowas zu sein. Aber das war ich nicht. Es war keine Gabe. Es war ein Fluch.
„Hey!" Der lange Blonde schnipste mit einem Finger vor meiner Nase herum. „Wir reden mit dir."
Ich blinzelte. Mittlerweile lief Sweet Child of Mine. Axl Rose fragte sich seit einigen Versen, wohin wir nun gehen würden und mir ging's ähnlich. „Was wollt ihr von mir?", stellte ich schließlich die entscheidende Frage.
„Erstmal, dass du wieder auf die Beine kommst. Haru kümmert sich um dich. Er hat was gut zu machen", informierte mich Imara und bat den immer noch grimmig dreinblickenden Haru, zur Tat zu schreiten. „Wir beeilen uns und bringen dich dann erstmal in Sicherheit", ergänzte sie. „Leon, du stehst Schmiere, ich kümmer mich um die Verrückte in der Ecke und komm dann nach."
Während ich überlegte, wie ich mich nun wieder aus dieser misslichen Lage befreien konnte, gingen die Drei ans Werk. Als Leon nach draußen verschwand, beugte sich Imara über die einzige verbliebene Kundin. Haru trat näher an mich heran und musterte mein Gesicht.
Mir wurde mulmig. Ich verband keine guten Erinnerungen mit ihm, mir wurde sogar übel, wenn ich daran dachte. Übel vor Wut. Ich biss mir auf die Zunge. Diese kleine Ratte hatte vor Angst gezittert, als er unter einem dieser Monster gelegen hatte.
Bei der Erinnerung zischte ich: „Du schuldest mir noch ein Danke."
Haru hielt inne. „Für was? Ich habe meine Schuld gerade beglichen. Du könntest dich genauso bedanken."
Arrogantes Arschloch, durchzuckte es meinen Kopf.
So wie alle Lichtkrieger, bestätigte Dreckstück.
„Du hast mich nur gerettet, weil ihr mich für irgendwas braucht", ächzte ich. „Und weil ihr den Schatten aus meinem Kopf ziehen wollt. Also, um deine Fehler wieder gut zu machen", spielte ich darauf an, dass Dreckstück aus seinem zerbrochenen Schwert gekrochen war.
Sein Gesichtsausdruck wurde so finster, dass ich kurz befürchtete, etwas zu weit gegangen zu sein. Doch Haru griff nur schweigend hinter meinen Körper und zog mich von der Theke - ihr erinnert euch, dort war ich nach meinem Kampf gelandet und hatte mir zumindest den Schmerzen nach zu urteilen den Rücken gebrochen. Nicht gerade das, was ich mir unter Break my Back vorgestellt hatte übrigens. Die Berührung seiner Hände ließ mich zusammenzucken, bevor ich einen erstickten Schrei ausstieß. Fuck, das tat fast noch mehr weh als meine Kopfschmerzen vorhin.
„Sei vorsichtig, du Rüpel", rief Imara ihm von der anderen Seite des Raums aus zu. Er antwortete ihr nicht und wandte sich stattdessen an mich. „Ich begleiche meine Schuld. Das hätte ich auch getan, wenn wir dich nicht brauchen würden, um einen Schatten zu bannen", stellte er richtig, während er eine Hand hinter meinen Kopf schob. Die andere legte er um meine Taille, dann hievte er mich gegen seinen Körper. Mit dem Fuß schob er ein paar Scherben beiseite.
„Interessante Art zu flirten", spielte ich auf die plötzliche Körpernähe an. Kurz schweiften meine Gedanken ab und kreierten ein Bild von ihm ohne Shirt, als ich darunter seine beachtenswerten Muskeln spürte. Die sich im Übrigen merklich bei dem Wort „flirten" verspannten.
„Willst du, dass ich dich fallen lasse?", zischte er. Langsam gingen wir in die Hocke und er legte meinen Körper auf den Fliesen ab. Dann begann er, mich abzutasten. Fällt das schon unter sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz?, überlegte ich und Dreckstück knurrte: Dir gefällt das ein bisschen zu gut. Zugegeben. Ich kam ich nicht umhin zu bemerken, dass er ein angenehmes Gesicht besaß. Unter dem Rand seines Shirts blitzten ebenfalls weiße Tattoos hervor. Immer, wenn er sich vorbeugte, bemerkte ich neben schlichten geometrischen Linien und Formen auch einen Schwertgriff. Unter anderen Umständen hätte ich ihn vielleicht attraktiv gefunden. Aber der Ausdruck in seinen goldenen Augen bereitete mir eine Gänsehaut. Als wäre ich bestenfalls ein Objekt, ein Mittel zum Zweck oder vielleicht sogar ein Hindernis, das es zu beseitigen galt.
„Du hättest mich einfach sterben lassen sollen. Dann hättest du noch ein paar Wochen deine Ruhe gehabt. Und ich hätte nicht ..." Er verstummte. Nun hatte er einen noch düstereren Gesichtsausdruck aufgelegt.
Der hasst mich, stellte ich fest.
Du bist ihm ja auch abgehauen. Wahrscheinlich war das seine Abschlussprüfung und du hast sie ihm vermasselt, bemerkte Dreckstück.
Es war offensichtlich, dass der Schatten nichts von den dreien hielt. Was sagst du zu ihnen? Sie sind Lux, nicht wahr?, fragte ich.
Du darfst ihnen nicht vertrauen, Bo. Sie werden dich ohne zu zögern töten, wenn es sein muss. Das sind nicht nur einfach nur Lux. Das sind Lucera. Lichtkrieger.
Ich verzog den Mund. Aber dir soll ich vertrauen oder was? Dreckstück war immer noch ein Schatten. Er war der Böse hier. Gut, die Dreierkonstellation war auch nicht viel besser, da musste ich ihm Recht geben. Sie waren sicher nicht meine Verbündeten. Wenn die Umbra mich ausnutzen wollten, warum dann nicht auch die Lichtwesen? Falls Dreckstück die Wahrheit sagte, dann waren sie genauso an meinen Kräften interessiert. Und ich wollte nicht die Marionette irgendwelcher Freaks sein.
Ich an deiner Stelle würde mir auch nicht vertrauen. Aber bis jetzt habe ich dir nur geholfen. Diese drei Lucera haben dich bereits einmal getötet. Sie würden es wieder tun, erinnerte er mich.
Wortlos drehte Haru mich auf den Bauch. „Hey du Arschloch, was soll das werden?!", schimpfte ich und wollte mich aufrichten, doch er legte mir die Hand auf den Hinterkopf. Keine seiner Berührungen war grob und doch lag ihnen eine routinierte Bestimmtheit inne. In meinem Zustand reichte es aus, damit ich mich grummelnd fügte. „Ich werde dich heilen, es gibt keinen Grund, sich zu wehren", versuchte er, mich zu beruhigen. Er schob mein Arbeitsshirt hoch und ich versteifte mich. Sein Hände waren kalt und rau.
„Sorry, ist gleich vorbei", murmelte er.
„Gerade wolltest du mich noch fallen lassen und jetzt entschuldigst du dich ausgerechnet wegen kalter Finger?", machte ich mich lustig. Haru antwortete nicht sofort und mir wurde klar, dass er sich wahrscheinlich nicht nur für die Kälte, sondern auch dafür, dass er mich überhaupt betatschte, entschuldigte. Er fuhr über meine Wirbelsäule und Wärme breitete sich über meiner Haut aus. In Wellen ebbte der Schmerz im Rückenbereich ab, bis es sich nur noch wie ein leichter Muskelkater anfühlte.
„Das mit dem Fallenlassen hast du dir selbst eingebrockt, das andere ... war in gewisser Weise meine Schuld", gab Haru zu bedenken, während seine Hände zu meiner Taille wanderten. Auch dort nahm der Schmerz ab und ich verdrehte mir beinahe den Nacken, als ich neugierig einen Blick auf das werfen wollte, was dort unten an meinem Körper vor sich ging. Als Haru seine Finger an meine Schultern legte, richtete ich mein Gesicht schnell wieder nach vorn.
„Du bist so ernst. Du hast bestimmt nicht viele Freunde", bemerkte ich spitz und spürte, wie Haru sich vorbeugte.
„Dann haben wir ja was gemeinsam. Du hast keinen einzigen Freund", raunte er. Schwang da Belustigung in seiner Stimme mit? Ich grummelte und Haru ließ Wärme über seine Finger in meine Knochen fließen.
„Verdammter Stalker", brummte ich. „Immerhin habe ich keine aus einer eigenen Entscheidung heraus. Du, weil du dich nicht bedankst, selbst wenn dir jemand den Arsch rettet."
„Ich bedanke mich bei dir, wenn du das ohne die Hilfe eines Schatten schaffst."
Arrogantes kleines ... Lichtlein!, regte sich Dreckstück auf. Wir helfen dem nie wieder! Hey Bo! Statt dass ihr beide darüber fantasiert, wie ihr nackt ausseht, könntest du dir einen Fluchtplan überlegen. Zum Beispiel, wenn deine Arme geheilt sind..  könntest du dich umdrehen und ihm eine reinschlagen!, schlug er vor.
Du bist in meinem Kopf, du weißt ganz genau, dass ich nur ganz kurz daran gedacht habe, wie seine Muskeln wohl aussehen, als er mich an sich gezogen hat, hielt ich dagegen. Außerdem bin ich sicher, wenn der mich weiter heilt, muss der sich nicht mehr viel von meinem Körper vorstellen...
Fuck, ich hab überhaupt nicht bedacht, dass ich dabei sein werde, wenn du mal Sex hast, erwähnte mein Parasit mit angeekeltem Tonfall. Ich bin davon ausgegangen, dass dich eh keiner will.
Ich schnaubte. Keine Sorge, die meisten Männer finden mich anstrengend. Aber ich musste Dreckstück Recht geben, was den Fluchtplan anging. Nur sollte ich vermutlich warten, bis ich wieder auf dem Rücken lag oder noch besser, bis ich saß. Auf dem Bauch würde ich zu lange brauchen, um überhaupt zum Schlag anzusetzen.
Derweil griff Haru nach meinen Armen. Geduldig wartete ich ab, bis das wärmende Gefühl einsetzte. Stattdessen spürte ich erneut etwas Kaltes und deutlich Härteres als seine Hände auf meiner Haut.
Seinen Penis, schaltete sich Dreckstück ein.
Das Klicken, was folgte, ließ aber auf weitaus Schlimmeres schließen. Ich versuchte meine Arme zu heben und fluchte.
Handschellen. Nicht schon wieder. Was hatte dieser Typ nur für eine Obsession dafür, mich zu fesseln?
Aber jetzt wird er seinen Penis rausholen. Das ist die Handlung fast aller Filme auf Xhamster, beharrte Dreckstück.
Ich stöhnte auf. Halt doch einfach mal die Fresse.

Oh Mann, ich denke Bo und Haru könnten einige lustige Szenen bekommen. Die beiden haben eine eigenartige Chemie. :D Was meint ihr? Und irgendwie ist Dreckstück die nervige Stimme in meinem Kopf, die immer alles denkt, was man nie aussprechen würde, wie sieht es bei euch aus? :D

Lux - Krieg zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt