Ein hoffnungsloser Romantiker

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Beomgyu POV:

Meine Gedanken haben die letzten Wochen keine Ruhe finden können.
So viel ist passiert; die Familienfeier auf der ich nicht sein wollte, dann der Konflikt mit Kang Taehyun im Café, die ständige Sorge, dass dieser mein Geheimnis vor Wut weiter erzählen könnte, meine Gefühle für Soobin, die eine immer unschönere Richtung nahmen, der Unistress und dann dieser Selbsthass, der seit kurzem immer schlimmer wurde.
Es herrschten etliche Emotionen in mir, die ein reinstes Chaos in meinem Kopf verursachten, und gleichzeitig hatte ich aber das Gefühl, dass ich nach all dem Grübeln und dem Sorgen keine Kapazitäten mehr hatte, um überhaupt noch etwas zu spüren. So emotional erschöpft und ausgebrannt kam ich mir vor. Mein Appetit durfte die letzten Tage auch darunter leiden und gott über das Schlafen wollte ich gar nicht anfangen zu reden. Ich war ein reinstes Wrack und das hatten auch bereits meine Freunde bemerkt, doch ich wimmelte ihre Versuche mich diesbezüglich auszufragen immer wieder ab. Als sie schließlich bemerkten, dass ich nicht reden wollte, hatte Hueningkai versucht mich mit seinen Scherzen und seiner süßen Art aufzumuntern und Soobin begann mich mehr als sonst zu umarmen, doch bei jeder Umarmung von ihm verspannte ich mich, statt mich an ihn zu lehnen, wie ich es sonst immer getan hatte. Der Ältere bemerkte dies natürlich und für einen kurzen Moment hatte er in diesen Augenblicken aufgrund meiner Reaktion verletzt gewirkt, aber dann schenkte er mir kurzdarauf wieder ein sanftes Lächeln. Meine Schuldgefühle verschlimmerten sich nach jedem Mal, bei der meine abwehrende Körpersprache Soobin einen falschen Eindruck vermittelt haben könnte. Ich konnte ihm aber nicht sagen, dass ich keinen Körperkontakt mit ihm haben konnte, weil ich noch dabei war über ihn hinweg zu kommen. Ich brauchte Zeit, immerhin hatte ich diese Gefühle schon ziemlich lange und ich war jemand, der sehr intensiv und viel für jemanden empfinden konnte. Diese sensible und melancholische Seite war trotz meiner äußerlichen Erscheinung tatsächlich ein großer Teil meiner Persönlichkeit und meine Freunde sagten selbst auch, dass ich eine überraschend romantische Seite an mir hatte. Wie nannte Hueningkai mich nochmal? Einen hoffnungslosen Romantiker?
Ich war ein emotionaler Mensch, demnach waren meine Entscheidungen nicht immer sehr klug bedacht. Das erklärte vielleicht auch, warum ich nicht zu Hause blieb, sondern mich wieder Mal von Soobin und Hueningkai überreden ließ mit ihnen auf eine Party zu gehen, damit ich mich, wie der Jüngere sagte, ablenken und den momentanen Stress vergessen konnte. Sie meinten es nur gut, es fühlte sich also nicht richtig an eine weitere Idee von ihnen abzuschlagen. Ich wollte schließlich nicht noch mehr als Freund enttäuschen, das tat ich die letzten Wochen schon reichlich. Außerdem wirkte der Gedanke für einen Moment von meinen Probleme entkommen zu können, zugegeben, ziemlich verlockend in meinen Ohren.
Also stand ich jetzt hier. In einem fremden Haus. Die Musik laut genug, um jegliche negative Gedanken in meinem Kopf zu übertönen. Eine hohe Anzahl an betrunkenen Leuten, die sich in Gruppen unterteilten und sich lauthals miteinander unterhielten, um den Rest meiner Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Ich hatte quasi nicht mehr die Möglichkeit an irgendwas anderes zu denken, als an meine laute und stimulierende Umgebung hier.
Ich wusste von Soobin, dass Yeonjun und Kang Taehyun auch hier sein wollten, aber der bereits vorhandene Alkohol in meinem Blut benebelte meine Fähigkeit darüber einen klaren Gedanken fassen zu können vollkommen. Jede mögliche Emotion, wurde erfolgreich von den Drinks betäubt, machten es schwierig diese vollständig aufzufassen und sie zu verarbeiten. Ich gab zu, ich hatte etwas übertrieben. Vor allem, wenn man bedachte, dass ich gerne Mal mein Limit überschritt, wenn ich gestresst feiern ging und Alkohol im Spiel war. Der Kater am nächsten Morgen war demnach vorprogrammiert, doch für heute Abend wollte ich einfach im Moment sein. Alles vergessen, was mich die letzten Tage so stark beschäftigte. Es lief auch ziemlich gut. Ich brachte in meinem alkoholisierten Zustand meine Freunde nach langer Zeit wieder zum Lachen und es war wie in den guten alten Zeiten. Natürlich hielt dieser schöne Moment aber nicht lange an, schon erfasste ich in meinem Augenwinkel zwei bekannte Personen. Yeonjuns Arme hatten sich auf eine sehr intime Art und Weise von hinten, um die Taille von Soobin gelegt und er stützte das Gesicht anschließend auf die Schulter des Größeren ab. An sich ein sehr süßer Anblick, wenn man meine miserable Situation dabei außer Acht ließ. Taehyun kam hinter den Beiden hervor und winkte zuerst Hueningkai zur Begrüßung, bevor er kurzerhand mit mir Blickkontakt aufbaute. Ein Schauder durchlief mich bei dem Gedanken, wie wir das letzte Mal auseinander gegangen waren und um mich vor dieser unangenehmen Situation zu retten, hatte ich schnell den Blickkontakt gebrochen. Stattdessen schenkte ich den Anderen meine ganze Aufmerksamkeit, die sich gerade über die Party aufgeregt austauschten. So beschloss ich mich schließlich die restliche Zeit zu verhalten. Taehyun so wenig Beachtung schenken wie möglich, weil ich feige war und in meinem betrunkenen Zustand dachte das Verdrängen die beste Lösung für dieses Problem hier wäre. Seine Blicke, die immer wieder zu mir wanderten, blendete ich demnach erfolgreich aus.
Soobin und Yeonjun waren schon längst verschwunden, wann und wohin sie gegangen waren, keinen blassen Schimmer. Meine Aufmerksamkeit hatte da eher das Mädchen vor mir beansprucht, die sich für meinen Geschmack viel zu eng an mich presste, doch so wirklich darauf reagieren war mir in dem Moment auch nicht möglich. Würde ein One-Night-Stand mir vielleicht helfen meine Gefühle zu vergessen?, fragte ich mich neugierig.
So etwas Lockeres für eine Nacht hatte ich noch nie ausprobiert und normalerweise wäre ich auch niemals auf solch eine gewagte Idee gekommen. Ist es wirklich schon so weit mit uns, Beomgyu?, sprach aber mein Gewissen und ich schüttelte daraufhin in Gedanken mit dem Kopf. Etwas tief in mir drinnen, verweigerte die Idee mit einem Fremden ins Bett zu steigen im Endeffekt.
Ich drückte schließlich das Mädchen höflich von mir weg. Gerade rechtzeitig, denn ich bemerkte, dass sie mir mit ihren Lippen viel zu nahe kommen wollte; dann bewegte ich mich erschöpft von der Tanzfläche runter. Ein leichter Druck in meiner Blase, signalisierte mir, dass ich eine Toilette aufsuchen sollte. Mir blieb nicht wirklich viel Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen wo meine Freunde verblieben waren oder ob ich sie in meiner Trance auf der Tanzfläche vielleicht verloren hatte. Ich schlängelte mich also durch die Menge, stieg eine Treppe hinauf und hielt nach einer Badezimmertür Ausschau, doch jede Tür hier sah identisch aus!
Als ich mich dann endlich dazu beschloss irgendeine zu öffnen und auf mein Glück zu setzen, wünschte ich mir, ich hätte es nicht getan. Dieser Anblick hätte mir nämlich wirklich erspart bleiben können. Langsam hatte ich den Verdacht, dass mir das Leben etwas mitteilen wollte.
Wieso mussten es ausgerechnet Yeonjun und Soobin sein, die ich hinter der Tür, küssend und eng aneinander gepresst auf dem Bett, vorfinden musste? Den Menschen über den ich gerade versuchte hinwegzukommen, in so einer intimen Situation zu erwischen, war das Letzte was ich heute Abend gebraucht hatte.
Die Beiden lösten sich abrupt voneinander und starrten mich mit großen Augen an, bevor sie jedoch wieder entspannten, als sie realisierten, dass ich es nur war. Na, vielen Dank aber auch- Soobin funkelte seinen Gegenüber, der sich auf seinem Schoß befand, böse an, welcher sich als Antwort nur schuldbewusst am Kopf kratzte. Dann drehte sich mein bester Freund mit dem Gesicht wieder zu mir, doch ohne groß nachzudenken und auf seine nächsten Worte zu warten, hatte sich mein Körper schon in Bewegung gesetzt und ich folgte meinem ersten Impuls.

Ich rannte weg.


***
Author's Note
Hey hey,
Die letzten Tage waren super stressig und ich konnte das Kapitel leider erst heute hochladen.
Mögliche Rechtschreibfehler werde ich später noch korrigieren.
Na ja, hoffe es war trotzdem nicht allzu schwer zu lesen.
Good night und süße Träume 💭💕

Dance With The Devil ||Taegyu||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt